Hamburg. Neues Gesetz hat durchschnittliche Maklercourtage spürbar reduziert – und hat weiteren positiven Effekt für die Käufer.

 Wenige Monate nach der Reform der Maklercourtage spüren Hamburger Immobilienkäufer eine deutliche Entlastung. Im Schnitt bezahlen sie jetzt an einen Makler, den sie nicht selbst beauftragt haben, 3,41 Prozent des Kaufpreises von Haus oder Wohnung als Courtage. Vor der Reform waren es im Durchschnitt 6,01 Prozent gewesen. Das geht aus einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hervorgeht. Die Entlastung liegt damit für die Hamburger bei 2,60 Prozentpunkten.

Das bedeutend allerdings nicht zwingend, dass auch der Kaufpreis inklusive aller Nebenkosten insgesamt gesunken ist. Trotz der Einsparung bei der Courtage waren die Preise von selbst genutztem Wohneigentum in Hamburg im ersten Quartal 2021 um 8,8 Prozent höher als im ersten Quartal 2020.

Spürbare Entlastung beim Immobilienkauf

„Insbesondere in den ehemaligen sogenannten Außencourtage-Märkten wie Berlin, Frankfurt oder Hamburg, in denen es ortsüblich war, dass die Käufer die Maklerkosten allein tragen, freuen diese sich über eine spürbare Entlastung“, sagt Kai Enders, Vorstandsmitglied der Engel & Völkers AG. Aber auch auf der Verkäuferseite werde die hälftige Courtageteilung als fair empfunden. Seit dem 23. Dezember 2020 ist gesetzlich festgelegt, dass die Maklerprovision beim Erwerb von Wohneigentum maximal hälftig zwischen Verkäufern und Käufern aufgeteilt wird.

Im Vergleich zu den Landkreisen im Umland ist die Maklercourtage in Hamburg für Käufer am stärksten gesunken. Den zweitstärksten Rückgang gab es im Landkreis Pinneberg mit 2,42 Prozentpunkten. Den niedrigsten Rückgang verzeichnete der Landkreis Stade mit 2,12 Prozentpunkten. Allerdings lag dort die durchschnittliche Courtage vor der Reform auch nur bei 5,56 Prozent, dem niedrigsten Wert im Umland.

In Hamburg gibt es mehr Angebote ganz ohne Provision

Eine aktuelle nichtrepräsentative Stichprobe des Abendblatts bei Verkaufsangeboten von Einfamilienhäusern in Hamburg beim Portal Immobilienscout24 ergab, dass bei den Offerten der Makler ein Courtagesatz von 3,57 Prozent häufiger vorkommt als von 3,12 Prozent. 3,57 Prozent ist die Hälfte des Spitzensatzes von 7,14 Prozent, der vor der Reform in Hamburg eher selten verlangt wurde. Die 3,12 Prozent sind die Hälfte der früher üblichen 6,25 Prozent Maklerprovision. Auch Courtagesätze von 2,0 oder 3,20 Prozent in Hamburg sind nun zu finden.

Nach dem Kauf einer 80-Quadratmeter-Wohnung, die in Hamburg durchschnittlich 458.000 Euro kostet, wurden für eine Vermittlung durch den Makler bislang im Schnitt weitere 25.500 Euro Provision fällig. Jetzt sind es noch knapp 15.600 Euro.

Mehr Hausbesitzer verzichten auf Makler

Auch der Anteil der Inserate, bei denen gar keine Maklerprovision anfällt, hat laut der IW-Studie nach Einführung des Gesetzes deutlich zugenommen. Zuvor waren es 35 Prozent, aktuell aber 43 Prozent, so das IW. Insbesondere in den Regionen, in denen es üblich war, dass nur die Käufer die Provision zahlen, haben Verkäufer einen Anreiz, einen Makler außen vor zu lassen. Das bestätigt auch Kai Enders von Engel & Völkers: „Unserer Erfahrung nach versuchen preissensible Eigentümer eher, ihre Immobilien selbst zu verkaufen und die Maklerprovision vollständig einzusparen. Insgesamt ist auf dem Markt eine Verschiebung zum Privatverkauf festzustellen, was uns aber nicht betrifft.“

In Hamburg ist laut IW-Studie der Anteil provisionsfreier Verkaufsinserate um 16 Prozentpunkte gestiegen. Mittelfristig könnten Käufer noch weniger Provision zahlen, sagt IW-Experte Michael Voigtländer: „Ein Blick ins Ausland zeigt, dass die deutschen Maklerprovisionen immens sind.“ In Schweden, Großbritannien und den Niederlanden erhalten Makler insgesamt maximal zwei Prozent Provision., in Dänemark vier Prozent.