Hamburg. Ab 1. Juli gibt es von der KfW-Bank höhere Darlehen und Zuschüsse. In Hamburg gelten dann Sonderregelungen, die teuer werden können.
Der Sommer ist ideal für den Heizungstausch. Außerdem drohen nach der Bundestagswahl noch höhere CO2-Preise als derzeit schon beschlossen. Neue Heizungen sind zwar verbrauchsärmer, erfordern aber auch hohe Investitionen. Doch jetzt wurde die Förderung komplett überarbeitet. Es gibt höhere Kredite und Zuschüsse. Die Darlehen müssen nur noch zum Teil zurückgezahlt werden. Das Abendblatt verschafft einen Überblick über die neue Förderung für Heizungstausch und Hausmodernisierung.
Welche Veränderungen gibt es bei der aktuellen Förderung?
Am 1. Juli startet die „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG WG). Damit werden im Bereich Wohngebäude die Programme energieeffizient Bauen und Sanieren der staatlichen KfW Bank, also die Programme 152 und 153, ersetzt. Die Folge ist eine umfangreichere Förderung als bisher, es gibt höhere Kredite und Zuschüsse. Auch wer keinen Kredit benötigt, profitiert.
Bereits seit Anfang Januar gibt es eine Bundesförderung von Einzelmaßnahmen für effiziente Gebäude (BEG EM). Sie löste unter anderem das sogenannte Marktanreizprogramm des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) ab. „Mit der BEG sollen künftig noch stärkere Anreize für Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien und damit ein entscheidender Beitrag zur Erreichung der Energie- und Klimaziele 2030 im Gebäudesektor gesetzt werden“, sagt ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums.
Wie werden Maßnahmen gefördert?
Für einzelne Sanierungsmaßnahmen von der Erneuerung der Heizung bis zum sommerlichen Wärmeschutz wie außenliegende Rollos oder Markisen steigt der Höchstkreditbetrag von 50.000 Euro auf 60.000 Euro. Neu ist, dass es die KfW-Förderkredite vom 1. Juli an auch für den Austausch der Heizung gibt. Besonders lukrativ ist der Austausch einer Ölheizung gegen eine Gashybridheizung oder Pelletheizung, weil es dafür Tilgungszuschüsse von bis zu 50 Prozent gibt.
Eine Hybridheizung verbindet mehrere Wärmequellen in einer Anlage, etwa eine Gasheizung mit Solarkollektoren auf dem Dach oder eine Gasbrennwertheizung in Kombination mit einer Luftwärmepumpe. Neben Heizung und Sonnenschutz von außen gehören zu den förderfähigen Einzelmaßnahmen die Dämmung von Wänden, Dachflächen, Keller- und Geschossdecken, die Erneuerung von Fenstern und Außentüren und der Einbau von Lüftungsanlagen. Der Tilgungszuschuss liegt je nach Vorhaben zwischen 20 (Maßnahmen außerhalb der Heizungserneuerung) und 50 Prozent (Heizungstausch). „Der Tilgungszuschuss reduziert das Darlehen und verkürzt die Kreditlaufzeit, es muss nicht der gesamte Betrag zurückgezahlt werden“, so eine Sprecherin der KfW-Bank.
Wie wird eine Komplettsanierung eines Objekts gefördert?
Der Umbau eines Bestandsobjektes zu einem sogenannten Effizienzhaus erfordert mehr als eine neue Heizung, meist müssen auch noch die Fassade gedämmt und die Fenster erneuert werden. Die maximale Kredithöhe richtet sich nach der erreichten Energieeffizienz und liegt zwischen 120.000 Euro und 150.000 Euro. Auch die Tilgungszuschüsse sind davon abhängig und bewegen sich zwischen 33.000 Euro und 75.000 Euro. Für die höchste Förderung muss der Energiebedarf zu mindestens 55 Prozent mit erneuerbaren Energien gedeckt werden.
Wie sind die Konditionen?
Die Höhe der Zinsen wird erst am 1. Juli von der KfW veröffentlicht. Man kann davon ausgehen, das sie sich an den bisherigen Konditionen der Programme 152 und 153 orientieren Je nach Laufzeit liegt der Effektivzins zwischen 0,75 und 1,11 Prozent. Die Zinsbindung beträgt je zehn Jahre, zusätzlich gibt es eine tilgungsfreie Anlaufzeit von bis zu fünf Jahren.
Wie komme ich an das Geld?
