Hamburg. Hamburger Start-up entwickelt Getränk nach eigener Rezeptur. Auf den Etiketten sind Fotos verschiedener Künstler zu sehen. Alle Infos.

August ist erst knapp ein Jahr alt, aber für ein Hamburger Unternehmen hat er schon einen entscheidenden Impuls für ein neues Produkt gegeben. „Ich konnte lange Zeit keinen Alkohol trinken“, sagt Augusts Mutter Alexandra Herget und erinnert sich an den Beginn der Zeit, als sie von ihrer Schwangerschaft erfuhr. Mit dem Konsum von promilleerzeugenden Getränken war es vorbei – dabei war sie genau in das Geschäft kurz zuvor mit David Stoltzenberg und Fritz Seidel eingestiegen.

Vor zwei Jahren gründeten die drei „besten Freunde“ ihr Start-up in Eppendorf. Ein Jahr später stand Matrosé im Angebot – geschrieben wie der Seemann nur mit Akzent auf dem e. Dabei handelt es sich um eine 4,2 Prozent Alkohol enthaltende Mischung aus Mate-Tee und Rosé-Wein. Ein ungewöhnlicher Mix mit einer gemeinsamen Entstehungsgeschichte. „Wir sind alle drei begeisterte Festival-Besucher“, sagt Stoltzenberg. „Dort gab es relativ oft Sekt mit Mate.“ Bei einer WG-Party in Altona wurde dann der Sekt durch Rosé ersetzt. „Wir fanden das extrem lecker – und es hat uns nicht losgelassen“, sagt der 29-Jährige. Auch der Wortwitz Matrosé war schnell geboren.

Nach dem Rosé wurde lange auf Weinmessen gesucht

Bis das finale Rezept stand, war es allerdings ein weiter Weg. Im Supermarkt wurden alle verfügbaren Sorten Mate und Rosé geholt und gemischt. Bei etwa 50 Treffen wurden Hunderte Kombinationen getestet. „Es gibt viele Bilder, auf denen wir mit kleinen Reagenzgläschen die unterschiedlichen Rezepturen mit x Gramm Mate, Pfefferminze und Wein testen“, erinnert sich die 31-Jährige und lächelt.

Die verwendete Mate, der anregende Wirkung zugeschrieben wird, komme aus Brasilien und wachse dort im Urwald. Auf Weinmessen wurde nach dem passenden Rosé gesucht. „Uns war klar, dass wir ein Bioprodukt machen wollen – das schließt viele Winzer in Deutschland aus“, sagt Stoltzenberg. In der Pfalz wurden sie schließlich bei einem Winzer fündig.

 „Tee mit Wein machen wir allein“

Auch die Suche nach einem Produzenten war langwierig. „Die Kombination aus Wein und frisch aufgebrühtem Tee ist relativ selten. Man findet nicht viele Lohnabfüller, die das mit einem machen“, sagt Stoltzenberg. Zumal man das Getränk in Pfandflaschen verkaufen wollte. Bei einem Würzburger Unternehmen fanden sie ihren Partner. Dort würden in einen 15 Meter hohen Kochtopf die Mate- und Pfefferminz-Teeblätter hineinkommen und gekocht.

Zusätzlich fällt man in den Matrosé noch Rosé-Wein, Zitronensaftkonzentrat, etwas Zucker und Kohlensäure – alles biozertifiziert. Auf den Einsatz von zusätzlichem Koffein sowie künstlichen Aroma- und Zusatzstoffe wird verzichtet. „Für Mate mit Sekt gibt es ein, zwei Produkte. Aber Tee mit Wein machen wir allein“, sagt Stoltzenberg, der im Hauptberuf Musiker, Produzent und Songschreiber ist und seine eigene Band Pool schon im Alter von 13 Jahren gründete.

