Hamburg. Das Start-up Colipi forscht und kann bereits erste Erfolge vorweisen. Der Bund fördert die Idee. Was genau dahintersteckt.

Palmöl ist das meistproduzierte Pflanzenöl der Welt, in jedem zweiten Supermarktprodukt befindet es sich. Weltweit werden jährlich rund 76 Millionen Tonnen dieses Öls für Lebensmittel, Kosmetikartikel oder auch Biodiesel verwendet.

Das Problem: die Palmöl-Produktion führt zur Zerstörung des Regenwaldes. Die Fläche, auf der Pflanzen zur Gewinnung von Palmöl angebaut werden, entspricht etwa drei Viertel der Fläche Deutschlands. Die Rodung zur Gewinnung der Ackerfläche vernichtet Lebensraum und beschleunigt den Klimawandel. Das Hamburger Start-up Colipi will mit seinem klimaneutralen Öl gegensteuern, Palmöl womöglich eines Tages komplett ersetzen.

Palmöl: Hamburger tüfteln an Alternative

Vier Gründer aus Hamburg haben ein Öl entwickelt, für das kein Quadratmeter Regenwald abgeholzt werden muss und auch keine weiteren Emissionen freigesetzt werden. Aktuell nutzen sie vor allem die Fermentierung von Bio-Abfällen, um ihr Öl zu gewinnen. Zudem haben sie eine Methode entwickelt, bei der sie ihr Öl mithilfe von CO2 gewinnen können.

Bei der bereits weiterentwickelten Methode nutzen die Gründer die Fermentierung von zuckerreichen Pflanzenüberresten wie Zuckerrüben. Sie lassen die Rüben drei bis vier Tage fermentieren, dabei bilden sich in den einzelnen Zellen Fette, die zu Öl verarbeitet werden können. Bisher findet dieser Prozess nur im Labor statt, doch Colipi hofft, in weniger als fünf Jahren die Industrie beliefern zu können.

Noch ist die Alternative teuer - doch das soll sich ändern

„In ein paar Jahren wollen wir mindestens 5000 bis 10.000 Tonnen Öl produzieren“, sagt Max Webers, einer der Gründer, dem Abendblatt. Das Problem: Bisher ist dieser Prozess noch drei- bis viermal so kostenintensiv wie die Palmöl-Gewinnung.

Die Öl-Produktion mithilfe von CO2 ist nach Aussagen des Start-ups genauso teuer wie die Herstellung von Palmöl. Bei diesem Prozess wandeln Zellen (zum Beispiel von Kokosnüssen oder aus Milchprodukten) CO2 – mithilfe der Energie aus Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) – in ein Öl um.

Ein ähnlicher Prozess wie bei der Photosynthese, nur dass keine Sonne, sondern Wasserstoff zur Energiegewinnung gebraucht wird. Diese Methode zur Öl-Gewinnung ist nach Aussagen von Colipi weltweit einzigartig und wurde sogar patentiert. „Mit diesem Verfahren können wir den Markt in sieben bis zehn Jahren beliefern“, sagt Webers voraus.

Hamburger Start-up Colipi ist noch sehr jung

Das Start-up ist noch sehr jung, wurde erst im März 2022 gegründet. Philipp Arbter, einer der Gründer, arbeitet bereits seit seiner Bachelor-Arbeit 2009 an Zellen, mit denen man Öl herstellt. 2020 entwickelte er mit Jonas Heuer, Max Webers und Tyll Utesch, die er alle während seines Studiums kennengelernt hatte, die womöglich revolutionäre Geschäftsidee des klimaneutralen Öls.

Das Unternehmen wird sogar vom Bundeswirtschaftsministerium mit 4,1 Millionen Euro gefördert. Viele Experten und Politiker setzen große Hoffnung auf das junge Unternehmen. „Mit der Bereitstellung einer Alternative zu herkömmlichem Palmöl ebnet Colipi den Weg für eine nachhaltigere Zukunft“, sagt unter anderem Hamburgs Senatorin für Wirtschaft und Innovation, Melanie Leonhard (SPD).

Palmöl-Ersatz: Hamburger Start-up mit großen Plänen

Mithilfe der finanziellen Unterstützung des Ministeriums und neuen Partnern hofft das Start-up, in den kommenden Jahren seine Produktion schnell steigern zu können. Aktuell kann Colipi im Labor der TU Hamburg nur ein halbes Kilogramm des Öls pro Woche produzieren.

Deshalb ist das Unternehmen auf der Suche nach einem eigenen Labor. Bereits Ende des Jahres wollen sie fünf Kilogramm in der Woche herstellen. Bis zum Ersatz des Palmöls ist es also noch ein sehr langer Weg.