Hamburg. Das Start-up “Untouched“ nutzt eine neue Quelle im Nationalpark Hunsrück-Hochwald. Wo man das Wasser kaufen kann.

Auch wenn der Kunde dies beim ersten Schluck nicht immer sofort wahrnimmt, jedes Mineralwasser schmeckt anders. Und selbst wenn man nur auf den deutschen Markt schaut, ist die Vielfalt beeindruckend. Mehr als 500 verschiedene Sorten gibt es hierzulande, von 189 Mineralbrunnen-Unternehmen. Man möchte meinen, da kommt jeder auf seinen Geschmack.

Vor wenigen Monaten hat das Hamburger Start-up Untouched ein neues Mineralwasser auf den Markt gebracht. Das Besondere: „Wir sind das weltweit erste natürliche Bio-Mineralwasser aus einem Nationalpark“, sagt Geschäftsführerin Ulrike Sputh. Untouched National Park Water haben die Gründer ihr Produkt genannt. Der Name ist Programm: Das englische Wort untouched heißt übersetzt unberührt. „Dadurch, dass unser Wasser aus der unberührten Natur in einem Nationalpark kommt, ist es besonders rein und hochwertig“, sagt Sputh.

Start-up Untouched: Geschichte begann vor sieben Jahren

Die Premiere hat eine Geschichte, die vor mehr als sieben Jahren begann. Alexander Schupp, Spross des Familienunternehmens Hochwald-Sprudel im rheinland-pfälzischen Schwollen, war bei einem seiner Streifzüge durch die Wälder des Hunsrücks auf eine Stelle gestoßen, unter der er eine Mineralwasser-Quelle vermutete. „Da war mehr Moos, der Grund war feuchter“, erinnert sich der 30-Jährige.

Eine geologische Untersuchung und eine Probebohrung brachten schließlich Gewissheit: Der heutige Geschäftsführer der Mineralbrunnen-Firma Hochwald-Sprudel hatte in einer Tiefe von 200 Metern eine Quelle entdeckt und konnte sich nach Verhandlungen mit den Behörden die Nutzungsrechte sichern – genau in dem Gebiet in dem kurz darauf der Nationalpark Hunsrück-Hochwald ausgewiesen wurde. „Das war die Gelegenheit, ein innovatives, nachhaltiges Produkt zu entwickeln und eine neue Marke zu kreieren“, sagt Schupp.

Bio-Mineralwasser: Start-up wurde 2021 gegründet

Im Frühjahr 2021 gründete der Unternehmer, der mit Hochwald-Sprudel 350 Millionen Flaschen im Jahr abfüllt und zu den Top 20 der Branche gehört, das Start-up Untouched mit Sitz in Hamburg. Das operative Geschäft der neuen Marke managt Ulrike Sputh mit vier Mitarbeitern. „Untouched ist ein mildes Mineralwasser, das gering mineralisiert ist und einen niedrigen Natri­umgehalt hat“, sagt die 35-jährige Betriebswirtin, die aus der Lebensmittelindustrie kommt und für Red Bull und Döhler, einen weltweit führenden Hersteller von Lebensmittelzusatzstoffen, gearbeitet hat.

„Wir schützen unsere Quelle vor Verunreinigungen und entnehmen nur so viel Wasser, wie sie eigenständig regeneriert.“ Im Juli hat das Nationalpark-Wasser Untouched das Bio-Mineralwasser-Siegel erhalten.

Mineralwasser beliebtestes Kaltgetränk in Deutschland

Bislang wurden in Deutschland nur 15 Getränkelinien von der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser zertifiziert. Die Bedingungen sind streng. Erst im April hatte das Oberlandesgericht Frankfurt nach einer Klage des Bio-Getränke-Herstellers Neumarkter Lammsbräu gegen die deutschen Tochtergesellschaften der internationalen Großkonzerne Danone untersagt, das Mineralwasser Volvic als Mineralwasser in Bio-Qualität, insbesondere als Premiummineralwasser in Bio-Qualität zu bezeichnen.

Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 131,9 Litern ist Mineralwasser nach wie vor das beliebteste Kaltgetränk in Deutschland. Allerdings ist der Absatz nach Berechnungen des Verbands Deutscher Mineralbrunnen (VDM) zuletzt gesunken. „2020 verzeichnet die deutsche Mineralbrunnenbranche im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang des Absatzes von 5,1 Prozent“, sagt VDM-Geschäftsführer Jürgen Reichle.

Wasser soll „ein nationales Premium-Produkt" sein

Der Grund: Das durch die lange Lockdown-Phasen überproportional betroffene Gastronomiegeschäft habe nicht durch das Geschäft im Lebensmitteleinzelhandel aufgefangen werden können. „Auch das Wetter insbesondere in den Sommermonaten hat nicht gerade für Rückenwind gesorgt. Trotz der Corona-Krise ist das ein solides Ergebnis“, sagt der Branchenlobbyist.

Die Untouched-Gründer denken größer. „Wir vergleichen uns nicht mit regionalen Mineralwässern wie Fürst Bismark oder Vilsa“, sagt Geschäftsführerin Sputh. „Der Anspruch ist, ein nationales Premium-Produkt zu machen, das in Hamburg, Berlin, München und Frankfurt verfügbar ist.“ Als Kunden sieht sie vor allem junge Menschen, die Untouched kaufen würden, weil es ein Lebensgefühl verkörpere.

Untouched will nachhaltig wirtschaften

Das neue Mineralwasser gibt es in den Varianten still und mit Kohlensäure. Es ist in 0,75-Liter-Einwegflaschen aus 100 Prozent recyceltem Plastik abgefüllt. „Im Moment ist diese Lösung für uns als junges Unternehmen die beste“, sagt Ulrike Sputh. Allerdings gibt es Pläne, das Wasser künftig auch in Pfandflaschen aus Glas anzubieten, auch um die Gas­tronomie zu erreichen. Untouched hat sich verpflichtet, nachhaltig zu wirtschaften, unter anderem unterstützt das Unternehmen Aufforstungsprogramme in Deutschland und setzt sich für Aufklärungsarbeit an Schulen ein.

Nachdem Untouched zunächst in den Märkten der Handelskette Globus startete, gibt es das Mineralwasser inzwischen auch bei Real und in den knapp 200 Filialen der Hamburger Drogeriemarktkette Budnikowsky. Die Preise liegen je nach Händler zwischen 89 Cent und 1,29 Euro. Damit ist das Nationalparkwasser teurer als die meisten Konkurrenten.

Hamburger Start-up in Verhandlungen mit Edeka und Gorillas

Allerdings gibt es mit dem norwegischen Gletscherwasser Voss oder dem Fiji Water noch deutlich hochpreisigere Anbieter. Bislang hat das Start-up insgesamt 200.000 Flaschen des Nationalpark-Wassers abgesetzt. Genaue Umsatz- und Gewinnzahlen werden nicht veröffentlicht. „Aber wir sind noch nicht im profitablen Bereich“, sagt Geschäftsführerin Sputh.

Derzeit laufen die Verhandlungen mit weiteren Lebensmittelhändlern, unter anderem Edeka Südwest, sowie den Express-Lieferdiensten wie Gorillas oder Flink. Im Dezember kommen mit einer Apfel- und einer Rhabarber-Schorle zwei weitere Getränkesorten auf den Markt. Anfang des kommenden Jahres will Untouched zudem in eine neue Produktkategorie einsteigen und bietet dann auch sogenannte Snackballs auf der Basis von Apfel und Hafer an. „Es wird eine gesunde Alternative zum Schokoriegel, die es so noch nicht gibt“, sagt Ulrike Sputh und macht klar, dass das nicht die letzte Innovation unter der Marke Untouched sein soll.