Hamburg/Düsseldorf. 850 Mitarbeiter in ganz Deutschland zittern, Häuser an insgesamt 13 Standorten involviert. Wie das Unternehmen jetzt überleben will.
Schock für die Mitarbeiter der Lindner Hotels AG kurz vor Weihnachten: Das traditionsreiche Familienunternehmen hat für einige seiner Häuser in Deutschland Insolvenz in Eigenverwaltung beantragt, weil es seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen kann.
Die Kette betreibt unter der Marke Lindner Hotels & Resorts hierzulande Hotels an 13 Standorten, darunter auch das Lindner Hotel am Michel in Hamburg und ein Haus auf Sylt. Insgesamt zählen 41 Hotels in zehn Ländern zur Lindner Group, darunter ein bei Norddeutschen beliebtes Lindner Hotel auf Mallorca.
Lindner Hotels: Insolvenz in Eigenregie beantragt – Häuser in Hamburg und auf Sylt betroffen
Das 1973 vom Architekten Otto Lindner gegründete Unternehmen aus Düsseldorf sieht sich einem Bericht der „Rheinischen Post“ zufolge derzeit massiven finanziellen Herausforderungen gegenüber. Hohe Miet-, Energie- und Materialkosten sowie langjährige, kostspielige Pachtverträge belasten demnach die Bilanz erheblich. Ein Brancheninsider verglich die schwierige Lage des Unternehmens mit der Krise der Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, bei der ebenfalls alte Verträge zu erheblichen Problemen führten.
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Vom Amtsgericht Düsseldorf wurde Prof. Dirk Andres von der Kanzlei AndresPartner als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt. Der Sanierungsexperte Frank Kebekus soll die Vorstände der Lindner Hotels AG, Frank Lindner und Christoph Scherk, im Eigenverwaltungsverfahren als Generalbevollmächtigter unterstützen. Kebekus sagte dem Branchenblatt „Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung“, dass sich die Hotelgruppe jetzt „mit den Instrumenten der Insolvenzordnung nachhaltig restrukturieren“ könne.
Hotels in Hamburg und auf Sylt betroffen: Wie es jetzt bei Lindner weitergeht
Tatsächlich bleiben alle Hotels zunächst geöffnet, nun sollen Verhandlungen mit den Verpächtern aufgenommen werden. Die 850 Mitarbeiter – rund 650 Festangestellte, fast 100 Auszubildende und bis zu 100 Aushilfskräfte – wurden aufgefordert, „weiterhin den gewohnten Service“ zu bieten. Andere Marken der Unternehmensgruppe, etwa die „Me and All“-Hotels, seien von der Insolvenz aktuell nicht betroffen, hieß es. Das gelte auch für die L-Collection, zu der zum Beispiel das Hotel Stadt Hamburg und das Strönhof Kampen (beide auf Sylt) gehören.
Erst vor Kurzem hatte die Lindner Hotel Group ihre Führungsebene neu ausgerichtet. Nach der Integration der Hyatt-Systeme und der Neuausrichtung ihrer Marken übernahm Christoph Scherk zunächst die Rolle des Finanzvorstands, Sophie Sadler wurde stellvertretende Finanzchefin. Arno Schwalie, der seit 2022 als Nachfolger von Otto Lindner die Geschäfte führte, verließ das Unternehmen auf eigenen Wunsch Ende August. Nachfolger sollte zum 1. Oktober Martin Rinck werden, zuvor unter anderem als Senior Berater für Deloitte und Breitling in der Schweiz tätig war. Er trat das Amt aber gar nicht erst an.
Lindner Hotel Group umfasst vier Marken und hat rund 2500 Mitarbeiter
Laut Website der Lindner Hotel Group beschäftigt das Unternehmen weltweit rund 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und rechnete für 2024 mit einem Umsatz von rund 330 Millionen Euro. Die Gruppe umfasst vier Marken: Die Lindner Hotels & Resorts der gehobenen Mittelklasse, die luxuriösen 7Pines Hotels & Resorts, die urbanen Lifestyle-Boutique-Hotels me and all hotels und die neu eingeführte L-Collection, eine Kollektion exklusiver internationaler Destinationen.
Zwölf Hotelstandorte der ‚Lindner Lifestyle Hotels GmbH (me and all)‘ und der ‚7Pines/L Collection‘ in Deutschland sowie elf Hotelstandorte in Europa und einer in den USA sind laut Mitteilung der Lindner Hotel Group von dem für die Lindner Hotels AG beantragten Insolvenzverfahren „nicht unmittelbar betroffen“. Gleiches gelte für fünf in der Realisierung befindliche ‚me and all hotels‘ der Lindner Lifestyle Hotels GmbH.
Lindner-Insolvenz: Diese Hotels in Hamburg sind nicht involviert
Übrigens: Das Privathotel Lindtner in Hamburg-Heimfeld hat nichts mit der Lindner Hotel Group zu tun, es wird lediglich öfters wegen des Namens (der aber einen Buchstaben mehr enthält) fälschlicherweise dem Unternehmen zugerechnet. Und auch das Park-Hotel Hagenbeck ist nicht involviert, hier hatte sich die Lindner Group bereits im Mai als Betreiber verabschiedet.