Hamburg. Die Nachfrage nach Urlaubsreisen ist laut Branchenexperten sehr hoch. Durch die FTI-Insolvenz könnten Kurzentschlossene profitieren.
- In Hamburg starten bald die Sommerferien und viele Familien fliegen in den Urlaub
- Wer noch spontan eine Reise buchen will, könnte Glück haben
- Diese Last-minute-Angebote gibt es vom Flughafen Hamburg aus noch
Am Donnerstag beginnen für viele Schüler die wohl schönsten sechs Wochen des Jahres. In Hamburg starten die Sommerferien. Schleswig-Holstein folgt am Montag darauf. Viele Kinder und Jugendlichen werden mit ihren Eltern wohl in die Ferne fliegen – denn die Norddeutschen haben kräftig gebucht, ergab eine Umfrage unserer Redaktion. Aber auch Last-minute-Angebote vom Flughafen Hamburg gibt es durchaus noch.
„Die Reiselaune der Hamburgerinnen und Hamburger ist dieses Jahr noch einmal gestiegen“, sagt Aage Dünhaupt, Sprecher von Europas größtem Reisekonzern Tui, und spricht von einer sehr guten Nachfrage. Auch beim Konkurrenten Alltours wurde offenbar massiv gebucht. „Wir verzeichnen ein deutliches Wachstum im zweistelligen Bereich im Vergleich zum Vorsommer“, sagt Sprecher Jens Völmicke.
Sommerferien: Last minute vom Flughafen Hamburg? Es gibt noch Angebote
Das Vergleichsportal Check24 schlägt ähnliche Töne an und spricht von einer sehr großen Nachfrage aus der Hansestadt nach Pauschalreisen. Bei der größten Airline am Flughafen Hamburg registriert Eurowings-Sprecher Florian Gränzdörffer eine „unverändert anhaltende Reiselust und damit verbunden eine stärkere Nachfrage nach Flugreisen“. Daraufhin habe man das Sommerangebot um rund 13 Prozent aufgestockt.
Was sind die beliebtesten Ziele der Hamburger?
Ganz oben auf der Wunschliste stünden Sonne, Strand und Meer, so Dünhaupt. Das Topziel der Hamburgerinnen und Hamburger sei Mallorca, es folgen Antalya und Kreta. Die Türkei und Ägypten verzeichneten besonders hohe Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr. Die Top Ten der Länder: Spanien, Griechenland, Türkei, Ägypten, Deutschland, Italien, Portugal, Österreich, Tunesien und Kroatien.
Bei Alltours sind Mallorca, die Kanarischen Inseln, die griechischen Inseln Kreta, Rhodos und Kos sowie die Türkische Riviera besonders beliebt. Check24 sieht Spanien, Türkei, Ägypten und die griechischen Inseln vorn. Eurowings kommt zu einem differenzierteren Bild. Für Strand und Meer seien Mallorca, Kreta, Faro, Barcelona und Nizza die Favoriten, für Städtereisende London, Wien, Zürich, Paris und Stockholm.
Wie entwickelten sich die Reisepreise?
Die gute Nachricht sei, dass sich die Preissteigerungen für den Urlaub in den vergangenen beiden Jahren unterhalb der generellen Inflation bewegt haben, heißt es von Tui. Allerdings sind sie davor sehr stark gestiegen. Pauschalreisen in das Ausland waren beispielsweise laut dem Statistischen Bundesamt im April knapp 30 Prozent teurer als vier Jahre vorher.
Bei Alltours sind Reisen den Angaben nach um drei Prozent teurer geworden. Eurowings spricht von „moderaten“ Preissteigerungen. „Hamburgerinnen und Hamburger zahlen für ihre Pauschalreise in diesem Sommer mehr als im Vorjahr“, sagt Martin Zier, Geschäftsführer Pauschalreisen bei Check24.
