Der Druck für Beiersdorfer, Labbadia und Co. steigt. Warum der HSV keine andere Chance hat, als endlich erfolgreich zu sein.
Aller guten Dinge sind drei. Wenn die Redewendung stimmt, muss sich der Hamburger SV in der Bundesliga-Saison 2016/17 keine Sorgen machen. Es ist das dritte Jahr unter Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer, es ist das dritte Jahr seit der Neuorganisation des Vereins. Und es ist das Jahr, in dem Investor Klaus-Michael Kühne so spendabel war wie nie zuvor. Weil Trainer Bruno Labbadia zudem endlich die lange Vorbereitungszeit hatte, die er sich immer gewünscht hat, gibt es jetzt eigentlich keine Ausreden mehr. Auch wenn der eine oder andere Verantwortliche nicht müde wird, um Geduld mit der erneuerten Mannschaft zu bitten – die Schonzeit für die Führungskräfte des HSV ist jetzt, nach dem Ende der Transferperiode, vorbei. In diesem, im dritten Jahr müssen sie liefern.
HSV kann sich nicht mehr viele Fehler leisten
Der Druck für Beiersdorfer, Labbadia und Co. ist um einiges größer, als er es in den vergangenen Spielzeiten war. Wer in diesen Wochen mit Geldgebern, Sponsoren und anderen Unterstützern spricht, hört immer wieder die gleichen Sätze: Der Vorstand habe nun genug Zeit gehabt, das Unternehmen HSV umzustrukturieren; die sportlich Verantwortlichen hätten in Dimensionen einkaufen können, von denen viele andere Bundesligaclubs nur träumen könnten; und der Trainer hatte die Spieler so lange in der Saisonvorbereitung zusammen wie nie. Das weckt Erwartungen und reduziert das Verständnis für Rückschläge, Niederlagen oder einfach nur ein Unentschieden wie im Bundesliga-Auftaktspiel gegen Ingolstadt auf ein Minimum. Nein, der HSV kann sich in dieser Saison nicht mehr viele Fehler leisten, die verantwortlichen Kaufleute im Umfeld wollen jetzt Ergebnisse sehen. So, wie sie es aus ihren Unternehmen gewohnt sind, wenn die Geschäftsführung eingespielt ist und alle ihre Wünsche erfüllt bekommen hat. Dann gibt es aus Sicht erfahrener Manager nur eine Richtung: nach oben. Oder der Geschäftsführer muss eben wieder gehen.
Diese Konstellation macht die Saison 2016/17 für den HSV-Vorstand und seinen Trainer, aber auch für den Verein als Ganzes so herausfordernd. Bessere Bedingungen als vor dieser Spielzeit und einen noch großzügigeren Geldgeber kann man sich angesichts der jüngsten Hamburger Fußball-Geschichte kaum vorstellen. Wenn der HSV nicht unter diesen nahezu optimalen Bedingungen den Anschluss an die erweiterte Spitze des deutschen Fußballs schafft – wann bitte schön dann? Soll heißen: Es geht nicht nur um die Zukunft von Beiersdorfer und Labbadia, es geht endgültig um die Zukunft des HSV. Der hat, auch das muss man ehrlicherweise sagen, keine andere Chance, als endlich erfolgreich zu sein. Sonst könnte auch das neue Konstrukt zerbrechen. Und was dann kommt, möchte man lieber nicht wissen.
Nur Siege helfen gegen die Fragen
Wie entsprechend angespannt die Stimmung ist, spürte man beim ersten Pokal- und beim ersten Bundesligaspiel, als Bruno Labbadia den als „größtes Talent seit Jahren“ gepriesenen und vom FC Barcelona (!) geholten Alen Halilovic erst in der zweiten Halbzeit brachte – und damit einige Sponsorenvertreter in Wallung. Die verstanden ihre neue, an sich doch so schöne Fußballwelt nicht mehr: Wie konnte der HSV den gelobten Halilovic erst unbedingt haben wollen, um ihn dann erst mal auf der Ersatzbank sitzen zu lassen? Kann man sich das leisten? Geht das schon wieder los?
Fragen, gegen die nur eins hilft: Punkte, Siege. Nicht in der Rückrunde oder in der nächsten Saison, sondern jetzt. Hoffen wir, dass aller guten Dinge tatsächlich drei sind. Auch beim HSV.