Hamburg. Statt Baumwolle werden Cellulose-Fasern von Buchen- und Eukalyptusholz verwendet. Doch ein Problem gibt es damit.
In Bussen, Bahnen, an Haltestellen, in Geschäften, bei Behörden – vielerorts ist das Tragen einer medizinischen Maske Pflicht. Und seitdem ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen gesunken. Das ist die gute Nachricht. Doch nun warnen Umweltschützer wie Michael Braungart vor den ökologischen Folgen. Er ist Vorsitzender des Hamburger Umweltinstituts und lehrt an der Leuphana Universität Lüneburg.
„Dass kein Missverständnis entsteht: Das Tragen von Masken ist total wichtig“, sagt Braungart. Vom herkömmlichen Modell möchte er trotzdem weg. Die Folgen für die Umwelt und die Gesundheit seien fatal. „Allein im vergangenen Jahr sind 1,5 Milliarden Masken in die Ozeane gelangt. Die bleiben da 300 Jahre und sind eine tödliche Gefahr für die Tiere.“ Hinzu komme, dass manche Modelle Silbersalze enthielten, die die Hautflora zerstörten und Resistenzen schaffen würden. „Wenn man Mutationen einladen will, dann macht man das genau so – indem man mutagen wirkende Substanzen in Masken verwendet.“
Material ist spätestens nach zwei Jahren zu Humus zerfallen
Braungart hat mit zwei Studierenden ein Maskenmodell entwickelt, das gut für den Menschen und die Umwelt sei: VivaMask heißt die Stoffmaske, die biologisch abbaubar ist. Der Stoff besteht aus Cellulose-Fasern von Buchen- und Eukalyptusholz. Sie hemmen das Bakterienwachstum zehnmal so stark wie Baumwolle. Bis zu 50-mal kann der Mund-Nasen-Schutz gewaschen werden.
Auf der Deponie ist das Material dann nach spätestens zwei Jahren zu Humus zerfallen. Bislang nicht recycelbar ist hingegen der Filter, der sich ins Innenfach der Maske einschieben lässt. An einer biologisch abbaubaren Variante arbeiten Braungart und die Studierenden noch.
Vor der Pandemie wollten sie Masken mit Feinstaub-Filter produzieren
Dennoch verteidigen sie ihren ersten Filter: Er mache die VivaMask zur medizinischen Maske, zudem falle weniger Müll an als bei herkömmlichen Modellen, sagt Braungart. Mehr noch: „Es wird ein kleines Teil geben, was da raushängt, wo draufsteht ‚FFP2‘.“ Einen CE-Stempel, der den Filterstandard garantiert, tragen die Masken aber nicht. Auch das soll sich bald ändern.
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Die Idee zur VivaMask stammt von Lea Lensky (24) und Victor Büchner (22). Sie studieren an der Leuphana und arbeiten für Braungart als studentische Hilfskräfte. Vor der Pandemie wollten sie Masken mit Feinstaub-Filter produzieren. Doch im ersten Lockdown erweiterten sie ihr Vorhaben und gründeten mit Braungart das Start-up Holy Shit. Sie entwickelten den Stoff, den Filter und das Design.
Umsatz im niedrigen fünfstelligen Bereich
Dann schlossen sie sich mit dem Textilunternehmen Climatex und dem Dienstleister Viotrade zusammen, um in Deutschland, Polen und der Schweiz zu produzieren. Den bisherigen Umsatz beziffert Büchner im niedrigen fünfstelligen Bereich. Er sagt, pro verkauftem Artikel machen die drei Anteilseigner einen Gewinn im einstelligen Cent-Bereich. Jedes Unternehmen ist zu einem Drittel beteiligt.
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„Uns geht es nicht darum, Geld zu verdienen“, sagt Büchner. „Wir sagen auch nicht, dass es die perfekte Maske ist, sondern wir wollen Menschen dazu anregen, das auch zu machen.“ Sie wollen dazu inspirieren, bessere Modelle zu entwickeln oder – gegen eine Lizenzgebühr – die VivaMask-Modelle nachzubauen.
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„Wir überlegen, dass zum Beispiel jemand in China unsere Masken lokal produzieren kann.“ Die Studierenden denken sogar noch einen Schritt weiter: Sie möchten biologisch abbaubare Einwegmasken entwickeln. „Wir wissen, wie das geht“, sagt Büchner. Und dafür brauchen sie weitere Partner. Die Maske ist aktuell auf www.vivamask.de für 5,99 Euro erhältlich. Ab dem 22. Februar kann auch der Filter bestellt werden.