Hamburg. Die Erben-Generation entdeckt hochklassige Immobilien. Eine Sache ist ihnen beim Kauf eines Schlosses besonders wichtig.
Hereinspaziert! Das Herrenhaus im schleswig-holsteinischen Westensee begrüßt die Besucher in einer Empfangshalle und bietet dem Eigentümer 400 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche. Das gesamte Ensemble mit Verwalterhaus, Betriebshalle und 20 Hektar Grundstück genügt höchsten Ansprüchen. Zum Objekt gehören Wiesen, Ackerflächen nebst Wald mit Rehen und Wildschweinen. Waidmannsheil in Westensee.
Das Unternehmen Engel & Völkers bietet diese reizvolle Immobilie derzeit auf seiner Website an. Der Preis: 3,12 Millionen Euro. Lange wird es nicht dauern, bis das Herrenhaus einen neuen Besitzer oder Besitzerin gefunden hat. Denn der Verkauf von Schlössern läuft trotz der Pandemie erfolgreich weiter.
Markt für hochklassige historische Immobilien habe sich positiv entwickelt
Kaum einer kennt das sensible Geschäft auf dem Immobilienmarkt der deutschen Schlösser und Herrenhäuser besser als Christoph Freiherr Schenck zu Schweinsberg. Der 53-Jährige leitet seit fast zehn Jahren bei Engel & Völkers in Hamburg das Geschäftsfeld „Schlösser und Herrenhäuser“.
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Der Markt für hochklassige historische Immobilien habe sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt, sagt der Freiherr. „Wer gedacht hatte, das Geschäft käme mit der Pandemie zum Erliegen, wurde positiv überrascht: Das Gegenteil ist eingetreten. Der Verkauf läuft sehr erfolgreich weiter“, sagte Schenck zu Schweinsberg dem Abendblatt. Die Wertschätzung für Anwesen auf dem Land sei gestiegen.
Ritterburgen und denkmalgeschützte Renaissance-Schlösser
Ob in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern oder in Süddeutschland – vielerorts wechseln immer wieder historische Immobilien ihre Eigentümer. Darunter sind romantische Ritterburgen genauso wie denkmalgeschützte Renaissance-Schlösser, die keine Wünsche mehr offenlassen. Jüngst wurde das Schloss Groß Rietz Gutsgebäude im Eichsfeld bei Göttingen für mehr als zwei Millionen Mark Euro verkauft.
Neu ist, dass die potenziellen Käufer jetzt immer danach fragen, ob mit der Immobilie ein leistungsfähiges, schnelles Internet zur Verfügung steht. Der Immobilienmakler berichtet darüber, dass die Interessenten Homeoffice planen – das mobile Arbeiten ermöglicht neue Perspektiven beim Wohnen.
Käufer werden immer jünger
„Außerdem werden die Käufer immer jünger“, sagt Christoph Freiherr Schenck zu Schweinsberg. Sie sind zwischen 30 und 40 Jahre alt, haben geerbt oder viel Geld mit ihrem Start-up verdient, das sie sinnvoll anlegen wollen. „Da tritt eine neue Generation auf den Markt der historischen Immobilien, die viele Ideen hat und ihre Chancen nutzen will.“
Während die Preise für Immobilien in den Städten nahezu astronomisch gestiegen sind, verläuft die Entwicklung auf dem Markt der Schlösser und Herrenhäuser eher moderat. „Auf dem Land gibt es wirklich wunderbare Häuser, die viel Platz für Leben und Arbeiten bieten“, sagt der Freiherr. Er selbst, hessischer Uradel, besitzt eine Wasserburg in Mitteldeutschland.
Grenze liegt bei rund zehn Millionen Euro
Die Preise der angebotenen Anwesen liegen maximal im zweistelligen Millionenbereich – die Grenze liegt bei rund zehn Millionen Euro, sagt der Freiherr. Im Durchschnitt dauert es zwölf Monate, bis eine solche Immobilie verkauft ist. „Aber es klappt auch schon manchmal innerhalb einer Woche.“ Seit einiger Zeit wird in einzelnen Fällen ein Auktionsverfahren eingesetzt, bei dem sich der Marktpreis entwickelt. Verkauft werden im Übrigen nur gut erhaltene und keine stark sanierungsbedürftigen Objekte.
Für einen Schub in diesem Segment sorgte jetzt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Sie veräußert Schlösser, die von der Brandenburgischen Schlösser GmbH (BSG) seit den 1990er-Jahren vor dem Verfall gerettet und einer neuen Nutzung zugeführt worden waren. Fünf Anwesen, darunter im Märkisch-Oderland, gingen bereits an neue Eigentümer. Engel & Völkers arbeitet als exklusiver Immobilienmaklerberater mit der Stiftung zusammen.
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Freiherr Schenck zu Schweinsberg ist für seinen Job das ganze Jahr über mit dem Dienstwagen unterwegs, auch in Pandemiezeiten. Gut 50.000 Kilometer legt er zurück, um die Anwesen vor Ort zu besichtigen und Gutachten zu schreiben. Ihn begeistert die Schönheit und Individualität der Objekte – für den Adligen eine wichtige Motivation seiner Arbeit. Es wird nicht mehr lange dauern, dann hat er das 100. Schloss in seiner Karriere verkauft.