Reinbek. Der Kreisjugendring und Staatssekretärin Kristina Herbst stellen das mit Landesmitteln geförderte Projekt im Schloss Reinbek vor.
„Ich habe mich an der Spielekonsole noch nicht wirklich mit Ruhm bekleckert“, sagt Kristina Herbst lachend. „Bewegung an der frischen Luft liegt mir mehr.“ Die Staatssekretärin aus dem Ministerium für Inneres, ländliche Räume, Integration und Gleichstellung war eigens zur offiziellen Vorstellung der mit Landesmitteln gefördert „Stormarnleague“ ins Schloss Reinbek gekommen. 60.813 Euro hat der Kreisjugendring Stormarn für sein E-Gaming-Projekt (wir berichteten) aus dem Landeshaushalt 2019 bekommen. Es ist eines von 21 E-Sport-Projekten, die Schleswig-Holstein mit insgesamt 503.500 Euro fördert. Herbst: „E-Sport oder E-Gaming ist ein Stück Jugendkultur. Kaum ein anderer Bereich ist so entwicklungsfähig wie diese junge Szene.“
Umgang mit Spielekonsolen gehört zum Alltag
Das sieht man beim Kreisjugendring ebenso: „Der Umgang mit Playstation oder Xbox gehört für viele Kinder und Jugendliche inzwischen wie selbstverständlich zum Alltag“, sagt Geschäftsführer Uwe Sommer. Deshalb habe man sich entschlossen, eine eigene Liga mit professionellen Zügen auf die Beine zu stellen. Der Gedanke sei schon vor zwei Jahren gereift, sagt der KJR-Vorsitzende Stefan Kühl. „Dank der finanziellen Förderung konnten wir den Plan jetzt in die Tat umsetzen.“
Um für alle Teilnehmer gleiche Bedingungen zu schaffen, stellt der KJR das Equipment. Er hat von dem Geld 21 sogenannte Gaming-Koffer angeschafft. Preis: jeweils knapp 3000 Euro. Sie beinhalten einen 32-Zoll-Splitscreen, eine Xbox und jeweils zwei Controller und Headsets. „Die Koffer wurden nach unseren Bedürfnissen zusammengestellt“, sagt Martin Oberwetter, einer der Medienpädagogen beim KJR. „Sie gibt es so nicht noch einmal“.
In Premierensaison sind sechs Mannschaften dabei
Die Wahl ist auf das Spiel „Rocket League“ gefallen, bei dem die Teilnehmer versuchen, einen etwas größeren Ball mithilfe von Autos ins gegnerische Tor zu befördern. Das habe mehrere Gründe, sagt Oberwetter. „Es hat keine Altersfreigabe und ist somit auch Jüngeren zugänglich.“ Zudem sei es ein Spiel, bei dem man durch Leistung und Strategie vorankomme und sich keine Vorteile erkaufen könne, ergänzt Herbst.
In der Premierensaison spielen sechs Teams in Hin- und Rückrunde ihren Meister aus. Angemeldet haben sich das Jugendzentrum Reinfeld und das Jugendzentrum Reinbek mit jeweils einer Mannschaft, das Jugendrotkreuz Reinbek und Jugendrotkreuz Großhansdorf stellen ein gemeinsames Team. Außerdem sind die evangelische Jugend Bargfeld-Stegen, die evangelische Jugend Bad Oldesloe und die Jugendfeuerwehr Bargfeld-Stegen dabei.
Jedes Team setzt sich aus vier Spielern zusammen
Die Teams müssen an eine im Kreisgebiet ansässige Institution oder Einrichtung angebunden sein. Jedes Team besteht aus vier Spielern (drei Aktive, ein Ersatzspieler), die zwischen zwölf und 27 Jahre alt sein dürfen. Zudem gibt es einen Trainer oder Teammanager. Eigentlich sollte die Saison schon längst begonnen haben, aber die Corona-Pandemie hat alles ein wenig verzögert.
„Wir sind alle schon etwas gehypt, hoffen, dass wir gleich nach den Sommerferien loslegen können“, so Oberwetter. Alle Spiele sollen auf Twitch und dem You-Tube-Kanal des KJR übertragen werden, kommentiert von Florian Asmussen aus Glinde. Der 14-Jährige ist selbst begeisterter Rocket-League-Spieler. „Ich kenne mich ganz gut aus“, sagt er. Das Kommentieren ist dagegen noch Neuland für ihn. Er habe es zu Hause aber einige Male geübt und Spaß daran.
KJR bietet eine medienpädagogische Betreuung
An der Debatte, ob es sich um Sport oder Spiel handelt, wollen sich die Organisatoren übrigens nicht beteiligen. „Wir wollen eine zeitgemäße Freizeitgestaltung für Jugendliche und junge Erwachsene bieten“, sagt Sommer. „Um diesen Ansatz zu unterstreichen, sprechen wir bei der Stormarnleague eher von E-Gaming und nicht von E-Sport.“
Im Unterschied zu anderen eher kommerziell ausgerichteten Angeboten verfolgt der KJR ein eigenes Konzept und bietet eine medienpädagogische Betreuung. „In einer Computerspiel-Liga muss man sich auch mit Themen wie Suchtgefahren, Bewegungsmangel und Medienwirkung auseinandersetzen“, so Oberwetter. „Wenn junge Menschen viel Zeit mit digitalen Spielen verbringen, ist es deshalb sinnvoll, sie dabei zu begleiten – mit Informationsveranstaltungen, Schulungen oder Präventionskursen.“
Ein für alle Spieler verpflichtender Kodex gehört dazu
Für die Teamleiter ist die Teilnahme daran verpflichtend. Oberwetter: „Dort werden wir auch einen für alle Spieler verbindlichen Kodex erarbeiten, wie wir untereinander kommunizieren wollen, zum Beispiel wenn man verliert.“ Verfehlungen könnten beispielsweise dazu führen, dass ein Teilnehmer im kommenden Spiel aussetzen muss.
Die Vermittlung von Medienkompetenz mache das Projekt einzigartig, sagt Kristina Herbst: „Als Mutter von drei Kindern wäre es mir jedenfalls lieber, wenn mein Sohn mit mehreren zusammen begleitet spielen würde, als wenn jeder allein in seinem Zimmer ist und keiner einen Blick darauf hat.“