Hamburg. Paketstationen sollen Zustellungen flexibler machen. Es ist ein Pilotprojekt, an dem sich ein großer Paketdienst nicht beteiligt.
Premiere in Hamburg: Ab sofort können Hamburger sich ihre Pakete auch in den Bahnhof schicken lassen, statt zuhause auf den Boten zu warten oder abends nach Feierabend noch zum Paketshop zu hetzen. Am S- und U-Bahnhof Barmbek wurde Montagmittag die erste sogenannte Hamburg Box enthüllt.
Die Anlage in knalligem Grasgrün hat Schließfächer in unterschiedlichen Größen, die über eine Software von unterschiedlichen Zustelldiensten als Paketstation genutzt werden können. Umgekehrt können Kunden auch Retouren dort abholen lassen. An dem bundesweiten Pilotprojekt sind Deutsche Bahn, Hochbahn, die Hamburger Firma ParcelLock sowie die Paketdienste Hermes und DPD beteiligt. Nicht dabei ist DHL, der Paketversender der Deutschen Post.
„Bahnhöfe sind Mobilitätsdrehscheiben, aber heute geht es um mehr als Ankommen und Abfahren“, sagte Sven Hantel, Vorstand Produktion DB Station & Service. In Hamburg sind täglich 1,7 Millionen Fahrgäste unterwegs. Ihnen will das Staatsunternehmen mit der Hamburg Box einen neuen Service bieten, der Wege und Zeit sparen soll. In Betrieb genommen wurden Hamburg Boxen mit insgesamt etwa 1800 Schließfächern auf 15 Bahnhöfen zwischen Altona und Wandsbek.
Sechs weitere Stationen, darunter die S-Bahn-Endstationen Bergedorf und Wedel, sollen in den nächsten Monaten folgen. Standorte im Bezirk Harburg gehören nicht dazu. Der Test ist auf ein Jahr ausgelegt und dient als Entscheidungsgrundlage, ob der Service auf andere Großstädte ausgeweitet werden soll. Zur Investitionshöhe machten die Partner keine Angaben.
Sammelzustellungen sparen 25 Prozent CO2
„Die Hamburg Box ist eine ideale Ergänzung zu unseren 300 Paketshops in Hamburg“, sagte Hermes-Chef Olaf Schabirosky. Der neue Service leiste zudem einen Beitrag zur Entlastung des Straßenverkehrs in Hamburg und schone das Klima. Nach seinen Angaben werden durch Sammelzustellungen im Vergleich zu Hauszustellungen 25 Prozent CO2 eingespart. Zum Pilotstart bietet neben Hermes und DPD auch GLS die Lieferung in die Boxen außerhalb regulärer Öffnungszeiten an. Lokale Händler an Bahnhöfen, etwa Blumenläden oder Supermärkte, können über ein Online-Buchungssystem der Deutschen Bahn ebenfalls Waren einliefern.
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Die Nutzung der Hamburg Box ist kostenfrei und sowohl als registrierter ParcelLock-Nutzer oder als Gast möglich. Kunden können im Zuge der Bestellung die Hamburg Box als Lieferort auswählen und bekommen im Anschluss einen Zugangscode zugesandt, mit dem sich das Fach öffnen lässt. Retouren sind nur für registrierte Kunden möglich.
Hochbahn-Chef Falk appelliert an DHL
Für den Technologie-Anbieter ParcelLock mit seinen Gesellschaftern Hermes und DPD sind die unbegrenzt zugänglichen Pilotanlagen ein wichtiger Schritt. Bislang wird das System in Ein- und Mehrfamilienhäusern eingesetzt. Allerdings ist die Nachfrage zögerlich und liegt laut Geschäftsführer Gunnar Anger aktuell „im vierstelligen Bereich“. 2019 startete ein Testlauf in einigen Hamburger dm-Märkten und in Niederlassungen des Großhändlers Würth.
„Wir sind das einzige relevante offene System in Deutschland“, so Anger. Allerdings fehlt mit DHL, als größter Paketdienst hierzulande, ein wichtiger Partner. Und so wurde Hochbahn-Chef Hendrik Falk sehr deutlich und forderte das Unternehmen zum Mitmachen auf. „Dem Klima ist es egal, wie das Geschäftsmodell dahinter aussieht“, sagte er. DHL betreibt in Deutschland ein eigenes System mit mehr als 4000 Paketstationen. Bis 2021 soll die Zahl auf 7000 steigen.