Hamburg. VanMe hat viel zu tun, denn Camping liegt im Trend. Wie das neue Fahrzeug entsteht, wie lange der Ausbau dauert und was er kostet.

Jetzt ist Konzentration gefragt: Tischlerin Dajana Schon schraubt einen eleganten, schwarzen Wasserhahn ans Spülbecken. Dann trägt sie die Küchenarbeitsplatte vorsichtig mit ihrem Kollegen Benjamin Kredenburg in den Campervan, um sie dort final zu verbauen. In zwei Tagen will das Team mit dem Ausbau des VW Crafter fertig sein. Damit genug Zeit für Prüfprozesse und letzte Anpassungen bleibt. Ein paar Handgriffe sind bis dahin noch nötig.

Schon und Kredenburg arbeiten für VanMe, eine Campervan-Manufaktur in Hamburg. Das Unternehmen ist spezialisiert auf den individuellen Aus- und Umbau von Transportern zum Wohnmobil.

Hamburger Start-up erklärt: So viel kostet der Ausbau zum Wohnmobil

Ein paar Meter weiter hinten in der Werkshalle sprüht Tischler-Azubi Nico Liebich Kontaktkleber auf grauen Filzstoff. Vorsichtig platziert er diesen auf dünnen Platten aus Pappelsperrholz. Die von einer großen Fräse zurechtgeschnittenen und in Filz verpackten Teile dienen der späteren Innenverkleidung eines noch leeren Kleintransporters. „Damit sich der Camper von innen wohnlich anfühlt“, sagt Liebich.

Campervan-Manufaktur VanMe
Tischler-Azubi Nico Liebich sprüht Kontaktkleber auf eine Filzmatte. © FUNKE Foto Services | Mark Sandten

Gerade ist noch unvorstellbar, dass aus dem nackten Fahrzeug, neben dem Liebich steht, innerhalb von nur etwa drei Monaten ein fast fertiger Camper wird. Wie der, in den Dajana Schon nur noch die Küchenarbeitsplatte einbaut. Aber das ist das Kerngeschäft des Unternehmens: 50 bis 60 Fahrzeuge durchlaufen die etwa 380 Quadratmeter große Werkshalle im Jahr.

Zehn bis zwölf davon sind große Kastenwagen. Weitere sieben bis acht kleinere Fahrzeuge, die sie jährlich zum Wohnmobil ausbauen. Hinzu kommen zahlreiche Auftragsarbeiten an Fahrzeugen: Teilaus- und Umbauten, neue Sitzsysteme oder der Aufbau eines Dachzelts etwa.

Campervan-Ausbau: „Das ist Herzensarbeit“

„Das ist Herzensarbeit“, sagt Dajana Schon, während sie den Abfluss der Spüle im Campervan anschließt. „Du bist immer ein Lösungsfinder, das ist das Krasse an dem Job.“ Denn auf engstem Raum individuell gefertigte Möbel zu verbauen, ist anspruchsvoll. Auch Max Löber, Gründer und Geschäftsführer von VanMe, weiß das: „Für den Job in meiner Manufaktur brauche ich Allrounder mit einer Passion fürs Handwerk.“

VanMe baut Campervanträume

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    Wenn er neue Leute einstellt, bringen sie in der Regel 25 Prozent des nötigen Fachwissens mit. „Es vergehen erst mal Monate, bis neue Mitarbeiter voll einsatzfähig sind“, so der 38-Jährige. Als er sich im Jahr 2017 mit dem Ausbau von Campervans selbstständig machte, gab es den Ausbildungsberuf „Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker, Fachrichtung Caravan- und Reisemobiltechnik“ noch lange nicht. Erst seit vergangenem Jahr können Menschen mit dieser Spezialisierung ausgebildet werden.

    Camper-Ausbau: So setzen sich die Kosten zusammen

    Für Löber arbeiten inzwischen fünf Vollzeitkräfte – vor allem gelernte Tischler und Kfz-Mechatroniker. Außerdem beschäftigt er zwei Auszubildende und eine Bürokraft für die Buchhaltung.

    Löber schlüsselt den Aufwand für den Camper-Ausbau auf: 46 Prozent der Kosten entstehen durch die Montage selbst. Mit 26 Prozent fällt rund ein Viertel für das Material an. Etwa 13 Prozent des Preises machen Planung und Entwicklung aus. Hinzu kommen der Musterbau, Tests und Testfahrten sowie der Austausch mit Kundinnen und Kunden.

