Hamburg. Matthias Boxberger appelliert bei Veranstaltung zu Konjunkturperspektiven an Politik. Bundesbank bleibt optimistisch.
Wie geht es mit der Wirtschaft – speziell im Norden – weiter? Was muss die Politik tun, damit die Konjunktur wieder volle Fahrt aufnehmen kann? Diese Fragen standen bei der Jahresveranstaltung „Konjunkturperspektiven 2022“ von UVNord, Industrieverband Hamburg (IVH) und der Deutschen Bundesbank im Norden im Mittelpunkt.
„Angesichts von Pandemiefolgen, stark steigenden Energiepreisen und gestörten Lieferketten braucht die Industrie nun Möglichkeiten, Investitionen, Innovationen und nachhaltiges Wachstum besser voranzubringen. Nur so kann es gelingen, unsere Klimaschutz-Ambitionen bei Erhalt und Ausbau der 120.000 Industrie-Arbeitsplätze in Hamburg umzusetzen“, sagte IVH-Chef Matthias Boxberger.
IVH-Chef Boxberger: Stromabgaben müssen reduziert werden
Die zukünftige Bundesregierung sei gefordert, wichtige Aufgaben endlich voranzubringen, um die Industrie dauerhaft krisenfest zu machen. „Dazu zählt: Genehmigungsverfahren vereinfachen und beschleunigen sowie nationale Abgaben für heimischen grünen Strom – staatlich induzierte Strompreisbestandteile – so zu reduzieren, dass Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben“, so Boxberger weiter.
UVNord-Präsident Philipp Murmann forderte die Politik auf, „den Krisenmodus zu verlassen.“ Man brauche eine „echte Reform-Agenda 2030“, sagte er. „Wir müssen endlich in der weiteren Planung und im Bau der A20, dem Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals vorankommen und wir brauchen eine echte und vollständige Verwaltungsreform, die Bürokratie wirklich abbaut und ein neues Planungsrecht auf den Weg bringt, das Investitionen beschleunigt.“ Auch Hamburg und Schleswig-Holstein könnten durch eine gemeinsame Landesplanung weiter zusammenrücken, so Murmann.
Arno Bäcker, Präsident der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, griff in seiner Rede die aktuell hohe Inflation auf. Er sprach von einem „vorübergehenden Phänomen“, forderte aber Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände zu einer „stabilitätsgerechten Lohnsetzung“ auf.
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Ökonom sieht noch „viel Sand im Getriebe“
Stefan Kooths vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sieht aktuell „viel Sand im Getriebe der Weltwirtschaft“. Er verwies auf die Lieferengpässe für Rohstoffe und Vorprodukte, die sich seiner Meinung nach „zunehmend als Bremsklotz der wirtschaftlichen Dynamik“ erwiesen. „Insgesamt sind die Erholungskräfte aber intakt, der Aufschwung ist selbsttragend“, so der Ökonom. Anlass zu konjunkturpolitischen Maßnahmen gebe es jedoch keine, diese würden laut Kooths nur den ohnehin hohen Preisdruck verstärken.
Hermann-Josef Hansen, Leiter der Abteilung Konjunktur und Wachstum der Deutschen Bundesbank, machte trotz hoher Inflation und Lieferproblemen Mut. Es gebe aus seiner Sicht gute Gründe, dass das Wirtschaftswachstum im Jahr 2022 „recht kräftig“ ausfalle.