Hamburg. Neue Automaten, mehr Slot-&-Fly-Tickets, Wasserspender und 60 kostenlose Massagesessel. Und was ist mit der Sicherheitskontrolle?
- Zum Start der Sommerferien gibt es am Flughafen Hamburg einige Änderungen
- Zuletzt hatte die Wartezeit an der Sicherheitskontrolle für viel Frust gesorgt
- Der Airport teckt zudem 15 Millionen Euro in die Modernisierung der Infrastruktur
In der Vergangenheit hatte die Sicherheitskontrolle am Flughafen Hamburg immer mal wieder für viel Frust bei Passagieren gesorgt. Wartezeiten von 90 Minuten und manchmal mehr mussten mitunter hingenommen werden. In den anstehenden Schulferien soll so etwas aber nicht mehr vorkommen – wenn sich die Prognose der Verantwortlichen in der Praxis bestätigt.
„Wir haben uns gut vorbereitet, sodass der Sommer deutlich stabiler und besser laufen wird als im letzten Jahr“, sagte Christian Kunsch am Montagabend vor dem Luftfahrt-Presseclub. In diesem Sommer erwartet der seit Jahresbeginn amtierende Flughafen-Chef „keine größeren Wartezeiten“.
Flughafen Hamburg: Viel Neues zum Start der Sommerferien
Er war gemeinsam mit der seit April agierenden Geschäftsführerin Berit Schmitz sowie dem Bundespolizei-Vertreter Michael Schuol der Einladung der Journalistenvereinigung gefolgt. Und für Passagiere hatte Kunsch viele weitere Neuigkeiten im Gepäck: neue Automaten, mehr Slot-&-Fly-Tickets, Wasserspender und 60 kostenlose Massagesessel.
Doch zunächst zurück zum bisher neuralgischen Punkt. „Stand heute hat die Sicherheitskontrolle wirklich hervorragend funktioniert“, sagte Kunsch mit Blick auf die vergangenen Monate. „90 Prozent der Leute haben weniger als zehn Minuten gewartet.“ Der Airport habe dazu einiges beigetragen. Die Verkehrs- und Passagiersteuerung sei durch neue Sensorik verbessert worden. Es gebe einen intensiveren Datenaustausch, man stelle auch mehr Personal für den Bereich ab.
Flughafen Hamburg: FraSec und Bundespolizei stockten Personal auf
Mehr Mitarbeiter – das ist auch ein Grund für Optimismus bei Schuol, dem Präsidenten der Bundespolizeidirektion Hannover, in deren Zuständigkeit der Airport in Fuhlsbüttel fällt: „Wir fühlen uns gewappnet für den anstehenden Sommerreiseverkehr.“ Seit dem vergangenen Sommer seien 35 neue Mitarbeiter eingestellt worden. Ein Plus von gut neun Prozent. Die Bundespolizei ist formal zuständig für die Luftsicherheitskontrollen. Ausgeführt werden diese vom beauftragten Dienstleister FraSec.
Auch die Frankfurter Firma stockte das Personal auf. Aktuell seien in Hamburg rund 740 Mitarbeiter beschäftigt, sagte FraSec-Prokurist Steffen Seipp auf Anfrage unserer Redaktion: „Seit Jahresbeginn konnten wir knapp 40 Köpfe zusätzlich für unser Unternehmen gewinnen.“ Im operativen Einsatz seien etwa 610 Luftsicherheitsassistenten. Man sei „zuversichtlich, dass wir den Sommerreiseverkehr gut meistern werden“, sagte Seipp und empfahl Passagieren, zwei bis zweieinhalb Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein.
Austausch zwischen Polizei, FraSec und Airport soll besser geworden sein
Auffällig: Alle drei beteiligten Parteien verweisen auf den offenbar mittlerweile stark verbesserten Austausch und die gute Zusammenarbeit. Im Mai 2023 hatte der Airport die Bundespolizei und FraSec noch öffentlich scharf angegriffen. Neben vielen Krankmeldungen hatte dem Dienstleister auch immer wieder die Personalsuche Schwierigkeiten gemacht.
Luft nach oben sieht Schuol in Richtung FraSec dennoch. „Wir sind immer noch nicht zu 100 Prozent bei dem, was wir erwarten. Wir glauben aber, dass wir damit ganz gut über die Runden kommen.“ Das liegt auch an verbesserter Technik.
Flughafen Hamburg: CT-Scanner sorgen für deutlichen Effizienzgewinn
An sechs der 18 Kontrollspuren stehen CT-Scanner. Dort müssen Flüssigkeiten und Laptops nicht mehr aus dem Handgepäck genommen werden. Das sorge für einen „deutlichen Effizienzgewinn“, sodass „deutlich mehr Passagiere“ als an herkömmlichen Spuren kontrolliert werden können, so Schuol. Zudem werde eine verbesserte Software eingesetzt, die weniger Nachkontrollen erfordert.
