Quickborn. Als ein 64-Jähriger auf der Autobahn zu zwei Verunglückten eilt, wird er von einem Auto erfasst und getötet.

Er hatte angehalten, um zu helfen – und verlor dabei sein Leben. Wie berichtet, wurde am Ostermontag auf der Autobahn 7 bei Schnelsen ein 64 Jahre alter Mann von einem Auto erfasst und tödlich verletzt, als er zwei junge Männer nach einem Unfall retten wollte. Wie Unfallzeugen Verunglückten zu Hilfe eilen können, ohne dabei ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, weiß der ADAC Hansa.

Es sei richtig, bei einem Verkehrsunfall zu helfen, sagt Christian Hieff, Sprecher des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs in Hamburg. „Es bleibt aber immer, wie der aktuelle Unfall zeigt, ein Restrisiko.“ Jeder Helfer könne aber das Risiko für sich und andere minimieren. „Man sollte einige Dinge wissen und beachten“, so Hieff.

Sofort das Warnblinklicht anschalten

„Wenn man einen Unfall bemerkt, sollte man sofort das Warnblinklicht anschalten und nicht abrupt bremsen. So wird ein Auffahrunfall auf den eigenen Wagen verhindert. Den eigenen Wagen sollte man bereits ein Stück vor der Unfallstelle auf dem Standstreifen abstellen und das Warnblinklicht anlassen. So werden andere Fahrzeuge möglichst weit vor der Unfallstelle gewarnt.

„Wenn es geht, sollte man über die Beifahrerseite, also auf der von der Fahrbahn abgewandten Seite aus dem Fahrzeug steigen. Handy, Warndreieck und Verbandskasten sollte man gleich mitnehmen“, so Hieff.

Warnweste tragen

„Eine Warnweste sollte man auch tragen. Die sollte bereits im Fahrzeug angezogen werden.“ Den Weg zur Unfallstelle, auch wenn es nur ein kurzes Stück ist, legt man am besten hinter der Leitplanke zurück. „Gibt es keine Leitplanke, sollte man den Grünstreifen nutzen“, so Hieff. Bereits auf dem Weg zur Unfallstelle sollte man nachfolgenden Autofahrern Handzeichen geben und so auf den Unfall hinweisen.

Auch bei allen Vorsichtsmaßnahmen kommt es zu Unglücken in solchen Situationen, wie jetzt auf der A 7. Immer wieder fahren Autofahrer in eben jene Fahrzeuge hinein, die die Unfallstelle absichern. „Die Leute fahren dorthin, wohin sie schauen“, weiß Hieff. Deswegen kommt es auch immer wieder zu Unfällen mit Sicherungsfahrzeugen. Trotz der Restgefahr ist Hieff sicher: „Nicht zu helfen ist keine Alternative.“

Junger Fahrer war zu schnell unterwegs

Der schreckliche Unfall hatte sich am Ostermontag auf der A 7 zwischen den Anschlussstellen Schnelsen-Nord und dem Rastplatz Holmmoor ereignet. Polizeisprecher Sönke Petersen sprach von einer „Verkettung äußerst unglücklicher und tragischer Umstände“. Zu hohes Fahrtempo in Verbindung mit Glätte hätten am Ostermontag auf der A 7 bei Quickborn zu dem schweren Verkehrsunfall mit einem Todesopfer und zehn größtenteils Schwerverletzten geführt.

Laut Polizeidirektion Neumünster ging der folgenschweren Kollision das Fehlverhalten eines jungen Fahrers voraus. Gegen 18.30 Uhr war er zu schnell auf der glatten Autobahn in Richtung Norden unterwegs.

Hagelschauer löste offenbar eine Kettenreaktion aus

Offenbar löste ein plötzlicher Hagelschauer eine Kettenreaktion aus: Der 18-Jährige verlor die Kontrolle über sein Auto und schleuderte in Höhe der Raststätte Holmmoor erst in die Mittelschutzplanke, um dann rechts auf dem Grünstreifen zum Stehen zu kommen. Er selbst war dabei nicht verletzt worden, sein 17 Jahre alter Beifahrer erlitt aber leichte Verletzungen.

Vier weitere Autofahrer, die den Unfall beobachtet hatten, hielten hinter der Unfallstelle an. Unter ihnen der 64-Jährige, der seinen Wagen auf dem Standstreifen stoppte und den Verunglückten zu Hilfe eilen wollte. „Der Ersthelfer lief laut Zeugen als Erster vorsichtig hinter der Leitplanke zum Unfallort“, sagte Petersen dem Abendblatt.

Mann starb am Unfallort

Doch als die Planke endete und der Mann ungeschützt am Fahrbahnrand stand, verlor die 26 Jahre alte Fahrerin eines AMG Mercedes die Kontrolle über ihren Wagen und kam nach rechts von der Fahrbahn ab. „Der Mercedes schleuderte gegen den 64 Jahre alten Ersthelfer und dann weiter gegen die abgestellten Fahrzeuge der übrigen Helfer auf dem Standstreifen“, so Petersen.

Polizisten versuchten, den Mann bis zum Eintreffen der Rettungskräfte zu reanimieren. Doch er starb am Unfallort. Auch die Mercedes-Fahrerin war laut Polizei zu schnell. Die 26-Jährige sowie ihre drei Mitfahrer, darunter ein Baby, seien schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt worden. Mehrere Rettungswagen und ein Rettungshubschrauber waren im Einsatz. Die Verletzten kamen in umliegende Krankenhäuser.

Neben dem Todesopfer seien neun Menschen schwer verletzt worden, eine Person leicht, sagte Christian Mandel, Sprecher der Rettungsleitstelle. „Beim Eintreffen der Einsatzkräfte waren die Fahrzeuge auf einer Strecke von 80 bis 100 Metern verteilt“, so Mandel weiter. Die Autobahn wurde in Richtung Norden voll gesperrt und der Verkehr an der Anschlussstelle Schnelsen-Nord abgeleitet.