Sommerferien 2024: Hamburger geben laut Check24 fünf Prozent mehr aus pro Tag
Das Vergleichsportal hat für unsere Redaktion die Personentagpreise an den beliebtesten Ferienregionen der Hamburger ausgerechnet. Mit 13 Prozent ist Kemer und Beldibi unter den Top-Ten-Zielen binnen eines Jahres am teuersten geworden. 131 Euro lassen sich die Touristen den Aufenthalt pro Tag kosten.
Antalya und Belek sind mit 173 Euro im Schnitt die teuersten Destinationen. Mallorca liegt bei 148 Euro und verteuerte sich um sechs Prozent. Im Schnitt geben die Hamburger mit 142 Euro pro Tag fünf Prozent mehr aus als vor einem Jahr.
Welche Gründe werden für Preissteigerungen angegeben?
Airlines und Hoteliers seien von den steigenden Energie- und Lebensmittelpreisen sowie Lohnkosten in fast allen Destinationen „in erheblichem Maße“ betroffen gewesen, sagt Völmicke. Check24 verweist zudem auf den Personalmangel im Gastgewerbe und auf die erhöhte Nachfrage nach beliebten Reisezielen in Spanien, Griechenland und der Türkei, die dort zu Preissteigerungen beigetragen hätten.
Als Grund für die teurer gewordenen Tickets nennt Eurowings „insbesondere die staatlich beeinflussten Gebühren, die sich seit 2019 in Deutschland nahezu verdoppelt haben“, so Sprecher Gränzdörffer: „Darunter fallen beispielsweise die Kosten für Passagierkontrollen, die Flugsicherung oder die zum 1. Mai erhöhte Luftverkehrssteuer.“
Was ist günstiger: früh buchen oder last minute?
Laut den beiden Reiseveranstaltern können Frühbucher von Preisvorteilen gegenüber dem regulären Tarif von bis zu 50 Prozent profitieren. Sie könnten sich die besten Preise sichern und hätten zudem die größte Auswahl an Hotels und Flugterminen.
„Ein Last-minute-Angebot steht nicht mehr automatisch für den günstigsten Preis“, sagt Dünhaupt. Es sei lediglich eine Möglichkeit, für Kurzentschlossene, doch noch einen Urlaub zu buchen. „Mittlerweile wissen aber auch die Hoteliers, dass es immer noch einige Spätentschlossene gibt und daher werden die Preise selten gesenkt“, so der Tui-Sprecher.
Last-minute-Reisen: Bis zu 60 Prozent Rabatt sollen drin sein
Wer auf die letzte Minute buchen will, sollte unbedingt zwischen verschiedenen Anbietern vergleichen, rät Zier, „da einige Veranstalter kurzfristig nicht genutzte Kapazitäten zu deutlich reduzierten Preisen anbieten“. Bis zu 60 Prozent könne man sparen, wenn man flexibel bei Reiseziel, Zeitraum und Reisezeit ist. Aber: „Im direkten Vergleich bietet frühes Buchen das größte Sparpotenzial bei Pauschalreisen“, so Zier.
Das ist auch das Ergebnis einer Analyse, die Check24 für unsere Redaktion durchführte. Der Personentagpreis lag bei Frühbuchern im Durchschnitt bei 116 Euro. Last-minute-Bucher zahlten hingegen mit 125 Euro acht Prozent mehr. Besonders deutlich war der Aufschlag bei Spätentschlossenen, die nach Portugal (21 Prozent teurer), Bulgarien (16 Prozent) und Tunesien (13 Prozent) wollten.
Wer die Frühbucherphase allerdings verpasste, kann sich wohl auch last minute entscheiden. Die ganz große Ersparnis ist dem Check24-Vergleich nach allerdings nicht drin. Wer im Juni statt im April buchte, spart durchschnittlich zwei Prozent. Allerdings differiert das Bild: Griechenland und Ägypten lockten mit je vier Prozent noch mit den stärksten Nachlässen. Bulgarien und Zypern waren hingegen sogar je drei Prozent teurer.