Bei Passagieren beliebt ist zudem das Angebot Slot & Fly. Wer möchte, kann sich kostenlos ein 15-minütiges Zeitfenster reservieren, zu dem der Zugang zur Sicherheitskontrolle garantiert ist. Die Kapazität dafür wurde ausgebaut. Nach einem Umbau der Anlage, der bis Anfang Mai dauerte, können nun 300 statt zuvor 200 Passagiere pro Stunde den Service nutzen.
Neue Automaten verkürzen Zeit bei Gepäckaufgabe deutlich
Schneller soll es für Fluggäste zudem an einer vorgelagerten Station gehen. Die Gepäckaufgabeautomaten wurden erneuert und bestehen nun aus zwei Stationen. An der ersten, dem „Tagomaten“, identifizieren sich die Reisenden mit ihrer Bordkarte und erhalten einen Anhänger für ihr aufzugebendes Gepäckstück. Neu sind dabei Handscanner, wie man sie beim Einkauf aus dem Supermarkt kennt.
Nachdem sie den Klebestreifen an Koffer oder Tasche angebracht haben, geht es ein Stück weiter zum zweiten Teil. Dort stellen sie den Koffer aufs Band, er wird gewogen und dann letztlich in Richtung Flugzeugbauch transportiert. Das System sei weniger störungsanfällig. Ungeübte und daher langsamere Passagiere könnten von Vielfliegern überholt werden. Diese Technik funktioniere sehr viel besser, sagte Kunsch: „Bisher war die durchschnittliche Zeit 90 Sekunden pro Gepäckstück. Jetzt liegen wir bei 15 bis 20 Sekunden.“
Flughafen Hamburg: 60 Massagesessel stehen kostenlos für Passagiere bereit
Bei Eurowings und Lufthansa sei das neue System seit einer Woche im Einsatz. Die anderen Airlines, die sich grundsätzlich für die Nutzung der Gepäckaufgabeautomaten entschieden haben, sollen bis zum Ferienstart am 19. Juli folgen, so Kunsch: „Wir gehen davon aus, dass um die 60 bis 70 Prozent aller Airlines bis zum Sommer über die Automaten abfertigen können.“
Der Flughafen steckt zudem 15 Millionen Euro in die Modernisierung der Infrastruktur. Rolltreppen und Drehtüren wurden schon erneuert, bei Aufzügen sei man noch dabei. Die Toilettenanlagen werden umgebaut – und bei jeder dieser Maßnahme soll im Sicherheitsbereich eine neue Wasserzapfstelle eingeweiht werden. Sechs soll es nun geben, an denen Passagiere kostenlos ihre mitgebrachten Flaschen füllen können. Zudem gebe es hinter der Zugangskontrolle neue, ganz spezielle Möbel. „Wir haben 60 Massagesessel aufgestellt, in denen die Leute umsonst Massagen bekommen können“, sagte Kunsch.
Flughafen Hamburg: Bei Rückreise sollen Koffer schnell ausgegeben werden
Für Urlauber mindestens genauso wichtig wie eine gute Abreise ist bei der Rückkehr die möglichst kurze Wartezeit auf den Koffer. Wer direkt von seinem Reiseziel nach Hause komme, könne wohl gelassen sein, sagte Schmitz: „Neun von zehn Passagieren können sicher sein, dass das erste Gepäckstück innerhalb von 15 Minuten da ist.“ Das letzte soll möglichst nach 45 Minuten übers Band rollen. An anderen deutschen Flughäfen gebe es aber noch Personalengpässe, sodass bei Umsteigeverbindungen Vorsicht geboten sei.
In Hamburg stieg die Personalzahl bei den Bodenverkehrsdiensten, die zudem auch das Pushback der Flugzeuge oder die Bustransporte auf dem Vorfeld machen, hingegen um zehn Prozent auf knapp 800 Beschäftigte. „Wir haben die notwendigen Arbeitskräfte hier vor Ort, die wir brauchen, um das Gepäck gut aus- und einladen zu können“, sagte Kunsch. Weil der Bedarf lokal nicht gedeckt werden konnte, habe man wie im Vorjahr zusätzliche Kräfte aus dem Ausland akquiriert. Etwa 100 Arbeitnehmer seien es und damit mindestens 50 mehr als 2023.
Flughafen Hamburg: stärkster Sommer seit Pandemie erwartet
Die Bewährungsprobe für das System Flughafen steht nun bald an. Am 18. Juli beginnen in der Hansestadt die Sommerferien, kurz darauf in Schleswig-Holstein. Der Airport erwartet den stärksten Sommer seit der Pandemie. „Die Spitzen an einem Tag sind teilweise auch schon höher“, sagte Kunsch. Man liege wieder relativ nahe an den Zahlen aus der Vor-Corona-Zeit.
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Über den Sommer hinweg würden voraussichtlich etwa 92 Prozent der Werte aus dem Jahr 2019 erreicht. Einer der stärksten Tage sei der 19. Juli mit rund 55.000 an- und abfliegenden Passagieren. In der Spitzenwoche ab dem 29. Juli sollen es gut 354.000 Fluggäste sein – rund 20.000 mehr als in der stärksten Vorjahreswoche.
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