Hamburg. Apoidea betreut insgesamt 280 Kinder in mehreren Stadtteilen. Betrieb läuft weiter. Wie nun der Plan für die Zukunft aussieht.

  • Kita-Träger muss Insolvenz anmelden
  • Kitas in Winterhude, Barmbek und Bahrenfeld betroffen
  • Apoidea orientiert sich an der Reggio-Pädagogik

Die Geschäftsführung verspricht umfassende Transparenz, aber für die Eltern ist es zunächst ein Schock: Der Hamburger Kita-Träger Apoidea hat Insolvenz angemeldet. In den fünf Kitas in Winterhude, Barmbek und Bahrenfeld werden etwa 280 Kinder im Alter zwischen 0 und 6 Jahren betreut. In der vergangenen Woche waren die 80 Beschäftigten und die Eltern über die finanzielle Schieflage der gemeinnützigen GmbH informiert worden.

„Wir mussten die Reißleine ziehen. Aber wir wollen weitermachen und suchen nach einer Lösung“, sagt Stephanie Bauer, Gründerin und Geschäftsführerin von Apoidea. Das Amtsgericht Hamburg hatte die Eröffnung des Insolvenzverfahrens Mitte Juni angeordnet. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde Michael Nickel von der Rechtsanwaltskanzlei Kilger & Fülleborn bestellt, die schon zahlreiche Verfahren in Hamburg betreut hat.

Kita Hamburg, Träger meldet Insolvenz an: Betrieb läuft weiter

„Der Betrieb in den Kitas läuft uneingeschränkt weiter“, erklärte er auf Abendblatt-Anfrage. Es könnten auch weiterhin neue Kinder aufgenommen werden. Für die Beschäftigten wurde Insolvenzgeld bei der Arbeitsagentur beantragt. Auch die Kita-Aufsicht ist informiert. Man sei in „engem Austausch“, heißt es bei der Sozialbehörde. Es ist das erste Mal seit mehr als 20 Jahren, dass ein Insolvenzverfahren eines Kita-Trägers bekannt wird.

Dass einem Kita-Träger die Zahlungsunfähigkeit droht, ist ungewöhnlich. „Es sind viele kleine Baustellen, die dazu geführt haben“, sagt Geschäftsführerin Bauer, die auch die Gründerin von Apoidea ist. So machen dem Unternehmen den Angaben zufolge vor allem sinkende Kinderzahlen bei gleichzeitig steigenden Kosten zu schaffen. Gründe dafür seien sowohl die Anmeldungsdelle während der Corona-Pandemie als auch die größere Konkurrenz im Kita-Bereich. Dazu komme ein hoher Krankenstand in den vergangenen Monaten. „Es ist ein Prozess, den wir gesehen haben, aber nicht steuern konnten“, sagt die Sozialunternehmerin.

Erste Kita unter dem Namen Elfen & Zwerge in der Herderstraße

Die Geschichte von Apoidea reicht bis ins Jahr 2010. Damals hatte Bauer die erste Kita unter dem Namen Elfen & Zwerge in der Herderstraße in Barmbek-Süd eröffnet, zunächst in Vereinsträgerschaft. Kurz vor Beginn der Corona-Pandemie 2020 war das Kinderbetreuungsangebot in eine gemeinnützige GmbH überführt und umbenannt worden. Der Name Apoidea kommt aus der Insektenkunde und soll ein Synonym für die Vielfalt von Menschen sein.

Apoidea betreibt in Hamburg fünf Kitas in den Stadtteilen Winterhude, Barmbek und Bahrenfeld. Das Foto wurde in der Kita Bachstraße aufgenommen.
Apoidea betreibt in Hamburg fünf Kitas in den Stadtteilen Winterhude, Barmbek und Bahrenfeld. Das Foto wurde in der Kita Bachstraße aufgenommen. © Apoidea gGmbH | Apoidea gGmbH

Pädagogisch orientiert sich Apoidea an der Reggio-Pädagogik und ist im Dachverband Kindermitte, einem Netzwerk von freien und inhabergeführten Trägern, organisiert. „Bei uns steht der Dialog auf Augenhöhe des Kindes im Mittelpunkt“, sagt Gründerin Bauer. Alle fünf Standorte (Barmbeker Straße, Herderstraße, Bachstraße, Maria-Louisen-Straße, Celsiusweg) werden mit frischem Essen aus einer eigenen Produktionsküche versorgt. „Wir wollen keine Abstriche bei der Qualität machen. Satt und sauber reicht uns nicht. Es geht darum, Bildungschancen zu eröffnen.“

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Gemeinsam mit Insolvenzverwalter Nickel arbeitet sie jetzt daran, Apoidea für die Zukunft aufzustellen. Auch für den erfahrenen Sanierungsexperten ist es eine Ausnahmesituation. „Es ist kein normales Insolvenzverfahren. Es geht um die Kinder.“ Er sieht gute Chancen für den Fortbestand der Kitas. „Aber es muss natürlich wirtschaftlich funktionieren.“ Mut mache, dass die Eltern bei dem großen Infoabend per Videoschalte besonnen reagiert hätten.

Kita Hamburg, Träger meldet Insolvenz an: Eltern planen Rettungsaktionen

„Es gibt sogar schon erste Ideen für Rettungsaktionen, die gestartet werden sollen“, so der Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht. Ein Verkauf oder der Einstieg eines Investors, wie das in anderen Insolvenzverfahren oftmals passiert, ist in diesem Fall nicht möglich. Bei einem Trägerwechsel würde automatisch die Betriebserlaubnis erlöschen und müsste neu beantragt werden. Bislang gibt es den Angaben zufolge keine Abmeldungen von Kindern.