Hamburg. Die Gebrüder Braun hatten mit vier Plakatmotiven schockiert. Die Kritik daran reißt nicht ab – nun wählen sie sehr deutliche Worte.
Nach der Veröffentlichung von provokanten Bildern gegen Massentierhaltung und die industrielle Landwirtschaft werfen die Köpfe des Miniatur Wunderland ihren Kritikern eine "Hetzkampagne" vor. Einer der Macher des Museums, Gerrit Braun, greift in einem Beitrag bei Facebook den Bauernverband Schleswig-Holstein an. Er ruft seine Follower dazu auf, ihm gegen die "verbalen Entgleisungen" der Gegenseite zu helfen.
Der Verband erzeuge mit seiner scharfen Kritik an den Bildern des Miniatur Wunderland "Wut, eher Hass", schreibt Braun. Dabei habe sich die eigene Aktion nicht einmal gegen die Bauern, sondern etwa gegen die Preispolitik der Großkonzerne gerichtet.
Das Miniatur Wunderland hatte vier Plakatmotive mit schockierenden Bildern veröffentlicht: Babys, die auf Förderbändern zum Schreddern in den Tod rutschen, nackte Frauen, deren Brüste an Melkmaschinen angeschlossen sind, Haufen nackter Menschen in einem vergitterten Viehtransporter und Menschen in einer Mastanlage.
Bauernverband nannte Aktion "abartig"
In einer ersten Reaktion hatte der Bauernverband Schleswig-Holstein die Aktion des Miniatur Wunderland mehrfach als "abartig" bezeichnet und ihr auch "menschenverachtendes Verhalten" vorgeworfen. Aus den Plakatmotiven spreche "die Täterideologie der Tierrechtler".
Auf den Facebook-Seiten beider Lager waren in den vergangenen Tagen teils heftige Reaktionen zu lesen. Auf den jüngsten Aufruf von Gerrit Braun, ihm gegen die aus seiner Sicht abwegige Kritik einzustehen, folgten weitere Solidaritätsbekundungen. "Euch allen Respekt, dass Ihr dieses Thema angepackt habt", schreibt etwa ein Unterstützer.
Beide Seiten schlugen auch mildere Töne an
Der stellvertretende Vorsitzende des Bauernverbandes, Michael Müller-Ruchholtz, beharrte zuletzt auf seiner Position: "Von uns wird kein Tier als Ding gesehen. Ohne Liebe zu den Tieren könnten Bauern ihren Job gar nicht durchhalten." Er hatte sogar Braun für seine Diskussionsbereitschaft gelobt. "Er hat sich entschuldigt für die Verletzung unserer Gefühle, hat zugegeben, dass die Plakate vielleicht 'too much' gewesen sind. Auch hat er glaubwürdig gemacht, dass er die Verbraucher aufrütteln will.", so Müller-Ruchholtz.
Frederik Braun, der mit seinem Bruder Gerrit das Miniatur Wunderland gründete und führt, hatte aber auch betont, dass sie die Fragen von Schöpfung, Tierschutz, Ernährung und Klimawandel umtrieben. "Wir diskutieren in unserem Wunderland viele Stunden über diese Themen", sagt Braun. "Greta Thunberg hat viel in Bewegung gebracht", sagt Braun und: "Wir würden es wieder machen."