Grömitz. Krieger ist der neue Tourismuschef von Grömitz und setzt auf Digitalisierung und den neuen Dünenpark.

Die Ostsee hat Stefan Krieger schon in seiner Kindheit begleitet. Aus dem Rheinland fuhr er mit seinen Eltern regelmäßig im Urlaub hoch in den Norden. Auch in Grömitz war die Familie häufig zu Gast. Dass Krieger den beliebten Ferienort bereits wie seine eigene Westentasche kennt, kommt ihm auch in seinem neuen Job zugute. Vor zweieinhalb Monaten hat der gebürtige Leverkusener in Grömitz als Tourismuschef angefangen, mitten im Lockdown.

Beim Ortstermin mit dem Abendblatt präsentiert sich Grömitz von seiner besten Seite. Sonnenschein, strahlend blauer Himmel, und das Meer plätschert friedlich vor sich hin. Nur eines ist anders als sonst, es sind nur wenig Menschen auf der Promenade unterwegs. Die Hotels sind – weil keine Urlauber dort übernachten dürfen – geschlossen.

Restaurants dürfen seit Kurzem wieder Außengastronomie anbieten

Die Restaurants dürfen seit Kurzem wieder Außengastronomie anbieten. „Natürlich hätte ich mir einen anderen Start gewünscht. Grömitz ohne Touristen, das ist schon etwas surreal. Und ich hoffe, dass wir schnellstens eine Perspektive bekommen, wann wir hier endlich wieder Gastgeber sein dürfen.“ Schließlich habe Grömitz ein umfassendes Hygienekonzept, sagt Krieger.

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Auf der frisch sanierten Seebrücke gilt eine „Einbahnstraßenregelung“ für die Besucher und auf der Promenade zu bestimmten Zeiten eine Maskenpflicht. „Wir haben hier einen rund acht Kilometer langen Sandstrand. Das heißt, wir haben genug Platz, damit die Urlauber gebührenden Abstand halten können“, sagt Krieger.

Stefan Krieger hatte noch einen laufenden Vertrag

Zum Gespräch hat Stefan Krieger in den Veranstaltungsraum oberhalb der Hafenmeisterei am Yachthafen gebeten. Das Meer liegt einem zu Füßen, und der neue Tourismuschef verbreitet gute Laune. „Als ich die Ausschreibung für diese Stelle gesehen habe, da wusste ich sofort, ich will diesen Job unbedingt haben. Das war immer schon mein Traum, hier an der Ostsee Tourismus mitzugestalten.“

Er hat sich beworben und gegen mehr als 50 Bewerber durchgesetzt. Das Ganze hatte einen kleinen Schönheitsfehler: Denn Stefan Krieger hatte noch einen laufenden Vertrag als Kur- und Tourismusdirektor im Staatsbad Salzuflen. Dieser Kneipp-Kurort liegt am Teutoburger Wald. „Ich habe dort in den sechs Jahren viel Herzblut und Zeit in meine Arbeit investiert und gemeinsam mit den Leistungsträgern vor Ort viel erreicht.

Ausbildung zum Industriekaufmann

Deshalb bin ich auch mit ein wenig Wehmut gegangen, aber jetzt konzentriere ich mich zu 100 Prozent auf Grömitz.“ Auch am Meer hat Stefan Krieger schon Erfahrungen gesammelt. Allerdings an der Nordsee. Von 2012 bis 2014 war der heute 49-Jährige Kurdirektor auf der Insel Borkum. Der Werdegang von Stefan Krieger ist spannend. „Eigentlich wollte ich gar nicht studieren“, sagt er lächelnd.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Deshalb hat Stefan Krieger zunächst eine Ausbildung zum Industriekaufmann bei der Daimler AG am Standort Wuppertal gemacht. Danach packte ihn dann aber doch der Ehrgeiz, und in Berlin studierte er Kommunikationswissenschaften und im Nebenfach Wirtschaftsgeografie. Danach hat er unter anderem bei der RWE Plus AG im Bereich Sportsponsoring gearbeitet.

Wechsel auf die Nordseeinsel Borkum

Dann war Krieger viele Jahre für den Landschaftsverband Rheinland (LVR), unter anderem als Abteilungsleiter Marketing und Kommunikation, tätig. In seiner Zeit beim LVR hat Krieger mit den regionalen Tourismusorganisationen in Nordrhein-Westfalen zusammengearbeitet.

Schließlich kam 2012 dann der Wechsel auf die Nordseeinsel Borkum. „Die Tourismusbranche fasziniert mich. Denn da steckt so viel Leidenschaft drin, und vor allem muss man sich immer der Verantwortung bewusst sein, dass man dem Gast ein ganz besonderes Urlaubserlebnis schenkt“, sagt Krieger. Seine Philosophie: „Der Gast steht immer im Mittelpunkt. Denn der Urlaub ist für viele Menschen die wichtigste Zeit des Jahres, und da sollen sie sich wohlfühlen.“

 Stefan Krieger hat sich einiges vorgenommen

 Und Stefan Krieger hat sich einiges vorgenommen. „Wir arbeiten an einem neuen Verkehrsleitsystem für Grömitz, und unsere fast 400 Meter lange Seebrücke wird noch mit zusätzlichen Aussichtsplattformen ausgestattet.“

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Natürlich spielt auch das Thema Digitalisierung für den leidenschaftlichen Fußballfan – seit Jahrzehnten hat Stefan Krieger eine Dauerkarte für Bayer 04 Leverkusen – eine große Rolle. „Wir haben die digitale Salzuflen Card eingeführt, und so etwas möchte ich auch für Grömitz realisieren. Das heißt, die Gäste haben eine App, auf der sie schon vor ihrem Urlaub viele Leistungen buchen können und einen Überblick über die Angebote vor Ort bekommen“, sagt Krieger.

Neuer „Dünenpark“ soll eine Familien-Erlebniswelt werden

Und wenn der Gast dann in Grömitz ankommt, „dann sollen die Touristen in Echtzeit angezeigt bekommen, welche Events oder Sportangebote anstehen und in welchen Restaurants noch Plätze für das Abendessen frei sind, und sie sollen überhaupt über die Gastrolandschaft informiert werden“, kündigt der Betriebsleiter des Tourismus-Service Grömitz – so seine offizielle Bezeichnung – an.

Und in Grömitz steht ein Großprojekt an, für das auch der Tourismuschef mit die Verantwortung trägt. „Wir starten jetzt mit den Bauarbeiten für den Dünenpark. Das wird eine neue Erlebniswelt für die gesamte Familie“, sagt Krieger. Bereits seit Jahren laufen die Planungen für das rund 22.000 Quadratmeter große Filetgrundstück direkt am Strand.

Vier-Sterne-Hotel oberhalb des Yachthafens

Es soll dort unter anderem ein Abenteuer- und Wasserspielplatz entstehen. Außerdem eine Indoor-Spielanlage, ein Veranstaltungsraum, Shops und ein Beach­club mit Gastronomie. Auch eine neue DLRG-Hauptwache mit rund 30 Zimmern, die auch als Unterkunft für die Rettungsschwimmer dienen soll, wird entstehen. Außerdem soll oberhalb des Yachthafens ein Vier-Sterne-Hotel gebaut werden. Und eine Herausforderung hat der Tourismuschef bereits gemeistert: Er hat eine Wohnung gefunden – natürlich in Grömitz.