Bad Oldesloe/Geesthacht. In Stormarn und im Herzogtum Lauenburg sind mehrere Standorte für Impfungen geplant. Welche können kurzfristig reaktiviert werden?
Nach Informationen des Abendblatts sollen alle Kreise in Schleswig-Holstein umgehend wieder stationäre Impfstellen einrichten. Das geht aus einem Schreiben des Gesundheitsministeriums in Kiel hervor, das am Dienstagabend verbreitet worden ist. „Wir gehen davon aus, dass es in Stormarn wieder drei Standorte geben wird, um eine optimale Abdeckung des Kreisgebiets zu ermöglichen“, bestätigte Landrat Henning Görtz dieser Redaktion auf Anfrage. Die Einrichtung der Impfstellen habe angesichts der sprunghaft gestiegenen Corona-Infektionen jetzt „höchste Priorität“.
Corona: Schleswig-Holstein plant wieder stationäre Impfzentren
Die Landesregierung will mit den stationären Impfstellen vor allem die Kapazitäten für die von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlenen Auffrischungsimpfungen erhöhen. Viele Hausarztpraxen hatten bereits avisiert, dass diese Aufgabe von ihnen allein nicht geschultert werden könne. Stichprobenartige Nachfragen dieser Redaktion ergaben schon jetzt Wartezeiten für die so genannte Booster-Impfung zwischen drei und fünf Monaten.
Laut Görtz kann die Jugendherberge in Bad Oldesloe für das nördliche Kreisgebiet Stormarns zeitnah reaktiviert werden. Das gelte für die ehemaligen Impfzentren in der Lungenclinic Großhansdorf und im Rickertsen-Haus in Reinbek aber nicht. „Die Räume stehen uns jetzt nicht mehr zur Verfügung“, so der Landrat. Gleichwohl blieben Ahrensburg und Großhansdorf für die Kreismitte sowie Reinbek und Glinde für den Süden die favorisierten Kommunen zur Einrichtung der stationären Impfstellen.
Corona-Impfstellen sollen bis Ende März bestehen
Der Kreis Stormarn hatte sich bereits im September dafür eingesetzt, die Impfzentren länger zu betreiben als vom Land vorgegeben. Doch nach mehr als 200.300 verteilten Dosen verschiedener Vakzine mussten die drei Stormarner Impfzentren am letzten September-Wochenende ihren Betrieb einstellen. Nun sei erneut ein „logistischer Kraftakt“ vonnöten, um die räumlichen Kapazitäten wieder aufzubauen, sagt Görtz. Zwar weniger aufwendig als bei den Impfzentren. Doch müssten geeignete Standorte erst einmal lokalisiert und dann vertraglich gebunden werden.
Die wichtigsten Varianten des Coronavirus im Überblick
Nach Anregung der Weltgesundheitsorganisation WHO werden die Varianten des Coronavirus seit Mai 2021 nicht mehr nach den Staaten benannt, in denen sie zuerst nachgewiesen wurden, sondern nach den Buchstaben des griechischen Alphabets. So soll eine Stigmatisierung beispielsweise von Ländern verhindert werden, in denen besonders ansteckende Virusmutationen zuerst nachgewiesen wurden.
