St. Peter-Ording. Langjähriger Direktor des Hotels Atlantic verantwortet in St. Peter-Ording einen Neubau in bester Lage. Was dort alles geplant ist.

Den dunklen Anzug hat Sebastian Heinemann gegen Jeans und eine wetterfeste Jacke getauscht. Nicht mehr eines der großen Hotels dieser Welt ist sein Arbeitsplatz – sondern eine Großbaustelle in St. Peter-Ording, fünf Gehminuten von der berühmten Seebrücke entfernt. Zumindest pendelt er dreimal pro Woche dorthin. Vor elf Jahren verließ er seinen Direktoren-Posten im Hamburger Hotel Atlantic Kempinski, widmete sich danach Hotelprojekten in aller Welt, lebte zwei Jahre in Hongkong.

Jetzt hat ihn der Norden wieder: „Hier entsteht gerade – wir sind in der Phase des Hochbaus – das Urban Nature Hotel“, erklärt der 57-jährige Hamburger, der mit seiner Familie in Othmarschen wohnt.

Heinemann hat gute Kontakte

Als Gründer und Projektleiter führt Heinemann für seine Investoren das Bauvorhaben. Die Travel Group übernimmt dann das Management nach der Eröffnung im kommenden Frühjahr. Heinemann bleibt Geschäftsführer. Er war es, der als einer der Ersten wusste, dass das Grundstück in bester Lage in dem Nordseebad verkauft werden würde. Er hatte dann rasch den passenden Interessenten, dazu Konzept, Baufirmen und erledigte die notwendige Korrespondenz mit Ämtern und Politik. Dank seiner guten Kontakte, die die Grundlage seines beruflichen Lebens sind.

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Denn die Hotellerie und das Wechselspiel zwischen neuen Projekten und Investoren, zwischen der Ideenfindung, den Konzepten und dem geeigneten Ort dafür, Gesprächen mit Politik-Vertretern und Bauunternehmern – die Kommunikation liegt dem gelernten Koch. „Wie man mit Menschen umgehen muss, das lernt man im Hotelgewerbe“, sagt Heinemann und lacht. „Ich lebe mittlerweile mit einem großen Netzwerk aus der Branche und berate sehr gern.“

90 Zimmer wird das Hotel haben

Und auch wenn er in Hamburg immer noch darauf angesprochen wird, „der vom Atlantic“ zu sein, fühlt er sich als jemand, der die Seiten gewechselt hat. „In meinem Empfinden bin ich ganz und gar nicht mehr der Hoteldirektor“, sagt er, „aber es gibt wirklich Schlimmeres, als mit einem der schönsten Hotels der Welt verbunden zu werden.“

Sebastian Heinemann, ehemaliger Direktor des  Hotels Atlantic Kempinski.
Sebastian Heinemann, ehemaliger Direktor des Hotels Atlantic Kempinski. © Klaus Bodig | Klaus Bodig

Besonders soll das neue Projekt an der Nordsee werden, 90 Zimmer wird es haben, 15 Meter hoch, mit einer Freitreppe zur Strandpromenade. „Die luftige Architektur mit großen Fensterfassaden soll den urbanen Charakter zeigen“, sagt er, „dazu wird es andere städtische Elemente wie Ladestationen für E-Autos und Scooter geben, auch muss alles digital möglich sein.“

Das Beste zweier Welten

Heutzutage reisten die Menschen „eher dreimal im Jahr eine Woche als einmal im Jahr drei Wochen am Stück“, sagt er. Der Kurzurlaub in machbarer Distanz zu Metropolen, dabei dennoch in der Natur, das sei Trend. „Look & Feel“, so nennt es die Kommunikationsagentur von Travel Charme Hotels & Resorts, die das Hotel dann ab der geplanten Eröffnung im Rahmen eines Managementvertrags leitet.

 Und weiter: „Es verbindet das Beste zweier Welten. Modernes, kosmopolitisches Flair für Junge und Junggebliebene verbunden mit einer lokalen Verwurzelung.“ Bedeutet: eine Wellnesswelt mit Liegepool auf dem Dach mit Blick ins Grüne, ein 24/7-Kiosk, Verleih von Longboards, Rädern und Bollerwagen.

Tourismus in St. Peter-Ording polarisiert

Ob dieses Konzept auch in St. Peter-Ording selbst ankommt, ist fraglich. Bei einer Befragung hatten im vergangenen Jahr rund 40 Prozent der Teilnehmer angegeben, dass der Tourismus eher oder sogar überwiegend negative Effekte für den Ort habe. 97 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass der Tourismus die Verkehrsprobleme im Ort vergrößere.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Die Umfrage wurde im Mai und Juni vergangenen Jahres vorgenommen, also bereits in Corona-Zeiten. Das Kieler Institut für Tourismus- und Bäderforschung, das die Befragung durchgeführt hatte, kam zu dem Schluss: „Der Tourismus in St. Peter-Ording polarisiert, insbesondere hinsichtlich der persönlichen Auswirkungen, und spaltet dadurch den Ort“.

Touristen werden an Himmelfahrt kontrolliert

  • Am Himmelfahrtstag will die Polizei in Schleswig-Holstein und Niedersachsen verstärkt gegen Alkoholexzesse vorgehen. Die Landespolizei in Kiel rief gestern dazu auf, die geltenden Vorschriften zu beachten.
  • „Bollerwagentouren im Freundeskreis, exzessiver Alkoholkonsum und Gruppenansammlungen sind nicht mit den geltenden Regeln vereinbar“, hieß es bei der Landespolizei. Zusätzliche Streifen würden an touristischen Hotspots, in den Naherholungsgebieten und in Bereichen mit hohen Inzidenzen eingesetzt, auch in den touristischen Modellregionen an Nord- und Ostsee.
  • Niedersachsens Innenminister Boris Pisto­rius (SPD) sagte: „Auch wenn die traditionellen Vatertagstouren für viele dazugehören: Es wäre grob fahrlässig, quasi am Bollerwagen die in Aussicht stehenden Lockerungen zu verstolpern, weil die bestehenden Regelungen missachtet werden und die Inzidenzzahlen in spätestens zwei Wochen wieder steigen. Die Polizei wird deshalb auch in diesem Jahr präsent sein.“