Schlagerkönigin Helene Fischer triumphiert wie erwartet in Berlin und räumt vier Echos ab. Die Zuschauerzahl jedoch sinkt deutlich.
Keine Überraschungen beim Echo 2015: Mit vier Auszeichnungen an einem Abend ist Helene Fischer die große Gewinnerin des Abends. So viele Echo-Musikpreise in einer Gala holten vor der 30 Jahre alten Schlagersängerin bislang nur die Punkrocker Die Toten Hosen - und zwar 2013. Fischer hat nun laut Veranstaltern im Laufe ihrer Karriere bereits 12 Echos gewonnen. Sie liegt damit auf Rekordkurs. Mehr haben nur wenige Interpreten, darunter die Kastelruther Spatzen. Im Vergleich zum Vorjahr verlor die Gala etwa 800 000 TV-Zuschauer.
Moderatorin Barbara Schöneberger sagte zum Auftakt der fast dreieinhalbstündigen Show mit diesmal 30 Kategorien: „Herzlich willkommen zu den Helene-Fischer-Festspielen.“ Und zum Schluss: „Bitte nicht über die Echos von Helene stolpern.“ Die Schlagerkönigin strahlte währenddessen: „Ich werde heute vierfach trinken.“
Fischers „Farbenspiel“ wieder Album des Jahres
Zum zweiten Mal in Folge gewann Fischers „Farbenspiel“ als Album des Jahres. Erfolgreich war auch ihre Musik-DVD/Blu-Ray. Ihr Ohrwurm „Atemlos durch die Nacht“ wurde außerdem Hit des Jahres. Den Preis in der Kategorie Schlager überreichte ihr Filmstar Til Schweiger, mit dem sie im Herbst im Hamburger „Tatort“ zu sehen sein soll.
Schweiger nannte den Schlagerstar „nice“. Fischer bedankte sich und sagte: „Wir haben den „Tatort“ gedreht und ich weiß, einige werden enttäuscht sein, dass ich nicht gleich in den ersten fünf Minuten erschossen werde. Aber ich kann euch nicht jeden Gefallen tun.“ Rapper Kollegah („King“), Sieger im Hip-Hop, scherzte: „Ich hätte eigentlich gedacht, den nimmt Helene Fischer auch noch mit.“
Sinkende Quote
In den vergangenen beiden Jahren war Helene Fischer Echo-Moderatorin. Nach gut 3,7 Millionen Zuschauern beim ersten Mal, steigerte sie die Zahl 2014 auf etwa 4,2 Millionen. Diesmal schalteten im Schnitt 3,39 Millionen ein, was 13,3 Prozent Marktanteil fürs Erste entsprach.
Die live aus den Berliner Messehallen übertragene Veranstaltung wurde von der Flugzeugkatastrophe in den Alpen überschattet. Mit 150 Kerzen auf der Bühne, symbolisch für jeden Toten, sowie einer Schweigeminute für die Opfer ging es los - etwa 25 Minuten später als geplant.
Die ARD hatte einen „Brennpunkt“ ins Programm genommen („Germanwings - Was geschah im Cockpit?“). Als Reaktion auf das Unglück hatte die Airline als Sponsor ihre Echo-Teilnahme abgesagt.
Nach der Schweigeminute erinnerten Stars wie Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer an den im Dezember gestorbenen Udo Jürgens und sangen dessen optimistisches Liebeslied „Ich weiß, was ich will“.
Preise für Grönemeyer und Lindenberg
Grönemeyer wurde später zum Künstler Rock/Pop National gekürt. Der 58-Jährige bedankte sich, „auch wenn man sich an einem Tag wie heute etwas gedämpft freut“. Udo Lindenberg erhielt für gesellschaftliches Engagement den Sozial-Echo. Seinem Laudator Detlev Buck nuschelte der 68-Jährige entgegen: „Danke für die geile Fella... - Laudatio“.
Die griechische Sängerin Nana Mouskouri bekam den Echo fürs Lebenswerk. Gerührt nannte sich die 80-Jährige „eine europäische Sängerin“. „Meine Geschichte gehört auch hierher nach Deutschland.“
Wichtigster deutscher Musikpreis
Das Ethno-Pop-Bandformat Oonagh mit der Sängerin und früheren „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“-Darstellerin Senta-Sofia Delliponti (24) wurde Künstlerin Rock/Pop National und auch Newcomer National, die Hamburger Gruppe Revolverheld zur Band Rock/Pop National.
Der Echo gilt als wichtigster deutscher Musikpreis. Gewinnen kann den Preis der Deutschen Phono-Akademie, bei der es sich um das Kulturinstitut des Bundesverbands Musikindustrie handelt, in den meisten Kategorien nur, wer auch in den Charts erfolgreich war. Nominiert sind die Bestplatzierten der offiziellen deutschen Album-Charts. Eine Jury wählt dann aus den Top Fünf ihre Favoriten. (dpa)