Hamburg. Für Bestandswohnungen werden nun Rekordwerte verlangt. Wer besonders unter den prognostizierten Steigerungen leidet.

Hamburgs Mieter müssen sich auf weiter steigende Mieten einstellen. In einer Stadt mit einer Wohneigentumsquote von 21 Prozent, trifft das die meisten der 1,85 Millionen Einwohner. Nach einer aktuellen Erhebung rechnet das Immobilienportal ImmoScout24 für Hamburg mit einem Anstieg der Mieten bei Bestandsobjekten um neun Prozent allein in diesem Jahr. Das wären zwei Prozentpunkte mehr als die von der Bundesbank erwartete Inflationsrate für 2022.

Vom ersten auf das zweite Quartal 2022 sind die Angebotsmieten in den Wohnungsanzeigen bereits um fünf Prozent gestiegen. Das ist mit Abstand der höchste Wert in den sieben größten Metropolen Deutschlands. Köln erreicht mit 3,7 Prozent den zweithöchsten Anstieg, während in Stuttgart die Mieten um 0,7 Prozent sanken.

Immobilien: Anfragen auf Inserate steigt in Hamburg deutlich

„Nach wie vor liegt die Nachfrage deutlich über dem verfügbaren Angebot. Durch das gestiegene Zinsniveau hat sich die Nachfrage von Kaufimmobilien in Richtung Miete verschoben“, sagt Thomas Schroeter, Geschäftsführer von ImmoScout24. „Dadurch treffen Mietsuchende jetzt auf noch mehr Konkurrenz bei der Suche nach einer Wohnung.“ Aufgrund der Engpässe und Kostensteigerungen im Neubau werde die Bundesregierung ihr Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr 2022 nicht erreichen.

Die Nachfrage nach Mietwohnungen stieg deutlich. So registrierte ImmoScout24 im zweiten Quartal 68 Anfragen pro Inserat für Hamburg, während es im ersten Quartal 2022 nur 49 Anfragen waren. Die höchste Mietwohnungsnachfrage gab es in Berlin mit 217 Nachfragen pro Wohnungsanzeige. Die Neubaumieten in Hamburg sind vom ersten auf das zweite Quartal um 3,1 Prozent gestiegen. Bis Ende 2022 soll der Preisanstieg bei acht Prozent liegen, auch das wäre deutschlandweit der höchste Wert. Der Durchschnittspreis liegt aktuell bei 14,49 Euro je Quadratmeter Wohnfläche (kalt).

Bestandswohnungen kosten mehr als 12 Euro/m2

Für Bestandswohnungen ermittelte das Immobilienportal eine Durchschnittsmiete von 12,22 Euro je Quadratmeter. Erstmals mehr als zwölf Euro und ein Plus von 5,0 Prozent.

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Von hohen Mieten sind vor allem die Bewohner von kleinen und großen Wohnungen betroffen. „Denn Singles und große Familien zahlen in Deutschland die höchsten Quadratmetermieten“, sagt Jan Grade, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Empirica Regio. So muss für eine Fünf-Zimmer-Wohnung in Hamburg ein Quadratmeterpreis von 13,99 Euro bezahlt werden. Das sind 13,4 Prozent mehr als im Schnitt. Auch Singles in Ein-Zimmer-Wohnungen zahlen mit 12,73 Euro 3,2 Prozent mehr als der Schnitt. Diese Daten von Empirica beziehen sich auf das Jahr 2021.

Immobilien: Mehr Wohnungen für Familien gefordert

„Wir sehen, dass gerade in Großstädten zu wenige familienfreundliche Wohnungen gebaut werden“, sagte Grade. Dies treibe diese potenziell kaufkräftige und für die Stadtentwicklung wichtige Gruppe der jungen Familien ins Umland, so Grade. „Für Städte wird das auf Dauer ein Problem, wenn nicht mehr Angebot geschaffen wird.“ In Hamburg sollen jährlich für 10.000 neue Wohnungen Baugenehmigungen erteilt werden.