Glinde. Geplantes Wohnprojekt an der Sönke-Nissen-Allee in Glinde kostet rund 20 Millionen Euro. Ob es umgesetzt wird, ist noch nicht sicher.
Das weiße Hochhaus an der Sönke-Nissen-Allee im Glinder Zentrum ist für viele Bürger ein Schandfleck. Demnächst könnte es verdeckt werden. Ein Investor möchte auf einem 2349 Quadratmeter großen Grundstück direkt davor ein siebengeschossiges Gebäude plus einer weiteren Etage im vorderen Bereich bauen. Das Konzept sieht 63 Wohnungen vor mit unterschiedlicher Zimmeranzahl, 21 davon sind öffentlich gefördert. Bestandteil sind auch elektronische Sharing-Angebote für Autos, Scooter und Fahrräder. Das Investitionsvolumen beträgt grob geschätzt rund 20 Millionen Euro. Voraussetzung für die Umsetzung: Die Politik ändert den Bebauungsplan. Ein Selbstgänger wird die Sache nicht. Entscheidungsträger reagieren verhalten auf den Vorschlag der Erste Gut Glinde GmbH & Co KG.
Diese hat vier Gesellschafter: Matthias Sacher, CDU-Stadtvertreter in der rund 18.900 Einwohner zählenden Kommune, Hauke Asmussen, Andreas Wulf und Birgit Lebender. Ihnen gehört das Areal an der Ecke zur Möllner Landstraße. Im jüngsten Ausschuss für Umwelt und Klimaschutz präsentierten Sacher, Wulf sowie der beauftragte Architekt das Bauvorhaben. Eine Abstimmung war nicht geplant. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Rainer Neumann sagt: „Ich finde das Gebäude recht hoch. Allerdings wirkt der Bereich unvollständig. Es wäre nicht verkehrt, die Lücke zu schließen.“ Ob in dieser Form, müsse man klären. Er werde das jetzt mit seinen Fraktionskollegen besprechen, möchte noch keine Richtung vorgeben.
Bürgermeister Rainhard Zug findet Projekt interessant
Ähnlich argumentiert Peter Michael Geierhaas von der SPD: „Im Prinzip sind Sozialwohnungen in der Ortsmitte gut, und vielleicht ist das Projekt auch eine Verbesserung der Optik. Ich habe aber noch keine Meinung dazu.“ Er sei sehr überrascht gewesen, als er von den Plänen in Kenntnis gesetzt wurde. Auch Maureen Macoun von den Grünen gibt sich noch bedeckt. Sie sagt: „Ich bin offen für solche Ideen, es müssen ja Wohnungen gebaut werden. Grundsätzlich ist Nachverdichtung gut.“ Konkret will sie das Projekt jetzt noch nicht beurteilen, zuerst innerhalb der Fraktion darüber diskutieren.
Mit Bürgermeister Rainhard Zug ist die Entwicklungsgesellschaft schon seit Monaten in dieser Angelegenheit im Austausch. Glindes Verwaltungschef sagt: „In Verbindung mit der Ortsmittegestaltung finde ich das Projekt interessant.“ Es isoliert zu betrachten, halte er für ungünstig.
Mobilitätskonzept soll von Hochschule begleitet werden
Im vergangenen Jahr hatten Glindes Politiker den Rahmenplan für ein Ortsmittekonzept beschlossen. In ihm sind die Leitlinien für die städtebauliche Entwicklung festgelegt. Ziel ist es, die Attraktivität der City zu steigern. Zentraler Bestandteil der Neugestaltung ist die Schaffung von 300 Wohnungen, 100 davon öffentlich gefördert, sowie 4000 Quadratmetern Einzelhandelsfläche. Zudem sind neue Radwege angedacht und eine zentrale Busumsteigestation, viele Grünflächen sollen aufgewertet werden.
Gewünscht ist auch ein Kreisverkehr an der Ecke Möllner Landstraße/Sönke-Nissen-Allee. Dafür benötigt die Stadt womöglich ein kleines Stück Grund, dessen Eigner die Entwicklungsgesellschaft ist. Sie hat schon Entgegenkommen signalisiert. Sacher und seine Mitstreiter haben im Ausschuss Visualisierungen vorgelegt. Denkbar ist eine weiße Putzfassade oder auch Klinker in einem Braunton. Die Tiefgarage ist über zwei Ebenen vorgesehen und eine Etage komplett für Büros. Darüber befinden sich die Wohnungen, zwölf pro Geschoss. Nur auf dem kleinen aufgestockten Teil sind es drei. Die gesamte Wohnfläche beträgt 4127 Quadratmeter.
„Wir würden es begrüßen, wenn hier ältere Menschen einziehen, die arm sind“, sagt Sacher mit Blick auf die Vergabe von Sozialwohnungen. Für Senioren sei der Standort ideal mit der Bushaltestelle vor der Tür. Dass es in dem Haus auch wenige Eigentumswohnungen geben wird, hält der Glinder zumindest für denkbar.
Zusammenarbeit mit dem E-Werk Sachsenwald
Klarheit herrscht beim E-Carsharing samt Scooter und Fahrräder. All das werde man offerieren, so Sacher. „Das Mobilitätskonzept soll von einer Hochschule für Forschungszwecke begleitet werden. Erkenntnisse können dann auch andere Kommunen für Wohnungsprojekte nutzen.“ Die Investoren sprechen zudem von einer hohen ökologischen Wärmeversorgung im Haus, möchte diesbezüglich mit dem E-Werk Sachsenwald zusammenarbeiten.
Die Gesellschaft will nicht nur im Zentrum aktiv werden. Sacher und seine Geschäftspartner streben einen Grundstückstausch mit dem Sportverein an. Die Fläche umfasst auch die Fußballplätze. Dort sind bis zu 600 Einheiten vorgesehen, je zu einem Drittel Eigentums-, frei finanzierte und Sozialwohnungen. Die Politik beschäftigt sich damit, wenn ein Bodengutachten vorliegt.