Hamburg. Verzögerungen bei Neuwagen-Bestellungen: Bei BMW, Volkswagen und Audi stehen die Produktionsbänder still. Woran das liegt.
Gerade hatte sich das Problem der fehlenden Halbleiter in der Pkw-Produktion etwas entspannt. Seit Jahresanfang 2022 war Michael Babick, Geschäftsführer der Hamburger Krüll Motor Company, die Marken wie Ford, Volvo, Jaguar und Opel anbietet, im Hinblick auf die Lieferzeiten „wieder deutlich positiver gestimmt“.
Doch nun treten wegen des Kriegs gegen die Ukraine neue Engpässe auf. Denn Zulieferer wie Bosch waren mit 60.000 Beschäftigten in mehr als 30 Werken in dem osteuropäischen Land vertreten, etliche Autobauer ließen unter anderem Kabelbäume dort produzieren. Zwar gebe es „zur Zeit noch keine konkreten Rückmeldungen“ seitens der Hersteller zu bereits bestellten Fahrzeugen, sagt Babick dem Abendblatt. Aber nach ersten Vorabinformationen einiger der bei Krüll vertretenen Autofirmen „erwarten wir zumindest bei ab sofort bestellten Neuwagen Lieferverzögerungen“.
Auto kaufen: Hamburger Händler erwarten längere Lieferzeiten
Auch bei BMW in Hamburg geht man von solchen Auswirkungen aus. „Wir rechnen nach wie vor damit, dass Liefereinschränkungen bedingt durch den Krieg in der Ukraine in Kombination mit den anhaltenden Halbleiter-Engpässen zu Produktionsanpassungen in unseren Werken führen können“, erklärt Anna-Lena Bock, Marketing-Leiterin der Hamburger Niederlassung von BMW.
In der vergangenen Woche hatte der Münchner Konzern die Produktion im Stammwerk und in Dingolfing gestoppt und Kurzarbeit beantragt, weil Kabelbäume aus der Ukraine fehlen. Im Laufe dieser Woche soll die Fertigung schrittweise wieder anlaufen. In den Werken Leipzig und Regensburg werden weniger Schichten als üblich gefahren, bei der britischen BMW-Tochter Mini in Oxford stehen zumindest bis einschließlich Freitag die Bänder still.
Krieg gegen die Ukraine beeinflusst Auto-Produktion
Bei Volkswagen soll es in Wolfsburg und in Zwickau abermals – wie schon zuvor wegen des Chip-Mangels – Schichtausfälle und Kurzarbeit geben. Seit Anfang voriger Woche sind bei Audi in Ingolstadt nach Angaben der „Automobilwoche“ zwei der drei Produktionslinien gestoppt – vorerst bis zum 18. März. Auch in Neckarsulm ruht der Großteil der Produktion. Insgesamt seien mehr als 10.000 Mitarbeiter davon betroffen, teilte das Unternehmen mit.
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Auf einem Umweg könnte der Ukraine-Krieg zudem die noch nicht beendete Chip-Knappheit abermals verschärfen, berichtet das rumänische Wirtschaftsmagazin „Business Review“. Denn auf Russland entfielen 42 Prozent der weltweiten Exporte von Palladium, bei Neon seien es 70 Prozent und bei Xenon 30 Prozent – alles Rohstoffe, die für die Halbleiterproduktion wichtig seien. Sollte Russland den Export stoppen, stünde die Chip-Branche vor Problemen.