Der Verband Deutscher Reeder (VDR) sorgt sich um seine Seeleute. Auch mehrere deutsche Schiffe befinden sich in der Kriegs-Region.
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) sorgt sich im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg um seine Seeleute. Laut Verbandspräsidentin Gaby Bornheim würden einzelne Handelsschiffe noch immer in Häfen in der Ukraine festsitzen.
Nach Angaben des VDR befinden sich derzeit etwa 100 Schiffe in der Kriegs-Region, darunter seien auch mehrere deutsche Schiffe, allerdings keine deutschen Seeleute. Für diese Schiffe sei es schwierig die Häfen zu verlassen, weil Schlepper fehlten und die Gefahr der Verminung des Seegebiets nicht ausgeschlossen werden könne. „Wir fordern, dass alle Schiffe mit ihren Crews die Konfliktzone unbeschadet verlassen dürfen“, sagte Bornheim.
Krieg: Verband Deutscher Reeder sorgt sich um Seeleute
Russland müsse die Freiheit der Schifffahrt respektieren. Unbeteiligte Handelsschiffe dürften nicht angegriffen werden: „Die Sicherheit unserer Seeleute hat für uns absolute Priorität. Wir fordern alle Parteien auf, sicherzustellen, dass – neben der ukrainischen Bevölkerung – die Männer und Frauen an Bord, gleich welcher Nationalität, nicht zu Opfern in diesem Krieg werden.“
Etwa 5.000 Seefahrer aus Russland und der Ukraine leisten ihren Dienst an Bord, aktuell teilweise auch an Bord desselben Schiffs. Es bestehe insbesondere bei ukrainischen Crew-Mitgliedern der Wunsch, abzumustern und in ihre Heimat zu fahren. „Dann ist es unsere Aufgabe für Ersatz zu sorgen“, sagte Bornheim. Der Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Harener Reeder im Landkreis Emsland, Bernd Sibum, hatte in der vergangenen Woche dafür gewarnt, dass es weitreichende Konsequenzen habe, wenn ukrainische Seeleute zur Landesverteidigung eingezogen werden würden oder nach Hause zu ihren Familien wollten.
70 Prozent der deutschen Schiffe werden mit ukrainischen Besatzungsmitgliedern besetzt. Befürchtungen, dass aber ganze Schiffe wegen fehlender Crewmitglieder stillgelegt werden müssen, sieht VDR-Präsidentin Bornheim nicht. „Dazu wird es nicht kommen.“
Deutsche Handelsflotte schrumpft weiter
Insgesamt schrumpft die deutsche Handelsflotte weiter. Seit 2012, als noch annähernd 4500 Schiffe von Deutschen bereedert wurden, ist die Anzahl auf zuletzt 1917 Schiffe in 2021 gesunken. Auch die Zahl der Schiffe, an deren Heck die deutsche Flagge weht, nimmt weiter ab: 2021 waren es 275. Im Vor-Corona-Jahr 2019 fuhren noch 302 Schiffe unter deutscher Flagge.
Der VDR weist Vorwürfe zurück, wonach die Schifffahrt die derzeitige angespannte Situation in den Lieferketten durch eigenes Verhalten verschärfe: „Man muss es deutlich sagen: wir sind wie viele andere Betroffene der Situation – und nicht Verursacher“, betonte VDR-Geschäftsführer Martin Kröger. Weltweit wären so gut wie alle Containerschiffe im Einsatz. Nur zweieinhalb Prozent der Flotte seien inaktiv. 1,5 Prozent davon weil die Schiffe sich zu Reparaturarbeiten in Werften befänden.
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Angespannte Lieferketten: VDR weist Vorwürfe zurück
„Die angespannten Lieferketten sind ganz klar Folge der Corona-Pandemie, eine einmalige Situation, in der viel zusammenkommt“, so Kröger. „Wenn Häfen verstopft und Container bei Kunden viel länger unterwegs sind, dann sind die Reeder letztlich machtlos. Auch die von Spediteuren und Verladern erhobenen Vorwürfe, Reeder würden die Preise künstlich hochhalten, wies der VDR zurück: Unabhängige Untersuchungen der Wettbewerbsbehörden von China, den USA und wiederholt auch der EU hätten gezeigt, dass die Reeder keine Schuld träfe.
VDR-Präsidentin Bornheim fügte hinzu: „Wir sollten aufhören, uns gegenseitig zu beschuldigen. Wir leiden alle darunter, dass wir nicht den Service bieten können, den wir eigentlich gerne offerieren wollen. Es ist Sand im Getriebe, den wir nur gemeinsam wieder aus den Lieferketten rausbekommen werden.“