Hamburg. Die Hamburger Optikerkette reagiert nun doch auf das Absinken der Gewinnmarge unter den Planwert. Diese Maßnahmen sind geplant.

Zwar hat Marc Fielmann wiederholt deutlich gemacht, dass ihn die Kursverluste an der Börse – seit Anfang 2021 ist die Aktie der Hamburger Optikerkette um fast 40 Prozent abgerutscht – wenig beeindrucken. Das Familienunternehmen setze auf eine langfristige Strategie, hieß es dazu stets.

Nun reagiert Fielmann aber doch auf das Absinken der Gewinnmarge deutlich unter den Planwert: Wie der Vorstandsvorsitzende auf der Hauptversammlung verkündete, ist für die „Zentralbereiche“ ein Kostensenkungsprogramm eingeleitet worden. „In der Hamburger Zentrale gilt seit der vergangenen Woche ein Einstellungsstopp“, sagte Fielmann. In den Filialen bleibe man hingegen auf Expansionskurs. In der Zentrale müssten wesentliche Ausgaben jetzt durch den Vorstand freigegeben werden.

Fielmann ergreift Maßnahmen zur Margensteigerung

Nach den Worten von Fielmann sollen die Kostensenkungsmaßnahmen dazu beitragen, die Vorsteuergewinnmarge (EBT-Marge) bis zum Jahr 2025 auf das angepeilte Niveau von mindestens 16 Prozent zu heben. Im vorigen Jahr lag sie bei 12,5 Prozent, in den ersten sechs Monaten 2022 nur noch bei 10,4 Prozent. Allein das Kostensenkungsprogramm soll die Marge bis 2025 um zwei Prozentpunkte verbessern, was einem Ergebniseffekt von 50 Millionen Euro entspreche.

Daneben stellte der Vorstandschef eine Reihe von mittelfristigen Maßnahmen zur Margenverbesserung vor. So will man den Anteil der Eigenproduktionen bei den Gläsern von Korrektionsbrillen von zuletzt 28 auf 35 Prozent bis 2025 steigern und den Anteil der Eigenmarken bei den Kontaktlinsen – laut Fielmann bisher ein „margenschwaches Segment“ – sogar von fünf Prozent auf 60 Prozent voranbringen. Dies senke die Einkaufskosten spürbar. Zusammen mit dem wegen der alternden Bevölkerung absehbar steigenden Absatz von teuren Gleitsichtbrillen soll das die EBT-Marge um 2,5 Prozentpunkte anheben.

Fielmann in Hamburg: „Wartezeiten der Kunden sind Dauerthema"

Wie der Sohn des Firmengründers Günther Fielmann erklärte, nimmt zudem der Anteil der jüngeren Menschen, die eine Brille benötigen, stetig zu. In der Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen seien es heute schon 35 Prozent. Wissenschaftler machten dafür die häufige Smartphone-Nutzung verantwortlich. „Das andauernde Nahsehen führt zu Kurzsichtigkeit“, sagte Marc Fielmann.

Eine verbesserte Produktivität im Vertrieb soll die restlichen 1,5 Prozentpunkte der angestrebten EBT-Margensteigerung bringen. Erreichen will man den Produktivitätsfortschritt durch zunehmenden Online-Verkauf von Produkten wie Sonnenbrillen, aber auch durch eine bessere elektronische Terminsteuerung in den Filialen vor Ort. „Wartezeiten der Kunden sind ein Dauerthema in den Niederlassungen“, räumte Fielmann ein.

Im Hinblick auf den Umsatz ist das Unternehmen nach dem Rückgang im Jahr 2020 bereits 2021 wieder auf den bis 2025 geplanten Wachstumspfad zurückgekehrt. Nach Einschätzung von Fielmann wird sich der Konzernumsatz in diesem Jahr mit einem Plus von sieben Prozent auf etwa 1,8 Milliarden Euro programmgemäß entwickeln. Der nun erwartete Vorsteuergewinn von 190 Millionen Euro liegt hingegen unter dem Vorjahresniveau von 209,7 Millionen Euro.