London. 2018 war es das Finale. Jetzt ist es auch das Duell zweier Spieler, die in diesem Jahr negative Schlagzeilen gemacht haben.
Alexander Zverev weiß, was auf ihn zukommt. "Es ist das schwerste Match, was es hier geben kann", sagte Deutschlands Top-Tennisprofi vor dem Gruppenfinale der ATP Finals gegen den Weltranglistenersten Novak Djokovic am Freitag (15.00 Uhr/Sky). Schließlich hat der Serbe den Abschluss der acht besten Profis des Jahres bereits fünfmal gewonnen, allein viermal in der imposanten, in diesem Jahr wegen Corona aber nahezu menschenleeren O2 Arena in London.
"Ich werde ein perfektes Match brauchen, um gegen ihn zu gewinnen", sagte Zverev. Und so schuftete er am Donnerstagmittag mit Coach David Ferrer auf Trainingsplatz 2 und feilte am perfekten Spiel gegen Djokovic.
Zverev und Djokovic weit von Bestform entfernt
Gelingt Zverev gegen Djokovic der dritte Sieg im sechsten Duell, steht er bei den ATP Finals wie in den vergangenen beiden Jahren im Halbfinale. 2018 konnte der 23-Jährige das prestigeträchtige Turnier sogar gewinnen – im Finale gegen Djokovic. "Deshalb werden dieses Turnier und dieser Ort immer etwas ganz Besonderes für mich sein", sagte Zverev.
Von der Form von 2018, als er im Halbfinale auch noch Roger Federer geschlagen hatte, ist Zverev in diesem Jahr aber noch weit entfernt. Zwar gelang dem gebürtigen Hamburger gegen den Argentinier Diego Schwartzman am Mittwoch der erste Sieg, beim hart umkämpften Erfolg in drei Sätzen leistete sich Zverev aber noch einige Wackler. "Ich weiß, dass ich mich gegen Novak weiter steigern muss. Es war aber schon deutlich besser als gegen Medwedew", sagte Zverev. Zum Auftakt hatte er gegen den nach seinem Sieg gegen Djokovic bereits als Halbfinalist feststehenden Russen Daniil Medwedew klar verloren.
Djokovic hat gegen Medwedew Atemprobleme
Doch auch Djokovic ist am Ende eines für ihn komplizierten Jahres weit von seiner Bestform entfernt. Gegen Medwedew war er weitgehend ohne Chance, hatte zudem mit Atemproblemen zu kämpfen. "Ich habe sieben Spiele in Serie verloren, das kann man sich auf diesem Level einfach nicht erlauben", sagte Djokovic.
Der 33-Jährige wird das Jahr ungeachtet seines Abschneidens in London wieder als Nummer eins beenden. "Das bedeutet mir sehr viel", sagte der 17-malige Grand-Slam-Champion. Vor allem, weil es nach einem Jahr mit vielen Höhen und Tiefen passiert. Zu Beginn der Saison gewann er die Australian Open, blieb bis zum Corona-Abbruch beim ATP Cup, in Melbourne und in Dubai ungeschlagen. Dann folgte die missglückte, von ihm organisierte Adria Tour, bei der er und weitere Spieler sich mit dem Virus infizierten, und nach der Wiederaufnahme des Tourgeschehens die Disqualifikation bei den US Open.
Was negative Schlagzeilen angeht, stehen sich Zverev und Djokovic 2020 also in nichts nach. Der Deutsche wird auch in London von den Gewaltvorwürfen seiner Ex-Freundin Olga Scharypowa verfolgt. "Ich habe dazu alles gesagt, bin hier, um Tennis zu spielen", sagte Zverev auch nach dem Sieg gegen Schwartzman wieder. Doch die Konzentration auf den Sport fällt ihm schwer. Gegen Djokovic wird Zverev diesen Fokus aber benötigen. "Sonst habe ich keine Chance."