Bad Oldesloe. Nach Chaos beim offenen Impftermin in Großhansdorf: Wann die Impfzentren Betrieb aufnehmen und wer dort Termine vereinbaren kann.

Die Überschrift einer Pressemitteilung, die die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Schleswig-Holstein am Montag lancierte, liest sich so, als ob sie das Chaos beim offenen Impftermin in Großhansdorf bereits vorausgeahnt hätte. „Ruhe bewahren! Keiner kommt zu kurz!“ heißt es da. Was so nicht stimmt, wie die große Zahl abgewiesener Impfwilliger am Donnerstag recht deutlich zeigt. Denn Hunderte Menschen kamen zu kurz, mussten ohne Immunisierung den Heimweg antreten.

Entwicklung der Nachfrage war absehbar

Die Folge ist eine gewisse Verunsicherung bei den Betroffenen, aber auch Empörung. Denn die vierte Corona-Welle war lange absehbar, die generelle Bereitschaft zum Impfen und damit auch zum sogenannten Boostern, ist in Schleswig-Holstein groß. 74,7 Prozent der Bürger sind einfach geimpft, 72,3 Prozent vollständig. Damit liegt Schleswig-Holstein deutschlandweit auf Platz drei unter den Ländern (Stand 18.11.). Eine Auffrischungsimpfung haben bislang 6,3 Prozent der Deutschen erhalten.

Doch wir geht es mit dem Impfen im Kreis Stormarn weiter? Für unsere Leser beantworten wir die wichtigsten Fragen zum Thema.

Wie viele stationäre Impfstellen werden in Stormarn eröffnet?
Andreas Rehberg, verantwortlich für den Bereich Sicherheit und Gefahrenabwehr beim Kreis Stormarn, sagt: „Wir haben dem Land Schleswig-Holstein Anfang dieser Woche drei Impfzentren für Stormarn gemeldet, die auch alle bestätigt worden sind. In Bad Oldesloe wird der Standort in den Räumen der alten Jugendherberge wieder aktiviert. In Großhansdorf wird das Impfzentrum in das frühere Jugendzentrum in der Nähe des Emil-von-Behring-Gymnasiums ziehen. In Glinde wird es am Biedenkamp im Erdgeschoss des Gebäudes untergebracht, in dem der Allgemeine Sozialdienst seine Stelle eingerichtet hat.“

Wann nehmen die drei Impfzentren den Betrieb auf?
Rehberg: „Von unserer Seite aus ist das Oldesloer Impfzentrum am Montag im Laufe des Tages betriebsbereit, die Eröffnung in Glinde ist für den 1. Dezember und in Großhansdorf für den 6. Dezember geplant. Wir sorgen dafür, dass die Ausstattung steht, die KV und die Hilfsorganisationen stellen dann zu diesen Terminen das Personal und den Impfstoff bereit.“ Laut Sibylle Schulze, Vorstand des DRK-Kreisverbandes Stormarn, sollen alle drei Zentren von Montag bis Sonnabend in der Zeit von 10 bis 20 Uhr geöffnet sein.

Wie wird sichergestellt, dass genügend Personal zur Verfügung steht?
Iris Lewe vom Roten Kreuz (DRK) Stormarn berichtet, dass die Organisation derzeit gezielt nach Verwaltungs- und medizinischem Fachpersonal sucht. „Das letzte Mal ist es uns gelungen, das in recht kurzer Zeit zu stemmen. Wir können nur darauf hoffen, dass es diesmal auch so ist“, sagt Lewe. Die Ärzte werden von der KV gestellt.

Kommen auch diesmal Kräfte der Bundeswehr in den Zentren zum Einsatz?
Sibylle Schulze: „Nein, das ist derzeit nicht geplant.“

Wie läuft die Terminvergabe für die Impfzentren ab?
Die Anmeldung ist nur online über www.impfen-sh.de möglich. Laut einer Information des Landesgesundheitsministeriums wird die Terminvergabe ab 25. November vorerst nur für Menschen ab 60 Jahren freigeschaltet. Erste Termine sollen bereits am Folgetag verfügbar sein. Ab 2. Dezember kommen dann auch alle anderen bei der Terminvergabe zum Zug. Hilfe bei der Online-Buchung gibt es unter Tel. 0800/455 65 50.

Impfen auch andere Ärzte als Hausärzte und Allgemeinmediziner?
Ja, in Ahrensburg gibt es das Angebot beispielsweise auch in einer gynäkologischen, einer urologischen und mehreren internistischen Praxen.

Wo finde ich eine Liste der Ärzte, die im Kreis gegen Corona impfen?
Die KV stellt unter dem Link https://arztsuche.kvsh.de/suche.do eine Liste von Ärzten zur Verfügung. Einfach in der Suchmaske bei Ort Stormarn angeben und das Kästchen „Führt Covid-19-Impfungen durch“ aktivieren, dann wird die gewünschte Auswahl als Liste und auf einer Karte angezeigt.

Wie viele mobile Impfteams gibt es in Stormarn?
Sibylle Schulze: „In Stormarn gibt es ein mobiles Impfteam, und das wird auch so bleiben. Es soll vorrangig Alten- und Pflegeheime und soziale Brennpunkte anfahren. Mehr Teams für sogenannte Open-House-Impfungen wären natürlich auch eine Möglichkeit, aber das wurde nun mal anders entschieden.“

Was tun, wenn die Impfung länger als sechs Monate zurückliegt, der Hausarzt aber keine zeitnahen Termine anbietet?
Dazu meint Dr. Thomas Maurer, Vorsitzender des Hausärzteverbands Schleswig-Holstein: „Dann müssen die Betroffenen eben auf andere Angebote ausweichen.“ Für jüngere und gesundere Menschen, auf die das zutreffe, gebe es jedoch derzeit keine Lösung, „sie müssen zurücktreten“. Es hänge von der individuellen Situation in der Praxis ab, ob Impftermine verfügbar seien, denn die normale Krankenversorgung habe Vorrang. „Es läuft ja jetzt erst alles an“, beschwichtigt Maurer. „Es wird jeder drankommen, ich bin fest überzeugt, dass keiner bis Februar warten muss, der die sechs Monate schon herum hat.“

Kann man sich auch nach überstandener Corona-Infektion boostern lassen?
Dr. Maurer: „Ja. Die Infektion wird nach aktuellem Stand wie eine Impfung gewertet, der Abstand von sechs Monaten muss auch dabei eingehalten werden.