Der Christliche Jugendsozialdienst betreut rund 1400 Kinder.
Stehen am Ende der Woche 1400 Kinder auf der Straße? Der Christliche Jugendsozialdienst (CJSD), mit zwölf Kitas und weiteren Einrichtungen einer der größten evangelischen Träger von Kindertagesstätten in Hamburg, hat nach jahrelangem Streit mit der Behörde Insolvenz angemeldet. Insolvenzverwalter Gerd Weiland verhandelt mit der Behörde für Bildung und Sport (BBS) und der Finanzbehörde über eine Übergangslösung. "Wenn es nicht dazu kommt, müssen die 150 Mitarbeiter sich in den nächsten Tagen arbeitslos melden", sagte Weiland, "ich versuche alles, damit die Kinder nicht auf der Straße stehen". Es ist das erste Mal, dass ein großer Kita-Träger insolvent ist. Von der Bundesanstalt für Arbeit habe er "blitzschnell" die Genehmigung erhalten, dass er das Insolvenzausfallgeld, das den Mitarbeitern für drei Monate zusteht, zwischenfinanzieren kann, so Weiland. Damit seien rund 500 000 Euro gesichert. Jetzt brauche er noch die Zusage der Stadt, die Pflegesätze für den März in voller Höhe auszuzahlen. Darüber verhandele er mit den Behörden, die ihrerseits auf Forderungen an den Träger verweisen. Nach Informationen des Abendblatts hat die Hausbank des CJSD, die Evangelische Darlehensgenossenschaft in Kiel, eine ganze Zeit lang stillgehalten und eine Überziehung des Trägerkontos in Höhe von mehreren 100 000 Euro erlaubt. Doch nachdem die Pflegesätze und Elternbeiträge für Februar eingegangen waren, habe die Bank, so heißt es, dem CJSD das Vertrauen entzogen und das Geld mit ihren Forderungen verrechnet. Nach dem neuen Insolvenzrecht sei dieses Vorgehen der Bank nicht zulässig, sagte der Insolvenzverwalter. Er werde deshalb den Betrag zurückfordern. Seit Jahren liegen der Träger und das Amt für Kindertagesbetreuung miteinander im Clinch. Der CJSD warf dem Amt vor, die Abrechnung der Pflegesätze nach Gutdünken zu handhaben. So seien etwa Abschläge willkürlich gekürzt worden. Die Behörde erklärte dagegen, der Träger bekomme alle Leistungen, die ihm zustehen. Im September 2002 gipfelte der Streit in einer Presseerklärung von Amtschef Jürgen Näther, in der er ohne Absprache mit dem Träger erklärte, der CJSD scheine vor dem Aus zu stehen. Für die Kinder, versprach Näther, "werden wir sorgen". Der CJSD kommt aus dem freikirchlichen Bereich und ist auf die Betreuung von Kindern aus Aussiedler- und Flüchtlingsfamilien spezialisiert. Diese Klientel macht etwa die Hälfte der betreuten 1400 Kinder aus.