Wer für die Sanierung einen Kredit benötigt, wendet sich an seine Hausbank, um über sie an die KfW-Fördermittel zu kommen. Allerdings kann es Probleme geben. Wenn außer dem KfW-Kredit keine weiteren Kredite benötigt werden, zeigen manche Banken nach Erfahrungen der Stiftung Warentest daran wenig Interesse. Die KfW verweist darauf, dass sie keine Handhabe gegen die Banken hat, weil diese das Haftungsrisiko übernehmen und nicht zur Vergabe verpflichtet sind.
Doch auch Länderförderinstitute vermitteln KfW-Kredite. In Hamburg ist das die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB) und im nördlichen Nachbarland die Investitionsbank Schleswig-Holstein. Es gilt die Regel: Vor Beantragung der Mittel nicht mit der Auftragsvergabe beginnen. Die Immobilie muss mindestens fünf Jahre alt sein und die eingebaute Technik muss auch für die Förderung zugelassen sein.
Gelten in Hamburg besondere Regeln für den Heizungstausch?
Etwa ein Viertel der gesamten Hamburger CO2-Emissionen stammt aus der Erzeugung von Raumwärme und Warmwasser, so die Umweltbehörde. „Nach einem Heizungstausch oder dem nachträglichen Einbau einer Heizungsanlage muss in privaten Bestandsgebäuden künftig ein Mindestanteil von 15 Prozent des Wärmeenergiebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden“, sagt ein Sprecher der Umweltbehörde.
Diese Regelung gilt vom 1. Juli 2021 an für Gebäude, die vor dem 1. Januar 2009 errichtet wurden. Auch Schleswig-Holstein hat eine ähnliche Regelung beschlossen, die noch vor dem Frühjahr 2022 in Kraft treten soll. Die Hamburger Vorgabe kann mit einer Solarthermieanlage auf dem Dach erfüllt werden. Von IFB gibt es dafür für Bestandsbauten zusätzliche Fördermittel in Höhe von 100 bis 200 Euro je Quadratmeter Kollektorfläche.
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Welche Alternativen gibt es?
Alternativen sind Pelletheizung und Wärmepumpe, die aber auch hohe Investitionssummen erfordern. Als weitere Alternative verweist die Umweltbehörde auf den Anschluss an ein Wärmenetz mit 15 Prozent erneuerbarer Energie (EE). Außerdem entwickelt Hamburg Energie aktuell Erdgas-Tarife mit anteiliger Biomethan-Beimischung. Auch darüber kann künftig die EE-Pflicht durch einen entsprechenden Bezugsvertrag erfüllt werden, heißt es aus der Umweltbehörde. Auch Sanierungen an anderen Gebäudeteilen, die zu einer Wärmeenergieeinsparung führen, können den Anteil erneuerbarer Energien ersetzen.
Was bringen Dach-Solarkollektoren?
Eine Solarthermieanlage auf dem Dach, die Wasser durch Sonnenenergie erhitzt, kann entweder nur das Trinkwasser erwärmen oder – wenn sie größer dimensioniert wird – auch die Heizung unterstützen. „Im Schnitt sprechen wir von Einsparpotenzialen von bis zu 30 Prozent“, sagt Andreas Lücke, Geschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie. Wer nicht nur das Duschwasser mit der Sonne erwärmen will, sondern auch für Heizungsunterstützung sorgen will, muss rund 5000 Euro mehr ausgeben (s. Tabelle). Lücke: „In Deutschland können bei typischer Anlagendimensionierung etwa 60 Prozent des jährlichen Warmwasserbedarfs eines Einfamilienhauses durch thermische Solaranlagen erwärmt werden.“
Welche Einsparungen sind mit einer Heizungsmodernisierung möglich?
„Realistisch können durch die Erneuerung einer alten Gasheizung mit einem Brennwertgerät zehn bis 15 Prozent Erdgas und in gleicher Größenordnung auch CO2 eingespart werden“, sagt Klaus Schröder vom Fachverband Sanitär Heizung Klempner. Das Abendblatt hat mithilfe eines Kalkulationsprogramms (www.effizienzhaus-online.de) berechnet, wie sich verschiedene Heizungsmodernisierungen und weitere Maßnahmen auf die Heizrechnung auswirken (siehe Tabelle). Das beste Ergebnis bringt eine neue Gasheizung mit Solaranlage in Verbindung von Dämmungen der Geschossdecken und neuer Fenster. Die Fassade wird nicht gedämmt. Die notwendigen Investitionen von knapp 36.000 Euro halbieren fast die Erdgasrechnung.