Hamburg. Nach Milliarden-Verlusten wollen Assekuranzen Prämien in der Autoversicherung kräftig erhöhen. Wie Hamburger dennoch sparen können.

Im nächsten Jahr müssen die Autofahrer in Hamburg mit deutlich steigenden Kosten für die Kfz-Versicherung rechnen. Das gilt auch für jene, die schon bei den preisgünstigsten Anbietern sind, wie Beispielrechnungen zeigen, die das Vergleichsportal Verivox für das Abendblatt erstellt hat. Je nach Alter des Fahrers und dem Fahrzeugtyp fallen die Versicherungsprämien für Haftpflicht plus Teil- und Vollkasko 2025 um bis zu 39 Prozent höher aus im Vergleich zu 2024.

„Bereits im letzten Jahr sind die Preise für die Kfz-Versicherung im zweistelligen Prozentbereich gestiegen. Dennoch gilt die Sparte nach wie vor als Verlustgeschäft, und die Versicherer legen weiter nach“, sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. „Aktuell liegen die Prämien für Versicherungswechsler im Marktschnitt 24 Prozent über dem Vorjahresniveau.“

Kfz-Versicherungen Hamburg: Prämienanstieg vor allem für ältere Autofahrer

Manche Versicherungsprämien werden im nächsten Jahr vierstellig ausfallen. Der 85-jährige Fahrer eines Mercedes-Benz zahlt 2025 im Durchschnitt der zehn günstigsten Anbieter 1282 Euro für Haftpflicht plus Teil- und Vollkasko. Das sind 39,2 Prozent mehr als 2024. Auch ein 65-Jähriger zahlt für das gleiche Fahrzeug mit einem Jahresbeitrag von 587 Euro rund 31 Prozent mehr.

Doch nicht nur ältere Fahrer sind von einem überdurchschnittlichen Prämienanstieg betroffen. Der 45 Jahre alte Fahrer des Hyundai zahlt im Schnitt der zehn günstigsten Anbieter knapp 28 Prozent mehr, macht 1052 Euro im nächsten Jahr.

Kfz-Sparte der Versicherer macht zwei Milliarden Euro Verlust

„Die Versicherer müssen handeln, sie haben in den letzten Jahren in der Sparte sehr viel Geld verloren, und das setzt sich auch in diesem Jahr fort“, sagt Thomas Zwack, Partner bei der Beratung Advyce & Company. Der Branchenverband der Versicherer GDV rechnet in diesem Jahr mit einem Verlust von zwei Milliarden Euro nach drei Milliarden Euro Verlust für 2023. „Die Versicherer müssen für jeden eingenommenen Euro 1,06 Euro für Schäden und Verwaltung ausgeben“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV.

„Die Lieferprobleme bei Ersatzteilen haben zwar abgenommen, was bleibt, sind aber die deutlich höheren Kosten dafür“, sagt Zwack. Auch wegen des Fachkräftemangels würden Reparaturen immer teurer. Die Werkstattkosten lagen schon 2023 mit 188 Euro pro Stunde auf einem Rekordwert.

Kfz-Versicherungen Hamburg: Viele Faktoren beeinflussen die Höhe der Versicherungsprämie

Wie sich die Versicherungsprämien für die Verbraucher tatsächlich entwickeln, hängt von vielen Faktoren ab. „Die Versicherer orientieren sich bei der Kalkulation ihrer Preise am individuellen Schadensrisiko. Wichtige Merkmale sind dabei unter anderem das Fahrzeug mit seinen jeweiligen Schadenquoten, die jährliche Fahrleistung, die Schadenfreiheitsklasse (SF) des Fahrers und sein Alter“, sagt Experte Schütz. Jede Versicherung kalkuliere ihre Preise jedoch anders, berücksichtige verschiedene weitere Merkmale und gewichte deren Einfluss unterschiedlich.

Die älteren Fahrer (ab 55 Jahren) aus Hamburg haben alle die SF 35, nutzen das Fahrzeug nur selbst, fahren jährlich 10.000 Kilometer und stellen das Auto auf der Straße ab. Sie wünschen sich einen umfassenden Versicherungsschutz mit Haftpflicht sowie Teil- und Vollkasko mit 150Euro/300 Euro Selbstbeteiligung. Errechnet wurde jeweils der Durchschnittswert der jeweils zehn günstigsten Anbieter. Berücksichtigt wurden nur Standardtarife. Basistarife bleiben außen vor. Versicherungsbeginn ist jeweils der 1. Januar 2025.

85-Jährige zahlen 154 Prozent mehr als 55-jährige Autofahrer

Nach der Untersuchung von Verivox zahlen 85-jährige Autofahrer bis zu 154 Prozent mehr als ein 55-jähriger Versicherter mit ansonsten gleichen Tarifmerkmalen. Das betrifft den ältesten Fahrer des Hyundai, der 1205 Euro im Jahr für seine Autoversicherung bezahlen muss, während der 55-Jährige nur 474 Euro überweist. 75-jährige Fahrer zahlen bis zu 68 Prozent mehr als 55-jährige.

Unabhängig vom Fahrzeugtyp steigen mit dem Alter die Versicherungsbeiträge. Schon der 65-jährige Hyundai-Fahrer muss 546 Euro im Jahr bezahlen. Am günstigsten fährt der Golf-Fahrer. Die Versicherung kostet den 85-Jährigen 923 Euro und den 75-Jährigen 630 Euro. Am teuersten ist der Versicherungsschutz für den Mercedes-Fahrer.

