Geesthacht. Die Impfzentren sind – oft wohl endgültig – geschlossen, die Hausärzte überlastet. Wie lässt sich der Kampf gegen das Virus gewinnen?
In einem Punkt herrscht Einigkeit: Impfen ist der Schlüssel, um der Corona-Pandemie Herr zu werden. Die Inzidenz erreichte am Dienstag bundesweit einen Wert von 154, zugleich wird immer klarer, besonders ältere Menschen benötigen eine Drittimpfung. Der Glaube, zwei Spritzen schützten wenn nicht 100-prozentig vor Infektionen so doch vor schweren Krankheitsverläufen, gerät immer stärker ins Wanken.
Inzwischen sind fast ein Drittel der an Corona Erkrankten in Krankenhäusern doppelt geimpft, auf den Intensivstationen macht ihr Anteil nach Recherche des ZDF rund 25 Prozent aus. Wie der Schutz vor den Virusvarianten forciert werden soll, darüber gehen die Meinungen weit auseinander.
Corona News: Streit um Schließung der Impfzentren
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat mit seiner Forderung zur Wiederöffnung von Impfzentren einen Proteststurm ausgelöst. „Impfzentren sind keine Taschenlampen, die nach Stimmungslage ein und ausgeschaltet werden können“, kritisiert der Deutsche Städtetag in einem Schreiben an die Gesundheitsminister der Länder.
In vielen Landesregierungen fällt die Kritik auf fruchtbaren Boden. Während Schleswig-Holsteins Minister Heiner Garg (FDP) klarstellt, statt auf Impfzentren auf Praxen und mobile Impfteams setzen zu wollen, wird seine niedersächsische Amtskollegin deutlicher: Es sei Spahn gewesen, der mit der Einstellung finanzieller Unterstützung und von Impfstofflieferungen an die Länder das Schließen der Impfzentren Ende September erzwungen hat, so Daniela Behrens (SPD).
Impfung gegen Corona: Welche Rolle spielen Hausärzte?
Die Sozialdemokratin sieht, wie auch Fachpolitiker anderer Parteien, die niedergelassenen Ärzte in der Pflicht. Tatsächlich hatten deren Vertreter frühzeitig lautstark erklärt, es gehe auch ohne die teuren Impfzentren weiter. Zunächst hatten viele Ärzte über den Mangel an Impfstoff und den Patientenansturm in den Praxen gestöhnt. Inzwischen sind es umgekehrt die Patienten, die klagen.
Die Bitte der Ärzte, doch im Februar oder März 2022 für einen Impftermin erneut vorzusprechen, mag so gar nicht zur Forderung namhafter Virologen und Infektiologen, von Gesundheitspolitikern und Patientenvertretern passen, die Impfanstrengungen allgemein und besonders die für Booster-Impfungen zu forcieren.
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Während Welt-Ärztepräsident Frank-Ulrich Montgomery sich weiter für die niedergelassenen Ärzte stark macht, sind deutsche Standesvertreter auffallend ruhig. Viele Praxen haben sich aus den Corona-Impfungen verabschiedet. Mancherorts machen kaum mehr die Hälfte der niedergelassenen Ärzte mit, etwa in Geesthacht und Lauenburg. Entsprechend groß ist der Zuspruch zu Vor-Ort-Angeboten der mobilen Impfteams. Und der Ärger über Warteschlangen und die Terminplanung.
Ehemaliges Impfzentrum in Geesthacht wird bereits umgebaut
Auch die früheren Impfzentren in Reinbek und Geesthacht stehen nicht mehr zur Verfügung. Während in Stormarn die Kreisstadt Bad Oldesloe gehandelt wird, müsste sich der Kreis Herzogtum Lauenburg voraussichtlich komplett neu orientieren. Für das frühere Impfzentrum in Alt-Mölln ist der Mietvertrag ausgelaufen, bestätigt Kreissprecher Tobias Frohnert. Und in Geesthacht hat bereits der Umbau der Räumlichkeiten begonnen. Das Kreisgesundheitsamt soll hier sein neuen Domizil finden. Möglicherweise laufe es auf einen zentralen Standort hinaus, gut erreichbar aus dem gesamten Kreisgebiet. Zentraler als die beiden bisherigen Standorte und mit guter Verkehrsanbindung?
„Mit uns hat noch niemand gesprochen“, stellt Schwarzenbeks Bürgermeister Norbert Lütjens klar. Es gebe im Kreis weitere denkbare Standorte. Eine Nutzung der alten Realschule für den Zweck würde zwar einen gewissen Aufwand bedeuten, komme eine Anfrage, werde man sich aber unterhalten. „Wir möchten aber gern die gute Strategie mit mobilen Impfteams weiterverfolgen.“ An drei aufeinanderfolgenden Tagen wurden in Schwarzenbek 330 Menschen geimpft.
Nur sieben Impftermine in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg
Auch Geesthacht meldet hohe Nachfrage. Allerdings hatte Kiel die gewünschten vier Impftage im Oberstadttreff vergangene Woche verweigert, am Ende gab es zwei. Der Wunsch, den verkaufsoffenen Sonntag Anfang Oktober mit einem Impfangebot zu ergänzen, fand gar keine Berücksichtigung.
Für den November sind in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg ganze sieben Impftermine vorgesehen. Für Kiel und Lübeck mit einer nur geringfügig höheren Einwohnerzahl werden 20 genannt. „Sofern einzelne Kreise oder kreisfreie Städte (…) unterproportional vertreten sind, liegt dies in der Regel daran, dass von den Akteuren vor Ort nur wenige – geeignete – Standorte benannt wurden“, so das Gesundheitsministerium in Kiel.