Mai 2020: 10.000 Flaschen treffen in Hamburg ein

Im Mai 2020 trafen dann die ersten 10.000 Flaschen in Hamburg ein – mitten im Corona-Lockdown. „Wir haben Kioske und Spätis aufgesucht“, so Stoltzenberg. Die Flaschen wurden in Kühlschränke gestellt, Plakate an den Eingangstüren machten auf das Getränk aufmerksam. Dann sei man gewachsen. „Im Sommer 2020, als es etwas lockerer wurde, waren wir mit unseren Getränken bei Openings von Galerien dabei“, sagt Herget, die Geschäftsführerin von Tutaka, einem Marktplatz für nachhaltige Produkte und Beratung in der Gastronomie, ist.

Ein Edeka-Zwischenhändler wurde auf Matrosé aufmerksam und listete ihn. „Edeka Niemerszein hat das Produkt in allen Märkten im letzten Sommer aufgenommen und uns damit sehr geholfen“, sagt Stoltzenberg. Auch einige Rewe-Märkte seien dabei, nun gebe es das Getränk in etwa 25 Supermärkten in Hamburg und Umgebung sowie im Onlinesupermarkt Gorillas.

Wechselnde Motive auf den Flaschen

Bei der Präsentation geht das Gründer-Trio einen wohl neuen Weg. Das Etikett sieht aus wie ein Polaroidfoto, auf dem darunter mit einem Edding der Name des Getränks geschrieben ist. Die Bilder stammen von Fotografen. Beim Matrosé sind es vier verschiedene Fotos von Daniel Feistenauer, bei Matee vier Aufnahmen von Katja Ruge. Alle paar Monate sollen die Fotos wechseln und ein anderer Fotograf seine Werke präsentieren – als variierende Ausstellung. „Unseres Wissens nach gibt es keinen anderen Anbieter, der mit wechselnden Motiven auf den Flaschen arbeitet“, sagt Stoltzenberg. Man hoffe darauf, dass die Flaschen Sammler- und hohen Wiedererkennungswert entwickeln.

Bisher habe man mehr als 30.000 Flaschen von Matrosé verkauft. Die unverbindliche Preisempfehlung für den Handel liegt bei etwa zwei Euro inklusive Pfand. In den nächsten Wochen wolle man nun mit Matee, der Biomateschorle, im Handel starten. Sie soll für etwa 1,40 Euro inklusive Pfand im Ladenregal erhältlich sein. Knapp 10.000 Flaschen sind produziert.

Neue Biomateschorle mit wenig Zucker

Zu 99 Prozent besteht die Schorle aus Mate-Pfefferminz-Tee, der mit Zitronensaftkonzentrat, Agavendicksaft und Kohlensäure versetzt wird. Mit neun Kilokalorien pro 100 Milliliter ist sie im Vergleich zu Matrosé (81) vom Energiegehalt her ein Leichtgewicht. „Niedriger Zuckergehalt war uns wichtig, weil wir keine Fans von klebrig-süßen Softdrinks sind“, sagt Stoltzenberg.

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Derzeit ist die Schorle in Gastrobetrieben wie Kapara und Standard sowie an den Kiosken Bigi’s Shop und Kiosk 2000 erhältlich. Durch die etwas lockeren Corona-Regeln käme man wieder mehr mit Gastronomen in Kontakt. Zu den Abnehmern solle die Clubszene ebenso gehören wie Festivalveranstalter und neue Handelspartner.

Hamburger Start-up hat große Pläne

„Wir wollen erst einmal in Hamburg flächendeckend vertreten sein und dann daraus lernen. In zehn Jahren wäre es schön nett, wenn es überall in Deutschland unsere Flaschen gäbe. Aber Schritt für Schritt“, sagt Herget. Übrigens: August war nicht alleiniger Treiber der Produktinnovation. Es gab noch einen anderen Mitgrund für die Entwicklung der Mateschorle, sagt Herget: „Ich trinke eh nicht so gerne Alkohol.“