Reinbek. Aktuell steigt die Nachfrage nach den schützenden Vakzinen wieder an. Bis zu 320 Menschen am Tag kommen nach Reinbek.

Am 26. September, dem Tag der Bundestagswahl, haben Interessierte das letzte Mal die Chance, sich eine Spritze gegen das Coronavirus im Impfzentrum im Jürgen-Rickertsen-Haus in Reinbek abzuholen. Zum Ende des Monats schließt das Zentrum Süd an der Schulstraße. „Dann endet unser Mietvertrag, werden die Gebäude in Reinbek und Bargteheide geräumt“, sagt Kreismitarbeiter Andreas Rehberg. Lediglich das in Bad Oldesloe wird beibehalten und für die Kontaktnachverfolgung bis Ende des Jahres genutzt. Geimpft wird auch hier nicht mehr.

Schon jetzt steigt die Nachfrage nach den schützenden Vakzinen wieder deutlich an. „Wir sind selbst überrascht. Nach einer Sommerflaute fahren wir jetzt wieder unter Vollauslastung. Insbesondere mittwochs und sonntags ist der Andrang groß, werden in zwei Impfschleifen bis zu 320 Leute geimpft“, sagt Bahar Karakan, Koordinatorin im Impfzentrum.

Impfzentrum in Reinbek ist von Mittwoch bis Sonntag geöffnet

Einige Impfwillige mussten diese Woche sogar weggeschickt werden. Darum empfiehlt Karakan, sich in jedem Fall einen Termin zu holen. Die sind kurzfristig und oft schon für den nächsten Tag unter www.impfen-sh.de zu haben. Das Impfzentrum ist mittwochs bis sonntags in der Zeit von 9 bis 12 und 13 bis 18 Uhr geöffnet.

„Wer schnell ist und sich einschließlich bis Sonntag einen Termin holt, hat die Chance, bis zur Schließung den vollständigen Impfschutz zu erhalten“, wirbt Karakan für den Piks. Darauf ist Svenja Stampa nicht angewiesen. Die junge Mutter ist jetzt zum zweiten Mal geimpft und hatte zum Termin ihren sechs Monate alten Sohn mitgebracht. „Als Stillende war ich ein wenig verunsichert, welche Auswirkungen der Impfstoff auf meinen Sohn hat. Aber das Zuraten von meinem Frauen- und Kinderarzt haben mich überzeugt“, sagt die Reinbekerin.

Laut RKI liegt die Impfquote in Stormarn aktuell bei 70,3 Prozent

Neben vielen Zweitimpfungen verabreicht das Team um Karakan derzeit auch viele Spritzen an Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren, an Genesene und über 80-Jährige, die ihren Immunschutz auffrischen lassen können, wenn die letzte Impfung sechs Monate her ist. „Aber auch Skeptiker und Zweifler sind darunter, die die anstehenden Einschränkungen für Ungeimpfte fürchten“, sagt Karakan. Zu Auswahl stehen die Vakzine von Biontech und Johnson&Johnson. Letzterer hat den Vorteil, dass er nur einmal geimpft wird.

Die wichtigsten Varianten des Coronavirus im Überblick

Nach Anregung der Weltgesundheitsorganisation WHO werden die Varianten des Coronavirus seit Mai 2021 nicht mehr nach den Staaten benannt, in denen sie zuerst nachgewiesen wurden, sondern nach den Buchstaben des griechischen Alphabets. So soll eine Stigmatisierung beispielsweise von Ländern verhindert werden, in denen besonders ansteckende Virusmutationen zuerst nachgewiesen wurden.

Derzeit gelten fünf Formen des Coronavirus als besorgniserregend ("Variants of Concern"):

  • Alpha: Die im September 2020 zuerst in Großbritannien nachgewiesene Variante B.1.1.7, die das ursprüngliche Coronavirus fast vollständig verdrängt hatte, bevor sie ihrerseits von der Delta-Variante verdrängt wurde
  • Beta: Eine Form des Coronavirus, die im Mai 2020 in Südafrika entdeckt wurde, wissenschaftliche Bezeichung: B.1.351, B.1.351.2, B.1.351.3
  • Gamma: Die zunächst in Brasilien im November 2020 nachgewiesene Mutation P.1 und ihre Subformen P.1.1 und P.1.2
  • Delta: Die Corona-Variante B.1.617.2 (und ihre Subformen AY.1, AY.2, AY.3), zuerst im Oktober 2020 in Indien gefunden
  • Omikron: Die Corona-Variante B.1.1.529 wurde im November 2021 in mehreren afrikanischen Ländern nachgewiesen und verbreitet sich

Außerdem beobachtet die WHO weitere vier Mutationen als bedeutsame "Variants of Interest" :

  • Lambda: C.37, im Dezember 2020 in Peru entdeckt
  • Mu: B.1.621, im Januar 2021 erstmals in Kolumbien nachgewiesen

Laut RKI liegt die Impfquote in Stormarn aktuell bei 70,3 Prozent. Das ist Platz fünf unter den 15 Kreisen und kreisfreien Städte in Schleswig-Holstein. Von Januar bis Juli haben sich 178.892 Stormarner im Impfzentrum immunisieren lassen. Wie viele im August dazugekommen sind, gibt der Kreis kommende Woche bekannt.

Rickertsen-Haus soll wieder Vereinen und Verbänden zur Verfügung stehen

Fest steht, dass ab dem 27. September die Tische, Stühle und Liegen, die XXL-Bildschirme, Drucker und Computer abtransportiert und zum Teil in der Kreisverwaltung weiter verwendet werden. Unabhängig vom hohen Nutzen: Teuer war die Impfkampagne in jedem Fall. Der Kreis rechnet mit einem siebenstelligen Betrag. „Allein die Kosten für Miete und Personal belaufen sich für die neun Monate auf rund 600.000 Euro“, sagt Rehberg. Kosten, die der Kreis zu großen Teilen von Bund und Land erstattet bekommt. Würden die Zentren weiter geöffnet bleiben, bliebe der Kreis auf den Kosten sitzen.

Laut der Stadt Reinbek soll das Rickertsen-Haus nach der Räumung schnell wieder den Vereinen und Verbänden wie DRK und AWO zur Verfügung gestellt werden. Impfwillige müssen dann nach der Schließung einen Haus- oder Betriebsarzt aufsuchen.