Hamburg. Das Center nutzt die Corona-Zeit für Modernisierung. Zahlreiche Läden eröffnen neu. Außerdem sind 28 E-Ladesäulen geplant.
Schon vor zehn Uhr sind die ersten unterwegs. Kenner nutzen die frühe Stunde, um vor Öffnung der meisten Läden im Elbe Einkaufszentrum das Nötige beim Bäcker, im Supermarkt oder bei den Ständen in der Markthalle zu besorgen. Eine Mutter hat sich mit ihren Söhnen auf einem Sofa neben Grünpflanzen niedergelassen und plant die Einkaufstour. Vor einem Reisebüro wartet ein Pärchen. Alles ganz normal – trotz Corona-Krise und wieder steigender Inzidenzen. Sichtbarstes Zeichen, dass die Pandemie nicht vorbei ist, sind die allgegenwärtigen Masken.
Auch Centermanager Gerhard Löwe trägt sie, wenn er durch die Gänge eilt, hier und da grüßt und ansonsten mit wachem Blick sein Haus im Blick hat. „Es läuft wieder richtig gut“, sagt der 56-Jährige. Etwa 20.000 Besucher kommen inzwischen jeden Tag ins „Elbe“, wie das Einkaufszentrum im Hamburger Westen meist genannt wird. Das sind zwar immer noch zehn Prozent weniger als vor der Pandemie, aber deutlich mehr als im vergangenen Jahr. „Vor allem der Juni war ein guter Monat“, sagt Löwe. Der Nachholbedarf nach dem monatelangen Lockdown habe sich in guten Verkaufszahlen niedergeschlagen.
Elbe Einkaufszentrum bietet das größte Angebot in der Region
Mit 180 Geschäften auf 43.000 Quadratmetern bietet das Shoppingcenter, dessen Vorläufer vor 55 Jahren errichtet worden war, das größte Einkaufsangebot in der Region. „Wir haben die vergangene Corona-Zeit für eine komplette Erneuerung genutzt“, sagt Hausherr Löwe, der seit 2018 die Geschäfte an der Osdorfer Landstraße für Betreiber ECE führt. Knapp die Hälfte der Läden sind seit Beginn der Pandemie modernisiert worden.
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Das hängt auch damit zusammen, dass viele Verträge 2019 und Anfang 2020 nach zehn Jahren Laufzeit neu verhandelt worden waren. „Dadurch hatten wir quasi keine Leerstände. Es gibt sogar eine Warteliste“, sagt Löwe und klingt zufrieden. Auch einige große Handelsketten, die sich in Insolvenzverfahren befunden haben oder sich noch befinden, wie Esprit, Schuh Kay oder der zu Arko gehörende Süßwarenanbieter Hussel, sind anders als an anderen Orten im Elbe geblieben. „Der Standort ist attraktiv, das Publikum gut“, sagt Löwe.
Große Investitionen der Familie Otto
Parallel haben die Eigentümer, vor allem die Familie Otto, in das Center und in das Parkhaus mit 2200 Plätzen investiert. Fünf Millionen Euro ließen sie sich die Ausstattung mit neuen Möbeln, Fußböden, Pflanzen und einem modernen Wegeleitsystem kosten. Auch zwei Indoor-Spielplätze, eine digitale Spielarena und ein Kinderbetreuungsangebot wurden geschaffen. „Wenn man Shoppingcenter in Zeiten wachsenden Onlinehandels verändern will, dann müssen sie familiengerechter werden.“
Auch der Mietermix im Elbe Einkaufszentrum verändert sich. Seit Beginn der Pandemie sind neue Geschäfte im Bereich Dienstleitungen dazugekommen, wie das Nagelstudio Beauty Casca, ein DER-Reisebüro oder der Online-Hundefutter-Anbieter Pet Shop Boyz. Es gibt weitere Gastronomie-Konzepte, darunter Boussi Falafel, Pommesfreunde und Subway. Auch einige Modeunternehmen haben Filialen eröffnet, unter anderem die Textilkette Cecil und die Marken Fisherman Uwe aus Hamburg-St. Pauli. Anfang nächsten Jahres zieht das Bekleidungsunternehmen Olymp & Hades auf eine große Fläche, auf der derzeit Wassersportanbieter AWN einen Pop-up-Shop betreibt.
Früher haben Modeanbieter mehr als 60 Prozent der Fläche ausgemacht
„Früher haben Modeanbieter mehr als 60 Prozent der Fläche im Elbe Einkaufszentrum ausgemacht, jetzt wollen wir nicht mehr als 50 Prozent aus dem Bereich“, sagt Centermanager Löwe. Das hat auch mit der Corona-Krise und den Schließungen für Geschäfte außerhalb des täglichen Bedarfs zu tun. „Dadurch, dass wir schon viele Lebensmittelanbieter haben, sind wir besser durch den Lockdown gekommen als andere“, sagt der Handelsprofi, der seit zwölf Jahren bei ECE ist und vorher Geschäftsführer beim Warenhauskonzern Karstadt war.
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Vor allem im Erdgeschoss setzt Löwe verstärkt auf die Ausrichtung als Nahversorger. Als neuesten Zuzug konnte er den Online-Händler House of Sweets aus dem niedersächsichen Salzgitter gewinnen, der Süßigkeiten aus aller Welt anbietet und in den nächsten Wochen im Elbe den ersten stationären Laden eröffnet. Auf einer weiteren Freifläche, auf der bislang Hollister Geschäfte machte, würde der Centermanager Löwe gern einen Bio-Supermarkt sehen. „Die Gespräche laufen.“ Für nächstes Jahr ist die Modernisierung des Rewe-Markts geplant sowie der Bau von 28 Ladeplätzen für Elektroautos, darunter 16 für Tesla.
Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:
- Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
- Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
- Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
- Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
- Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).
Wenn alles nach Plan läuft. Centermanager Gerhard Löwe setzt jetzt darauf, dass Kontaktnachverfolgung und Test- und Impfpflicht in der Innengastronomie bald aufgehoben werden. Es ist eben doch noch nicht wie vor Corona. Das zeigt auch ein andere Neuerung. Im Elbe Einkaufszentrum kann man sich wahrscheinlich noch im August impfen lassen – quasi nebenbei bei Einkaufsbummel. Betreiber ECE richtet mit einem Kooperationspartner an den sechs Hamburger Shoppingcentern mobile Impfstationen ein.