Gibt es dieses Jahr einen Sondereffekt durch die FTI-Insolvenz?
Anfang Juni meldete mit FTI der drittgrößte Reiseveranstalter Europas Insolvenz an. Für viele Kunden brach die sicher geglaubte Urlaubsreise weg. Alle über FTI gebuchten Reisen wurden storniert. „Bereits geleistete Zahlungen für Pauschalreisen sind durch den Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) abgesichert und werden durch den DRSF an die Kundinnen und Kunden erstattet“, sagt Check24-Experte Zier.
Andere Reiseveranstalter wurden nach der Pleite aktiv. „Wir haben über alle Reiseziele hinweg FTI-Kontingente von den Hotel- und Fluggesellschaften für den Sommer übernommen und so unser Kurzfrist- und Last-minute-Angebot zusätzlich ausgebaut“, sagt Alltours-Sprecher Völmicke.
Tui habe als Folge der FTI-Pleite 300.000 Urlaube zusätzlich eingekauft. Diese würden zu „besonders attraktiven Preisen“ auf den Markt gebracht, sagt Dünhaupt: „Der Last-minute-Sommer 2024 kommt also auf den letzten Metern noch mal in Bewegung.“ Daher könne es in diesem Jahr einen Sondereffekt geben.
Welche Last-minute-Angebote empfehlen die Experten?
Tui rät für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern im Alter von vier und acht Jahren zum Beispiel zum Fünf-Sterne-Hotel Sataya Resort in Marsa Alam (Ägypten) ab 2692 Euro. Das Drei-Sterne-Haus Tui Suneo Cortijo Blanco im spanischen Andalusien koste ab 3240 Euro. Die 3,5-Sterne-Herberge Süral Garden in Antalya (Türkei) ab 3144 Euro. Alle Preise gelten für eine Woche mit Flug ab/bis Hamburg und All-inclusive-Verpflegung (AI).
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Alltours empfiehlt für die vierköpfige Familie mit Flügen von und bis zum Flughafen Hamburg bei einer Woche Aufenthalt in Vier-Sterne-Hotels und AI-Verpflegung in Antalya das Merve Sun (2559 Euro ab 14. August), auf Kos das Corali (2552 Euro ab 6. August) und am bulgarischen Goldstrand das Hotel Kristal (2762 Euro ab 7. August; 4,5-Sterne).
Last minute ab Hamburg: Check24 hält deutliche Ersparnis für möglich
Check24 favorisiert für die vierköpfige Familie bei Side das Fünf-Sterne-Haus Royal Alhambra Palace. Zehn Tage mit AI seien statt für 7003 Euro im Normalpreis nun für 4505 Euro erhältlich – macht eine Ersparnis von 36 Prozent. Das in derselben türkischen Region liegende Fünf-Sterne-Hotel Adalya Art Side koste für elf Tage mit AI statt 5296 jetzt 3998 Euro – minus 25 Prozent. Die Vier-Sterne-Herberge SBH Fuerteventura Playa auf der Kanaren-Insel für zehn Tage mit AI 3564 statt 4034 Euro – zwölf Prozent weniger.
Wer in den Sommerferien nur Flugtickets kaufen will, muss natürlich immer recht viel bezahlen. Eurowings verweist noch auf einige verhältnismäßig günstige Angebote ab Hamburg, die pro Person, einfache Strecke und im Basic-Tarif (ohne Aufgabegepäck) gelten: Ein Trip zu den Olympischen Spielen in Paris sei am 6. August ab 89,99 Euro möglich, Rom am 29. Juli ab 49,99 Euro buchbar, Olbia auf Sardinien am 14. August ab 39,99 Euro und Palma de Mallorca am 13. August ab 33,99 Euro. Diese Preise können sich allerdings schnell ändern – und unbedingt auf passende Rückflüge achten!