Bad Oldesloe. Coronabedingte Lieferengpässe für diverse Baustoffe verzögern den Prestigebau des Kreises Stormarn um mindestens drei Monate.

Gerade erst erhielt der Kreis frohe Kunde aus Kiel, dass in der kommenden Woche mit der Lieferung eines leistungsstarken Notstromaggregats die technische Infrastruktur für den Katastrophenschutz aufgewertet wird. Wie berichtet, soll das 300.000 Euro teure Gerät vorerst in der Feuerwehrtechnischen Zentrale in Nütschau deponiert werden, bis das neue Rettungszentrum in Hammoor einsatzbereit ist. Die Überführung wird sich nun allerdings länger hinziehen als gedacht.

„Der ursprüngliche Zeitpunkt für die Fertigstellung des Rettungszentrums ist nicht mehr zu halten und wird sich mindestens um drei Monate verschieben“, sagte Thilo Scheuber, Bauamtsleiter der Kreisverwaltung, am Dienstagabend im Bauausschuss. Er rechne aktuell mit einem Abschluss der Bauarbeiten nicht vor Ende März kommenden Jahres.

Viele Umplanungen mit Beginn des Hochbaus

Der zuständige Fachbereich war Ende September noch zuversichtlich, die prognostizierten Zeitfenster für die einzelnen Bauabschnitte einhalten zu können. Bis zum Jahresende sollte der Innenausbau des Gebäudes bis auf die Montage einiger Innentüren und die Endreinigung eigentlich abgeschlossen sein. Diese Planung sei nun aber nicht mehr haltbar.

Bereits mit Beginn des Hochbaus war es zu ersten, unvermeidlichen Modifizierungen gekommen. Aus statischen Gründen ist es unter anderem zu Umplanungen bei der Gründung des Baukörpers gekommen. Zudem wurde eine beheizte Sohle für die Fahrzeughalle notwendig. „Die negativen Entwicklungen gleich in mehreren Gewerken führten dann zu kettenähnlichen Auswirkungen auf die Folgegewerke“, so Scheuber.

Lieferengpässe erschweren Fortgang der Bauarbeiten

Hinzu kamen „coronabedingte“ Lieferengpässen für diverse Baumaterialien, die sich insbesondere seit dem zweiten Quartal dieses Jahres spürbar ausgewirkt hätten und jegliche zeitliche Planungssicherheit aufgelöst habe, auf Auftraggeber- wie auf Auftragnehmerseite.

Als prägnantes Beispiel für die Bauzeitverschiebung nannte Scheuber den Fassadenbau und die Estricharbeiten. So seien die Fassadenplatten vom Auftragnehmer bereits Anfang Mai 2021 bestellt worden. Verbaut werden sollten sie vertragsgemäß ab Anfang Juni. Unter „normalen Umständen“ ein absolut üblicher Ablauf. Nicht aber in Zeiten der grassierenden Pandemie, in der es in vielen Wirtschaftszweigen zu massiven Lieferproblemen gekommen ist.

Fassadenelemente kommen erst Ende November

„Der aktuelle Liefertermin des Fachhandels für die benötigten Baumaterialien liegt inzwischen bei Ende November 2021“, berichtete Scheuber. Neben Verzögerungen beim Fassadengewerk selbst führe das unvermeidlicherweise auch zu Verschiebungen für sich anschließende Folgegewerke.

Doch schon bei den Estricharbeiten, einem wesentlichen Schnittstellen-Meilenstein für den weiteren Innenausbau, sei es zu außerplanmäßigen Verzögerungen gekommen. „Bedingt waren sie hauptsächlich durch Vorgewerke des technischen Ausbaus wie Elektro, Heizungsbau, Sanitär und Lüftung, die mit starken Lieferproblemen, etwa bei Halbleitern und Maschinenbauteilen, zu kämpfen hatten“, so Scheuber.

Estrichbau bereits sechs Wochen in Verzug

Beim Estrichbau selbst kam es dann wiederum zu Schwierigkeiten beim Ordern der notwendigen Dämmstoffe. In der Summe liegt allein der Verzug bei diesem Gewerk aktuell bei mindestens sechs Wochen. Das Ausmaß und die Auswirkungen dieser Verschiebung sind erst kürzlich offenbar geworden.

„Tatsache ist, dass sich seit Beginn der Pandemie auch die Materialpreise deutlich erhöht haben. In Verbindung mit den sich verstärkenden Lieferengpässen ist es zu einer Situation gekommen, die wir selbst mit einem guten Projektmanagement nicht mehr kompensiert bekommen“, erklärte Bauamtschef Thilo Scheuber. Dennoch werde natürlich alles unternommen, um das Bauvorhaben schnellstmöglich zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

Letzte Kostenschätzung lag bei 8,36 Millionen Euro

Zu den finanziellen Mehrkosten wollte er in seinem Update zum Baufortschritt des Katastrophenschutzzentrums in Hammoor vorerst nicht äußern. Sicher dürfte indes sein, dass sich die Investitionskosten für das ehrgeizige Projekt erhöhen werden. Die ersten groben Schätzungen beliefen sich noch auf 4,6 Millionen Euro. Beim konkreten Entwurf des Vorhabens 2019 waren die Fachplaner dann von Kosten in Höhe von 7,45 Millionen Euro ausgegangen. Mitte Mai dieses Jahres betrug das prognostizierte Gesamtbudget schon 8,36 Millionen Euro. Allein für „offene Projektrisiken“ sollte die Kreispolitik bereits vor sechs Monaten 233.000 Euro zusätzlich bewilligen. Ob das ausreichen wird, erscheint momentan mehr als fraglich.

Künftig sollen insbesondere die technischen Ressourcen der Katastrophenschutzkräfte von Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Deutschem Roten Kreuz (DRK), Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), Malteser Hilfsdienst und dem Kreisfeuerwehrverband samt Löschzug Gefahrengut, die momentan noch auf mehrere Standorte in Stormarn verteilt sind, in Hammoor, unweit der A-1-Anschlussstelle Bargteheider Kreuz, gebündelt werden.