Hamburg. Der Unverpackt-Laden Monger Store & Deli in Hoheluft expandiert und entwickelt ungewöhnliche Ideen in der Pandemie.

Daniela Di Lena und Natalie Bugs sind in Südbaden aufgewachsen. „Zwischen Kuhweiden und Autobahnabfahrt“, erzählt Daniela di Lena und grinst hinter der Maske. Dann trennten sich die Wege der beiden Freundinnen aus Kindheitstagen zunächst, bis sie sich in Hamburg auf einer Party wieder- sahen und „bei ein, zwei Bier“, ihre Geschäftsidee hatten: ein Laden für Unverpacktes.

Schließlich hatte schon Natalies Oma ein Geschäft, wo die Leute mit den mitgebrachten Milchkannen einkauften. „So was wollten wir auch“, sagt Di Lena. Nach Jahren der Planung eröffneten die beiden ihr Geschäft in Hoheluft. Ein Nachbarschaftstreff zum Klönen, mit viel Selbstgemachtem, 100 Prozent Bio, und dies alles möglichst ohne Müll.

Monger Store & Deli steht heute über den großen Schaufenstern, die auf die Gärtnerstraße blicken. Zielgruppe des Krämerladens sind Weltretter, so nennt sich Di Lena selbst auch – allerdings ohne dabei allzu missionarisch aufzutreten. „Für ein veganes Leben bin ich zu undiszipliniert“, sagt die Frau vom Bodensee, hin und wieder gönne sie sich gemeinsam mit ihrem Freund etwas Fleisch, dann aber in Bioland-Qualität.

Heute steht die Unternehmerin mit den kurzen, dunklen Haaren in ihrem urbanen Dorfladen, der mit alten Kacheln an der Wand den Charme längst vergangener Zeiten bewahrt. Zwischen Kisten mit Biogemüse, Zucchini, Möhren und Knoblauch, dahinter Regale mit Dingen, die helfen sollen, einen natürlichen Kreislauf herzustellen. Kerzen, die aus regional gesammeltem Bio-Abfall gefertigt werden, „meist altes Frittenfett“, erklärt Di Lena.

Es steht eine Expansion an

Oder, einer ihrer Verkaufsschlager: Essigessenz in Pfandflaschen, ein super Putzmittel, das sonst nur in Plastikverpackungen zu kaufen ist. Täglich kommen derzeit auch Frauen und Männer aus dem Homeoffice, die sich fürs Mittagessen die selbst gemachte Gemüsequiche abholen, eine Leckerei aus nicht verkauften Lebensmitteln.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Inzwischen hat sich der Laden gut etabliert, und es steht eine Expansion an: Der Bereich der unverpackten Cerealien, Backzutaten wie Sesam und Keksen, die sich Kunden aus durchsichtigen Silos in ihre Einmachgläser und Vorratsdosen abfüllen lassen können, wird erweitert. Zudem soll die Küche des Monger (englisch für Krämer, Händler) vergrößert werden, um in Zukunft selbst hergestellten, unverpackten Bio-Tofu in größerem Stil anbieten zu können.

Geschäfte laufen trotz Corona gut

Zwar laufen die Geschäfte der beiden Gründerinnen trotz Corona gut. Doch das Catering und der Cafébetrieb liegenbrach. Daher das zweite Standbein Tofu, „denn wir wissen ja nicht, wie lange das noch so bleibt“, sagt Natalie Bugs. Mit Patricia Höge haben die Unternehmerinnen eigens eine Lebensmitteltechnikerin eingestellt, die das Herstellen von Tofu unter anderem in Asien gelernt hat.

Nun entsteht in großen Töpfen hinter dem Laden das wohl erste Bio-Tofu „made in Hamburg“, aus in Deutschland angebautem Bio-Soja. Die bisher an die eigenen Kunden verkauften Gläser mit Tofu sollen ergänzt werden durch Lieferungen an andere Unverpackt-Läden, die Gastro-Markthalle Hobenköök im Hafen und die vegane Bäckerei Gleem, die daraus Brownies backt.

Der Tofu ist beliebt

„Der Tofu wird uns quasi aus den Händen gerissen“, berichtet Natalie Bugs begeistert. Zwischendurch musste die Produktion schon ausweichen in die Küche eines befreundeten Restaurants, daher steht jetzt der Ausbau der eigenen Manufaktur an. Das Geld für die Expansion kommt nicht von der Bank, sondern von der Regionalwert AG Hamburg. Der Investor ist eine Bürger-Aktiengesellschaft für Schleswig-Holstein, das westliche Mecklenburg und die Metropolregion Hamburg, mit dem Ziel, hier eine „enkeltaugliche Land- und Lebensmittelwirtschaft“ zu etablieren.

Lesen Sie auch:

Mit bis zu 65.000 Euro finanziert die AG den Um- und Ausbau des Ladens, der mit seinem Geschäftsmodell in einem Wachstumsmarkt agiert. Bereits acht Unverpackt-Shops haben sich in Hamburg angesiedelt, bundesweit ist die Zahl dieser Läden auf etwa 300 angewachsen. Der Wettbewerb wird nicht einfacher, da immer mehr konventionelle Supermärkte und Drogerien auf den Trend setzen.

„Wir sehen uns als Berater in dem immer größer werdenden Angebot dieser Produkte“, berichtet Di Lena. Viele Artikel erforderten Erklärungen. „Wir hatten hier auch schon Workshops zu Stoffwindeln“, sagt die Wahl-Hamburgerin, „aber auch das natürlich vor Corona“.