Kfz-Versicherungen Hamburg: Junge und ältere Autofahrer werden am stärksten zur Kasse gebeten

Daten des Statistischen Bundesamts zeigen, dass Senioren zwar seltener Unfälle verursachen als der Rest der Bevölkerung, ihr Anteil bei schweren Unfällen allerdings höher ist. Kfz-Versicherer verlangen deshalb von Senioren höhere Beiträge. Tendenziell wirke das Alter beitragserhöhend, sagt Christian Weishuber von der Allianz.   

Neben den Älteren werden in der Autoversicherung vor allem junge Fahrer zur Kasse gebeten. Das zeigt der Tarifvergleich bei den 25-, 35- und 45-jährigen Fahrern. Auch sie fahren das in Hamburg zugelassene Fahrzeug 10.000 Kilometer im Jahr, haben aber alle unterschiedliche SF-Klassen, und bei dem 45-Jährigen fahren auch seine Partnerin und das erwachsene Kind das Auto. Das macht die Versicherung teuer. Obwohl er schon eine relativ hohe SF-Klasse (25) hat, kostet die Versicherung für den Mercedes-Benz 1076 Euro Jahr.

Tarifvergleich lohnt für alle Hamburger Autofahrer

Der 25-jährige Alleinfahrer hat erst die SF 5 und muss sich ebenfalls mit relativ hohen Versicherungsbeiträgen abfinden. Am günstigsten kommt er mit dem VW Golf, dessen Versicherung 719 Euro im Jahr kostet. Am zweitgünstigsten ist für ihn der Hyundai mit 926 Euro.

Unabhängig vom Alter lohnt sich ein Tarifvergleich für alle Hamburger Autofahrer. „Trotz steigender Preise finden die Verbraucher auch in der diesjährigen Wechselsaison wieder günstige Preise am Markt“, sagt Schütz. 1282 Euro für den ältesten Mercedes-Fahrer mögen hoch erscheinen, aber beim teuersten Anbieter müsste er mehr als 3800 Euro im Jahr bezahlen. Noch stärker fallen die Einsparungen gegenüber dem teuersten Versicherer in der jüngeren Fahrergruppe der 25- bis 45-Jährigen aus.

HUK hat häufig die günstigsten Tarife – aber nicht für die 85-Jährigen

Für den individuellen Vergleich können Vergleichsportale wie Verivox, Check24 oder Nafiauto genutzt werden. Das letztgenannte hat den Vorteil, dass dem Verbraucher dort auch Tarife der HUK-Coburg und ihres Direktversicherers HUK24 angezeigt werden, was bei Verivox und Check24 wegen Differenzen zwischen der Versicherung und den Vergleichsportalen nicht der Fall ist. Für die Fahrerbeispiele im Abendblatt hat Verivox allerdings die Tarife von HUK und HUK24 berücksichtigt.

Pro Platzierung unter den jeweiligen zehn günstigsten Tarifen je Fahrer und Fahrzeug wurde dem Versicherer von Verivox ein Punkt gegeben. Auf diese Weise wurden die Anbieter ermittelt, die am häufigsten günstig abschneiden. An der Spitze liegen HUK24 mit 41 Punkten, die HUK mit 34 Punkten und Verti mit 31 Punkten.

Viele Stellschrauben können Autoversicherung günstiger machen

Die 85-Jährigen können sich allerdings von der HUK nicht die günstigsten Beiträge erhoffen. Sie sollten lieber bei Debeka, WGV, Verti oder Münchener Verein nach günstigen Tarifen suchen. „Neben den Direktversicherern können auch Markenversicherer günstige Beiträge bieten“, sagt Experte Zwack.

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Mit vielen kleinen Stellschrauben kann man auf den Versicherungsbeitrag Einfluss nehmen. Einsparungen bringen diese Punkte: Den Fahrerkreis überprüfen, je weniger, desto besser, jährliche Kilometerleistung verringern, Werkstattbindung in der Kaskoversicherung, nur noch Teilkasko statt Teil- und Vollkasko. Den Versicherungsbeitrag einmal im Jahr in einer Summe zu zahlen statt monatlich.

Kfz-Versicherung: Treue Kunden zahlen mehr als wechselwillige Kunden

Wichtig ist ein ausreichender Versicherungsschutz. „Wir raten zur Höchstdeckung von 100 Millionen Euro für den Gesamtschaden“, sagt Sandra Klug, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale Hamburg. Personenschäden sollten mit mindestens 15 Millionen Euro versichert sein. Bei der Vollkaskoversicherung sollte durch den Versicherer auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit verzichtet werden.

Ein Versicherungsvergleich lohnt auf alle Fälle, wenn man schon mehrere Jahre bei demselben Anbieter ist. Denn viele Versicherer stellen ihre treuen Kunden schlechter als Neukunden. Wer lange bei seinem Anbieter bleibt, zahlt mehr als jemand, der öfter wechselt. Nach einer Umfrage der ADAC Autoversicherung geben 46 Prozent der Autofahrer an, dass sie über einen Wechsel der Kfz-Versicherung in diesem Jahr nachdenken. Wem das zu viel Aufwand ist, der kann seine Versicherung auch mit einem günstigeren Angebot konfrontieren. Viele Gesellschaften lenken dann ein und geben einen Nachlass.

Die meisten Verträge sind zum 31. Dezember kündbar. Um das zu nutzen, muss der Versicherung die Kündigung bis zum 30. November vorliegen. Bei manchen Anbietern gelten jedoch andere Fristen, deshalb lohnt sich ein Blick in den eigenen Vertrag. Wer mit einer Beitragserhöhung konfrontiert ist, hat unabhängig von diesem Datum vier Wochen Zeit für eine außerordentliche Kündigung.