    Campervan-Manufaktur VanMe
    Kfz-Mechatroniker Benjamin Kedenburg und Tischlerin Dajana Schon bauen die Küchenarbeitsplatte aus Birkensperrholz mit lackiertem Echtholzfurnier in den Campervan. © FUNKE Foto Services | Mark Sandten

    Die Preise für den Individualausbau kann Löber nicht pauschal aufstellen: „Unsere Campervans sind wie Maßanzüge – und keine Standard-Jacketts von der Stange.“ Zwischen 40.000 Euro für kleinere Camping-Fahrzeuge bis hin zu 200.000 Euro bewegt sich die Preisspanne – die Anschaffungskosten des Fahrzeugs sind dabei nicht eingerechnet.

    Am beliebtesten ist bei Kunden der Mercedes Sprinter, der VW Crafter oder der baugleiche MAN TGE. Löber und sein Team bauen auch klassische VW-Busse sowie V-Klassen oder Vitos von Mercedes aus.

    Campervan-Ausbau: Was das Start-up umsetzt

    „Die Anfragen werden mit den Jahren extremer“, sagt Geschäftsführer Max Löber. Mit Downsizing, also dem Wohnen auf engem Raum und einem minimalistischen Lebensstil beim Campen, hat die aktuelle Nachfrage immer weniger zu tun. „Außen Offroad, innen Luxusapartment“, so fasst Löber die Wünsche einiger Kunden zusammen. „Glamping“ steht an der Tagesordnung – glamouröses Camping. Manche wollen sogar im Urlaub ihren Thermomix dabeihaben.

    Max Löber kann den Camping-Hype gut nachvollziehen. Er sei hotelkrank geworden, sagt er. Und könne nicht mehr anders, als im Camper zu verreisen. Für den Unternehmer ist dabei weniger mehr: Seiner Ansicht nach könne man im eigenen Camper auch auf eine eingebaute Dusche verzichten. „Nicht fehlen jedoch darf ein gutes Bett – das ist essenziell.“

    Camping in ganz Deutschland beliebt

    Aber Löber bewertet die Wünsche seiner Kunden nicht, er erfüllt sie. Mit Erfolg. Der Umsatz bewege sich im siebenstelligen Bereich. „Der Gewinn ist bei einer geübten Kalkulation gut“, sagt der studierte Umweltmanager und lacht. Mehr will er nicht verraten. Mit seinen ausgebauten Campervans bedient er ein hochpreisiges Segment.

    Seine Kundschaft kommt aus ganz Deutschland, zum Teil auch aus Dänemark. „Ich hatte sogar schon einen Kunden aus Los Angeles, der von mir gehört hatte“, so Löber.

    Campervan-Manufaktur VanMe
    VanMe baut nicht nur Camper aus, sondern verkauft auch Anhänger mit integriertem Dachzelt. „Bobo“ heißt das Modell. Gründer Max Löber bezeichnet das als „Camping-Rucksack für jedes Fahrzeug“. © FUNKE Foto Services | Mark Sandten

    Gut für den Unternehmer: Ganz Deutschland scheint im Camping-Fieber zu sein. Im Jahr 2023 haben laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) so viele Menschen wie noch nie auf Campingplätzen in Deutschland übernachtet. Rund 42,3 Millionen Übernachtungen verzeichneten die Campingplätze im vergangenen Jahr. Das waren 5,2 Prozent mehr als im Jahr 2022 (40,2 Millionen) und 18,2 Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019 (35,8 Millionen). Die Zahl der in Deutschland neu zugelassenen Wohnmobile erreichte dem Caravaning Industrie Verband (CIVD) zufolge im Jahr 2024 einen historischen Höchststand.

    Ein Hund in der Werkshalle – bei VanMe ist das möglich

    Davon profitieren auch Max Löber und andere Anbieter in Hamburg, die Camper individuell ausbauen: „Nordvind“ oder „Solutions for Nomads“ etwa. Dabei sieht sich der Geschäftsführer von VanMe gegenüber der Serienproduktion im Vorteil: „Es gibt keine in Serie produzierten Camper mit einem mehr als zwei Meter langen Bett oder solche, die auf Reisen mit mehr als zwei Kindern oder mit Hunden ausgelegt sind.“ Auf diese besonderen Bedürfnisse kann Löber eingehen.

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    Mit seinem Traum von der Selbstständigkeit, den er während eines langen Aufenthalts in Australien hegte, erfüllte der heute 38-Jährige sich auch einen anderen sehnlichen Wunsch: einen eigenen Hund. Sein Rhodesian Ridgeback namens Bruno darf nicht nur mit ins Büro, sondern ist auch regelmäßig in der Werkshalle auf Kontrollgang unterwegs. „Chef“ nennen die Mitarbeitenden den sieben Jahre alten Rüden dann scherzhaft. Jeden Tag gegen Mittag fährt Löber mit Bruno an den Eichbaumsee, um eine große Runde spazieren zu gehen. Und, um einmal durchzuatmen.