Hamburg. Die Erkenntnis reift, dass sich beim HSV die Verlierer-DNA tief eingebrannt hat – egal wie viel Personal ausgetauscht wird.
Und jährlich grüßt das Murmeltier beim HSV. Nach vier sieglosen Spielen in Folge stecken die Hamburger schon wieder mitten im Herbstblues. Auch 2019, als der Club in der Hinserie von sieben Spielen nur eines gewann, wurde die Grundlage für das Verpassen des Aufstiegs in den Monaten November und Dezember gelegt.
Dabei fiel beim 2:3 in Heidenheim erneut negativ auf, dass die Mannschaft von Daniel Thioune ein offensichtliches Führungsproblem hat, und zwar in doppelter Hinsicht. Bei einer frühen 2:0-Führung wie am Sonntag hätte man erwarten dürfen, dass der HSV in der Folge selbstbewusst, souverän und dominant agiert. Stattdessen erlebten die Hamburger einen schwäbischen Albtraum mit Ansage.
Mut- und kraftlos schlichen einige Spieler ängstlich über den Rasen, ganz so, als ob sie der Erwartungsdruck lähmte. Schon bei Holstein Kiel (1:1) agierte der HSV nach der Führung viel zu passiv und kassierte so ein spätes Gegentor – genau wie jetzt in der Nachspielzeit in Heidenheim.
HSV: Was ist bloß mit Ulreich los?
Schlimmes für die nähere Zukunft vermuten lässt der Auftritt in Heidenheim aber auch deshalb, weil die vermeintlichen Führungsspieler nicht ihren Job erledigten, allen voran Sven Ulreich, der mit seinem Katastrophen-Blackout die verdiente Niederlage besiegelte. Groß war die Zuversicht bei den HSV-Fans, mit dem hochdekorierten Bayern-Keeper eine feste Säule für das junge Team gefunden zu haben. Und jetzt?
Klar, ein Fehler muss auch einem gestandenen Profi wie ihm zugestanden werden. In der Gemengelage lässt sich der sich einschleichende Gedanke jedoch nicht vertreiben, dass der HSV selbst einen wie ihn kleinkriegt.
Bezeichnend: Wintzheimer bester HSV-Profi
Auffällig aber auch, dass andere „Säulenspieler“ wie Toni Leistner, Tim Leibold, Sonny Kittel oder Simon Terodde, die durchaus schon ihre Qualitäten gezeigt haben, abfielen, während der erst 21 Jahre alte Manuel Wintzheimer noch zu den wenigen positiven Erscheinungen gehörte. Zu viele Schönspieler, zu wenige Unterschiedsspieler: Wie bitte soll sich da der HSV schnell aus der sportlichen Krise befreien?
Nach einem Viertel der Saison reift beim Beobachter unterm Strich deshalb die Erkenntnis, dass sich, egal wie viele Spieler und Trainer auch ausgetauscht werden, beim HSV die Verlierer-DNA tief eingebrannt hat. Noch sind 25 Spieltage Zeit, alle Kritiker zum Schweigen zu bringen. Aber das wird nur gelingen, wenn sie die offenkundigen Probleme endlich in den Griff bekommen.