Henstedt-Ulzburg. Der Club in Henstedt-Ulzburg nimmt an einem landesweiten Modellprojekt teil: “Die Leute haben gejubelt“, sagt Joy-Chef Joey Claussen.
Die Partyszene in den Tanzclubs ist ein stückweit wieder geöffnet. Am Wochenende konnten einige Hundert feierlustige junge Menschen in drei Diskotheken in Schleswig-Holstein wieder so abfeiern und tanzen wie vor Beginn des Corona-Lockdowns im März vorigen Jahres. Bedingung war dafür, dass die Besucher sich vorher online anmeldeten und ihre Impfpässe hochluden, sofern sie bereits gegen das Virus geschützt sind.
Dieser landesweite Modellversuch wird wissenschaftlich begleitet. Und alle Gäste in den Clubs, die noch nicht geimpft sind, müssen in den nächsten Tagen in bestimmten Abständen weitere Testergebnisse nachweisen, sodass mögliche Ansteckungen herausgefiltert und personalisiert und von den Gesundheitsämtern nachverfolgt werden können.
Tanzen ohne Maske im Kreis Segeberg: Leute haben gejubelt
Joey Claussen, der den Club Joy in Henstedt-Ulzburg betreibt und innerhalb von nur zwei Wochen alle behördlichen Auflagen erfüllte, hat sich und seine Diskothek sogar noch doppelt abgesichert. „Ob du geimpft, genesen oder meine Mutter bist – du gehst zusätzlich noch zum Test“, sei seine Vorgabe für alle 300 Partygäste und seine 20 Mitarbeiter gewesen, bevor er sie hereingelassen habe. Zudem durfte das negative Testergebnis nicht mehr als sechs Stunden alt sein, erklärte der Betreiber seine Hausregeln. Das sei zwar für alle etwas anstrengend und aufwendig gewesen, sagt er.
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„Aber es hat sich gelohnt. Und alle richtig glücklich gemacht“, wie er festgestellt habe. In dem Augenblick, da sie die Einlasskontrollen hinter sich gelassen sowie Eintritt und Verzehrkarten bezahlt hätten, durften sie endlich die Maske vom Gesicht nehmen. „Da kam bei jedem sofort ein breites Lächeln. Die Leute haben gejubelt, dass sie endlich wieder richtig abfeiern und tanzen konnten, ohne Abstand und feuchtfröhlich, wie es zuletzt vor 16 Monaten möglich war“, freut sich Joey Claussen. Sicherheitshalber habe er auch nur 300 statt der möglichen 600 Menschen reingelassen.
Probleme bei der Anmeldung
„Das war auch gut so, weil viele noch Probleme bei der Anmeldung hatten“, stellte er fest. Denn nicht jeder hatte sich und seine Freunde namentlich korrekt mit den jeweiligen Adressen angemeldet, was dann vor dem Einlass noch nachgeholt werden musste. So dauerte es fast zwei Stunden bis Mitternacht, bis alle Gäste drin waren, erklärt Claussen. „Da müssen wir für das nächste Mal nachbessern“, kündigt er an.
Denn für die beiden weiteren Modellversuchstermine am 7. und 14. August möchte er die Gästeschar auf die volle Kapazität von 600 Leuten erhöhen. Deshalb werde er seine Mannschaft im Lokal bis dahin auf 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausweiten. „Zum Glück habe ich guten Draht zu allen ehemaligen Mitarbeitern gepflegt.“
Zusätzliche Hygienemaßnahmen
Auch im Club habe er zusätzliche Hygienemaßnahmen getroffen, sagt der Club-Chef aus Henstedt-Ulzburg. Vier spezielle Spülmaschinen habe er für 20.000 Euro angeschafft, die die Gläser mit 60 Grad heißem Wasser ausspülten und so irgendwelche Keime von vornherein abtöteten. „Bei dem ganzen Aufwand wollte ich keinen Fall irgendein Risiko eingehen“, erklärte Joey Claussen seine Motivation. Etwas müde und kaputt sei er von der ersten Feiernacht in seinem Club, sagte er am Sonntagnachmittag. „Das steckt mir doch ganz gehörig in den Knochen.“
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Bis 4.30 Uhr hätten die Gäste ausgehalten, die seien noch nicht wieder in altbewährter Feierlaunen-Kondition nach der langen Pause. Bis sechs Uhr früh hätten sie dann noch Manöverkritik betrieben, die in den nächsten Tagen noch intensiviert werde. „Jetzt haben wir zwei Wochen Zeit, um uns zu regenerieren.“
Zu den Besuchern gehörte auch Emma. „Endlich ist feiern wieder möglich. Mit viel Aufwand zwar, aber das lohnt sich“, sagte die 18-Jährige. „Wenn ich nicht geimpft wäre, wäre ich nicht gekommen“, sagt der 21-jährige Christian, „aber so ist es gut, ich fühle mich richtig sicher“. Und der 19-jährige Niklas fügt an: „Solange alle Regeln eingehalten werden, ist das sehr, sehr gut und zeigt uns, dass die Menschen eben nicht eingesperrt werden, wie manche behaupten.“
Eilantrag eines 18-Jährigen gegen Quarantäne abgelehnt
In der vergangenen Woche hatte das Verwaltungsgericht Hannover den Eilantrag eines 18-Jährigen gegen eine Quarantäne-Anordnung nach seinem Besuch einer Diskothek abgelehnt. Nach Aktenlage müsse davon ausgegangen werden, dass der junge Mann sich zeitgleich mit einer infizierten Person in der Diskothek aufgehalten habe, es sei „sehr voll und eng gewesen“, teilte das Gericht mit (Az. 15 B 4604/21).
Die Kammer sah die Quarantäne-Begründung der Region Hannover als „noch ausreichend“ an, selbst wenn Zeitpunkt und Ort des Ansteckungsverdachts fehlten. Dies sei ein „heilbarer“ formeller Fehler. Der nach Kenntnis des Gerichts weder geimpfte noch genesene 18-Jährige war nach den Daten der Luca-App in der Nacht zum 10. Juli in der Diskothek. Auch andere Besucher mussten in Quarantäne.
Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:
- Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
- Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
- Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
- Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
- Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).