Trittau. Despoina Pagiota widmet sich Beziehung von Konsum und zeitgenössischer urbaner Landschaft. Finissage mit Judith Kisner.
Die 31. Kunststipendiatin der Sparkassen-Kulturstiftung Stormarn heißt Despoina Pagiota. Die 28 Jahre alte, aus Griechenland stammende Künstlerin folgte am 1. Mai auf Judith Kisner. Wie ihre Vorgängerin wird sie für ein Jahr in der Wassermühle wohnen und in dieser Zeit im angrenzenden Atelierhaus arbeiten. Beide verbindet zudem, dass sie an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg studiert haben.
Abgeschiedenheit ist gut für Konzentration aufs Wesentliche
Ihre neue Residenz, die Wassermühle, ist Pagiota schon von den Ausstellungen bekannt, die sie dort besucht hat. Im Gegensatz zu Kisner, die ihren Hund mit nach Trittau brachte, wird sie aber allein einziehen. Sie sagt: „Ich werde meine Zeit mit Arbeiten, meinen Büchern und meiner Musik verbringen.“ Eine Mischung aus Jazz, HipHop und elektronischer Musik wird sie dabei begleiten.
Die Ruhe und Natur werden dafür sorgen, dass sie sich mehr auf ihre persönliche Entwicklung konzentrieren kann. Ganz im Sinne des Stipendiums, das der Entfaltung des künstlerischen Potenzials Raum gibt. „In Hamburg musste ich jeden Tag zwei Stunden hin- und herfahren“, berichtet Pagiota. In Trittau sind die Wege kurz, bieten Abgeschiedenheit und Natur Möglichkeit zur Besinnung auf das Wesentliche.
Werbeplakate werden als Readymate oder Material genutzt
In den letzten zwei Jahren habe ich mich mit Fragen des Konsums beschäftigt“, sagt sie. Besonders hatten es ihr Werbeplakate angetan, die sie bei ihren Streifzügen durch Hamburger Industriegebiete entdeckte. „Manchmal benutze ich die Plakate wie ein Readymade oder ich ziehe beispielsweise eine Linie weiter.“ Aus Fragmenten der Plakate, die auf Leinwand aufgetragen werden, formuliert die Künstlerin mithilfe von Ölfarben, Farbspray und Siebdruck neue Bildaussagen, die abstrakt und figürlich zugleich sind.„
Ich experimentiere gerade“, sagt sie und zeigt im Atelier ein dreidimensionales Objekt aus Pappmaché und Toilettenpapier, dessen Entstehungsprozess noch nicht abgeschlossen ist. „Ich werde auch weiter mit Papier und an meinen Zeichnungen arbeiten“, kündigt sie an. Eine Auswahl hat sie auf einem Tisch ausgebreitet.
Finissage bietet Gelegenheit zum Dialog mit Judith Kisner
Ein großformatiges Werk ohne Titel lehnt an der Wand. Es stellt eine Frau mit weit aufgerissenen Augen dar, der Lippenstift ist verschmiert. Rechts daneben drei Figuren – eine Reminiszenz an die Stenberg-Brüder, russische Grafiker, die auch Kinoplakate entworfen haben. Zu ihrer Intention hinter dem Motiv sagt die Künstlerin: „Ich wollte ein Gefühl wie Horror zeigen.“ Das ist ihr offensichtlich gelungen. Pagiota will auch eine neu erlernte Fertigkeit ausbauen. „Ich kann jetzt Bücher binden.“ So sollen Kunstbände mit ihren eigenen Zeichnungen entstehen.
Ihre Vorgängerin präsentiert derzeit einige in Trittau entstandene Arbeiten auf einer New Yorker Kunstmesse. Fotos, Studien und Aufzeichnungen ihrer Mutter hat sie zu Collagen, teilweise ergänzt mit textilen Arbeiten, verknüpft. Wer mehr über ihr spannendes Schaffen wissen will, kann das Künstlergespräch am Sonntag besuchen.
Ausstellung „Milimani“ Sa/So 14./15.5., 11.00–17.00, So 15.5., 15.00: Finissage mit Künstlergespräch, Galerie in der Wassermühle Trittau, Am Mühlenteich 3, Eintritt frei