Derzeit gelten fünf Formen des Coronavirus als besorgniserregend ("Variants of Concern"):
- Alpha: Die im September 2020 zuerst in Großbritannien nachgewiesene Variante B.1.1.7, die das ursprüngliche Coronavirus fast vollständig verdrängt hatte, bevor sie ihrerseits von der Delta-Variante verdrängt wurde
- Beta: Eine Form des Coronavirus, die im Mai 2020 in Südafrika entdeckt wurde, wissenschaftliche Bezeichung: B.1.351, B.1.351.2, B.1.351.3
- Gamma: Die zunächst in Brasilien im November 2020 nachgewiesene Mutation P.1 und ihre Subformen P.1.1 und P.1.2
- Delta: Die Corona-Variante B.1.617.2 (und ihre Subformen AY.1, AY.2, AY.3), zuerst im Oktober 2020 in Indien gefunden
- Omikron: Die Corona-Variante B.1.1.529 wurde im November 2021 in mehreren afrikanischen Ländern nachgewiesen und verbreitet sich
Außerdem beobachtet die WHO weitere vier Mutationen als bedeutsame "Variants of Interest" :
- Lambda: C.37, im Dezember 2020 in Peru entdeckt
- Mu: B.1.621, im Januar 2021 erstmals in Kolumbien nachgewiesen
„Wir wollen an den drei Standorten insgesamt bis zu fünf Impflinien einrichten. Außerdem ist geplant, alle Impfstellen von Montag bis Sonnabend möglichst ganztägig zu öffnen“, so Andreas Rehberg, Fachbereichsleiter Sicherheit und Gefahrenabwehr in der Kreisverwaltung. Die Öffnung des Impfzentrums in Bad Oldesloe ist für Montag, 22. November, vorgesehen.
"Hausärzte sind schon jetzt am Rand ihrer Kapazitäten"
Lukas Kilian, Landtagsabgeordneter der CDU aus Glinde, begrüßte die erneute Einrichtung der Impfzentren in Stormarn und das Vorhaben, auch wieder eines im Süden des Kreises vorzusehen, um auch dort ein niedrigschwelliges Angebot sicherstellen zu können.
„Die Menschen im Süden und den angrenzenden Gemeinden des Herzogtums Lauenburg benötigen wieder ein Impfzentrum vor Ort“, sagt Kilian. Gerade vor dem Hintergrund der Booster-Impfungen könnten die Impfungen nicht nur durch die Hausärzte geleistet werden. „Sie sind jetzt schon überall am Rand ihrer Kapazitäten und haben seit Beginn der Pandemie unglaublich viel geleistet“, so Kilian.
Lage an den Schulen in Stormarn hat sich verschärft
Wenn die Impfquote weiter gesteigert werden soll, seien Impfzentren, in denen man ohne große Hindernisse und ohne großen Vorlauf Erst-, Zweit- oder Drittimpfung bekommen könne, unverzichtbar, so der Christdemokrat. „Um den Weg aus der Pandemie zu finden, brauchen wir dringend weiter steigende Impfquoten“, ist Lukas Kilian überzeugt. Ein Impfzentrum im Süden Stormarns wäre ein wichtiger Baustein, um dieses Ziel zu erreichen.
Unterdessen treten auch an den Schulen des Kreises immer mehr Corona-Fälle auf. Laut Gesundheitsamt sind aktuell 61 Schüler von einer Infektion betroffen, davon 2o in Grundschulen, 41 an weiterführenden Schulen, aber keine in Berufsschulen. Von den 61 positiv getesteten Schülern haben sich 17 nach eigenen Angaben im privaten Haushalt infiziert.
Wieder Corona-Impfzentren in Geesthacht und in Alt-Mölln
Der Kreis Herzogtum Lauenburg werde die ehemaligen Impfzentren in Alt-Mölln und im früheren Berufsschulzentrum in Geesthacht wieder hochgefahren, bestätigte Landrat Christoph Mager auf Anfrage. Spätestens vom 1. Dezember an solle am Dialogweg in Geesthacht wieder geimpft werden. Dort haben die geplanten Umbauten zum Verwaltungszentrum noch nicht begonnen. „Die Kassenärztliche Vereinigung hat den Hut auf“, sagte Mager. Die Fläche soll deutlich kleiner ausfallen, nur zwei Impflinien umfassen. Auch baulich werde weniger Aufwand betrieben.
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Das Land Schleswig-Holstein garantiert erneut eine vollständige Kostendeckung. Betrieben werden sollen die Impfstellen wieder von Hilfsorganisationen, etwa von den Johannitern oder dem DRK. Die Terminvergabe soll wie schon bei den Impfzentren zentral erfolgen, voraussichtlich über das Portal Eventim. Erste Planungen sehen vor, dass die jetzt einzurichtenden Impfstellen mindestens bis Ende März 2022 betrieben werden sollen.