Kiel. Hotspots an Ostsee und Nordsee sind auch nach dem Sommer noch ausgebucht. Doch ein Problem beschäftigt Betreiber derzeit.
Wer im Land zwischen den Meeren auf dem gewünschten Campingplatz Urlaub machen will, hat es auch außerhalb der Hochsaison nicht leicht. Bis zum Ende dieser Woche seien die Plätze in ganz Schleswig-Holstein noch sehr gut gebucht, sagte der Landesvorsitzende des Verbandes der Campingwirtschaft, Gert Petzold. „Einige sind sogar zu 100 Prozent belegt.“ Das gilt besonders für die Hotspots an Nordsee und Ostsee.
„Wir gehen davon aus, dass wir in diesem Jahr erstmals fünf Millionen touristische Übernachtungen haben werden“, sagte Petzold. Vor sechs Jahren seien es noch 3,2 Millionen gewesen. Dem Verband sind 134 Anlagen mit zusammen etwa 40 000 Plätzen angeschlossen.
Im Zuge der Corona-Pandemie hat Campingurlaub noch mehr zugelegt als bereits in den Vorjahren. Bis Ende Juli zählten die insgesamt 267 geöffneten Campingplätze im Land 2,8 Millionen Übernachtungen und damit ein Plus zum Vorjahr von 16,9 Prozent. Währenddessen verzeichneten alle Ferienunterkünfte mit mindestens zehn Betten ohne Camping einen Rückgang von 2,6 Prozent auf 12,0 Millionen Übernachtungen. Zum Vergleich: Im Vor-Corona-Jahr 2019 entfielen von 20,6 Millionen Gesamtübernachtungen bis Ende Juli 2,6 Millionen auf Camping. Dessen relativer Anteil ist seitdem also stark gestiegen.
Urlaub im Norden: Campingplätze an Ostsee und Nordsee gut gebucht
„Auch im Blick auf das nächste Jahr sind wir sehr positiv gestimmt“, sagte Petzold. Die Branche biete heute eine breite Palette von Freizeitmöglichkeiten, „die es vor zehn Jahren noch nicht gab“. Er nannte Schwimmbäder, Tennisplätze, Animation für Kinder und Erwachsene. Büros auf den Campingplätzen betreuten Gäste, vermittelten Tagesausflüge, Schiffsfahrten, Busreisen nach Dänemark. „Die Gäste haben heute andere Erwartungen als vor zehn Jahren. Viele sind viel gereist und vergleichen unsere Angebote mit denen anderswo.“ 86 Prozent der Urlauber seien Deutsche, viele kämen seit langem aus Nordrhein-Westfalen.
„Wir empfehlen, Urlaub rechtzeitig zu buchen, aber wir wollen unseren Gästen auch die Möglichkeit geben, spontan anzureisen“, sagte Petzold. Möglichkeiten, angesichts des großen Interesses die Kapazitäten auszubauen, sieht er in erster Linie in der Erweiterung bestehender Campingplätze, im Einklang mit Natur und Infrastruktur. „Wir haben versucht, zusätzliche Stellplätze angrenzend an Campingplätze zu aktivieren, zum Beispiel Parkplätze.“
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Wirtschafts- und Innenministerium hätten das unterstützt, aber die Kreisverwaltungen auf aufwendigen Genehmigungen beharrt, sagte Petzold. Der Verband will nicht lockerlassen und zumindest für die Monate Juli und August eine Lösung ohne großen bürokratischen Aufwand erreichen. Er setzt dabei auf Rückendeckung durch Regierung und Tourismusverband.
Campingtourismus lag schon vor Corona im Trend
Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) macht ihm Hoffnung: „Der Campingtourismus lag schon vor Corona im Trend, hat durch die Pandemie aber noch mal richtig Fahrt aufgenommen.“ Gäste schätzten kontaktarmen und obendrein naturnahen Tourismus. Auf die hohe Nachfrage habe das Land zeitnah reagiert, Kapazitätserweiterungen von bestehenden Campingplätzen und die Duldung von sogenannten Kleinstcampingplätzen ermöglicht.
„Dass da in Einzelfällen ein Kreis bei den Anforderungen übers Ziel hinausgeschossen ist, haben wir auch gehört und das zuständige Innenministerium eingeschaltet“, sagte Buchholz. Das habe die Vorgaben noch einmal präzisiert. „Denn unser gemeinsames Ziel ist und bleibt eine unbürokratische Lösung, um den Camping-Boom des Corona-Jahres als Chance für den Schleswig-Holstein-Tourismus zu nutzen.“