Bargteheide. 2024 soll die Bahnbrücke über die Lohe erneuert werden. Laut Bahn wäre die Verbindung zur A 1 und A 21 dann für ein Jahr dicht.

Bereits vor vier Jahren haben Statiker festgestellt, dass die Bahnbrücke über die Lohe zeitnah erneuert werden muss. Die Aussicht auf die zwingend notwendige Baumaßnahme schwebt seitdem wie ein Damoklesschwert über Bargteheide. Denn die Lohe ist nicht irgendeine Straße. Sie ist Teil der wichtigen Verkehrsverbindung der Stadt zum östlich gelegenen Anschluss an die Autobahnen 1 und 21. „Eine Totalsperrung des Nadelöhrs, womöglich auch noch über viele Monate, würde Bargteheide in ein heilloses Verkehrschaos stürzen“, sagt CDU-Fraktionschef Mathias Steinbuck. Weshalb die Christdemokraten seit Langem ein schlüssiges Umleitungskonzept fordern.

Ursprünglich sollte die marode Überführung schon in diesem Jahr abgerissen werden. Doch dann teilte die Deutsche Bahn Anfang April 2019 auf Anfrage dieser Zeitung mit, dass die „umfassende Erneuerung“ der Brücke nicht vor Ende 2023, Anfang 2024 beginnen werde. Im Rahmen der provisorischen Sanierung 2017 habe sich gezeigt, dass die Brücke noch drei Jahre länger genutzt werden könne, als ursprünglich vorgesehen.

Bahn sagte Teilnahme ein Tag zuvor ab

Seitdem ruht still der See. Damit will sich die CDU Bargteheide aber nicht zufriedengeben. Am vergangenen Mittwoch beraumte sie deshalb einen Ortstermin direkt an der umtosten Kreuzung in unmittelbarer Nachbarschaft der Brücke an. Sie hatte sich prominenter Unterstützung versichert. Gekommen waren neben mehreren CDU-Stadtvertretern unter anderem Gero Storjohann, CDU-Bundestagsabgeordneter mit Direktmandat aus dem Wahlkreis Stormarn-Mitte, Claus Christian Claussen, Mitglied des Landtags und schleswig-holsteinischer Justizminister, Kreispräsident Hans-Werner Harmuth in seiner Eigenschaft als CDU-Ortsvorsitzender sowie Dennis Möck, Mitglied der CDU-Kreistagsfraktion.

Noch zielführender wäre freilich gewesen, es hätten sich auch Vertreter der Deutschen Bahn eingefunden. Doch die hatten ihre Teilnahme einen Tag zuvor abgesagt. „Für solch einen Ortstermin brauche es eine längere Vorlaufzeit, hieß es in der Begründung, dafür sei das Thema einfach zu komplex“, berichtete Gero Storjohann.

Die Straße Lohe muss tiefergelegt werden

Die Bahn hat unterdessen hat auch wissen lassen, dass sie nicht mehr mit einer Bauzeit von drei Jahren rechne. Unter anderem deshalb, weil nach aktuellem Planungsstand eine Verbreiterung des Bauwerks für ein weiteres Gleis im Zuge der Erweiterung der S-Bahnlinie 4 nicht mehr vorgesehen sei. Deshalb lasse sich die Erneuerung der Brücke womöglich auch innerhalb von zwölf Monaten realisieren.

Storjohann äußerte jedoch erhebliche Zweifel an dieser Aussage. „Wir reden ja hier nicht mehr nur von einer Sanierung, sondern von einem kompletten Neubau“, sagte er. Da für das Schotterbett der Schienenstränge inzwischen auch bei Brücken Betontröge gebaut würden, müsse zugleich die Straße tiefergelegt werden. „Dabei wären dann zugleich sämtliche dort verlaufende Versorgungsstränge wie Strom-, Gas- und Wasserleitungen neu zu verlegen, was zusätzliche Zeit in Anspruch nehmen wird“, so Storjohann. Zudem wünscht sich die CDU-Fraktion, dass der Durchlass bei einem Neubau deutlich verbreitert wird, um auch mehr Platz für Radwege schaffen zu können.

Schon 2017 staute sich Verkehr bis zur Stadtgrenze

Unabhängig davon ist aus Sicht der Christdemokraten bereits jetzt klar, dass die Bahnunterführung über Wochen und Monate nicht zur Verfügung stehen wird. „Was das heißt, haben wir bereits bei der Sanierung 2017/2018 gesehen, als das Nadelöhr zehn Wochen dicht war“, gab Mathias Steinbuck zu Bedenken. Deshalb habe sich ein Großteil des Verkehrs aus Richtung Osten auf die Brücke Tremsbütteler Weg verlagert. Auf dem sich die Blechlawine teilweise bis zur Stadtgrenze zurückgestaut habe.

Das Kardinalproblem besteht darin, dass Bargteheide schlicht zu wenig Kreuzungsmöglichkeiten für die Bahntrasse bietet. Deshalb hatte die CDU schon bei der Bahn angefragt, ob nicht eine temporäre Querung der Gleise am alten Stellwerk an der Bahnhofstraße, Höhe Theodor-Storm-Straße, ermöglicht werden könnte. Das hatte die Bahn aber bereits frühzeitig abschlägig beschieden. „Sowohl die enge Taktung der Zugdurchfahrten, als auch die zu erwartende Frequenz von 5000 querenden Fahrzeugen täglich lassen eine Wiedereröffnung des ehemaligen Bahnübergangs aus rechtlichen Gründen nicht zu, hieß es“, so Hans-Werner Harmuth.

Dritte und vierte Bahnquerung wird von CDU gefordert

Deshalb stehe nun umso mehr die Frage im Raum, wie der querende Verkehr während der Brückenbauarbeiten umgeleitet werden soll. „Hier erwarten wir ein schlüssiges Konzept, das die Bahn bislang noch nicht vorgelegt hat“, sagt Justizminister Claussen, der selbst in Bargteheide wohnt. Die Verkehrsachse Norderstedt-Lübeck sei zu bedeutend, um das Problem nicht langfristig zu klären. „Normalerweise bräuchte die Stadt schon jetzt eine dritte und vierte Bahnquerung. Die sollten vielleicht gleich mitgeplant werden“, so Claussen.

Schon jetzt im Hinblick auf den avisierten Baubeginn 2024 Druck zu machen und den Finger in die Wunde zu legen, hält Gero Storjohann für unverzichtbar. „Zumal sich die Finanzierung für solcherart Bauwerke inzwischen geändert hat“, sagt er. Nun stehen hier Bahn und Bund in der Pflicht, der künftig den Anteil der Kommunen trägt. „Deshalb gilt es, in den entsprechenden Gremien mit Nachdruck die nötigen Finanzmittel einzufordern“, so der Bundestagsabgeordnete.