Aus für das „Bücherjournal“: So darf der NDR nicht sparen.

Der NDR muss sparen, 300 Millionen Euro in den kommenden Jahren. Betriebsbedingte Kündigungen soll es erst einmal nicht geben. Dafür zieht der noch frische Intendant Joachim Knuth, der kürzlich auf Lutz Marmor folgte und nun gleich unbequeme Maßnahmen ergreifen muss, mit dem Rotstift durch das Programm. Getroffen hat es viele Bereiche, besonders aber Unterhaltung und Kultur.

Dass dabei teure „Tatort“-Produktionen zurückgefahren werden, ist so logisch wie hinnehmbar. Gegen die Einstellung des traditionsreichen „Bücherjournals“ regt sich nun aber Protest, und die Programmgewaltigen des NDR müssen sich zu Recht Kritik gefallen lassen. Zum einen, weil die verhältnismäßig preiswerte Produktion kein starker Kostenfaktor ist; hier wird leichtfertig ein Format aufgegeben, das den Bildungsauftrag der Öffentlich-Rechtlichen auf glänzende Weise erfüllt. Ist es klug, in einer schwierigen Zeit, in der zum Beispiel der Bundespräsident von den „Lebensmitteln Kunst und Kultur“ spricht, die „keine verzichtbaren Nebensachen“ seien, ausgerechnet in der Kulturprogrammschiene loszuholzen?

Zum anderen ist der Plan, mehr auf das Digitale und vermeintlich Billigere, aber auch Zukunftsfähigere zu setzen, bislang sicher noch von eher wenig substanziellem Inhalt. Wer ein Fernsehpublikum „digitalisieren“ möchte, der muss schon wirklich gute Ideen haben. Oder er macht am Ende vielleicht doch nur das Gleiche, Bewährte – dann eben für die Mediathek. Was sicher noch die annehmbarste Lösung wäre. Zu befürchten ist aber, dass der NDR in seiner Kulturberichterstattung unter dem Deckmantel der digitalen Wende mindestens seine Qualitätsansprüche herunterschraubt, jene stellenweise ganz streicht. Nicht nur der Literatur wäre damit ein Bärendienst erwiesen.