Bargteheide. Eine Familie aus dem Norden nutzt die Pandemie: Mit einer süßen Innovation und einer neuen Fabrik starten die Bogicevics durch.

Elvis Eis aus dem beschaulichen Bartgeheide ist auf dem besten Weg, zur deutschlandweit bekannten Eismarke zu werden – und hat jetzt sogar für Aufsehen in den USA gesorgt. „Wir haben einen Brief aus New York bekommen“, sagt Elvis Bogicevic stolz. Absender war die Kanzlei, die sich um die Rechte für Elvis Presley kümmert. „Wir hatten ‚Elvis Eis‘ gerade als geschützte Marke angemeldet“, erklärt der Unternehmer den Hintergrund des Schreibens.

Zum Glück konnten sich beide Parteien einigen, sodass „Elvis Eis“ jetzt weiter so heißen darf, und außerdem, sagt der Eisfabrikant, „bin ich gar nicht nach dem Elvis benannt“. Vielmehr habe es in der Nachbarschaft seines Elternhauses einen sehr süßen kleinen Jungen namens Elvis gegeben, und seine Mutter wollte mit demselben Namen dem Schicksal ihres eigenen Nachwuchses in dieser Richtung etwas nachhelfen.

Elvis Eis: Eisdiele im Herzen von Bargteheide

Elvis Bogicevic sitzt auf der Terrasse seiner Eisdiele im Herzen von Bargteheide, der Blick geht auf einen Parkplatz und in die Einkaufsstraße des Ortes eine halbe Stunde von Hamburg entfernt. Von hier aus hat der 38-Jährige eine kleine Revolution im Eismarkt gestartet, mitten in der Pandemie.

Schon 2017 wurde er ausgezeichnet, in Florenz, als Europas bester Eismacher, er betreibt nach Jahren des Wachstums inzwischen mehrere Cafés und Eisstände in Bargteheide und Bad Oldesloe, doch den Kick hat ihm tatsächlich Corona gegeben. „Schon länger hatten wir über eine Innovation nachgedacht, aber jetzt, während der Monate der Schließungen, konnten wir die Idee reifen lassen“, sagt Elvis Bogicevic.

Elvis Eis schon in vielen Supermärkten

Erfunden haben sein Bruder Drazen und er dann eine echte Neuheit für die Kühltheken der Supermärkte: Eis im Glas. Inzwischen stehen die Elvis-Gläser neben der Konkurrenz von Häagen Dazs oder Ben Jerry’s in mehr als 130 Märkten. Vorwiegend bei Famila-Märkten im Norden, zwischen Wismar, Flensburg und Aurich. In Hamburg sind sie vertreten etwa bei Famila in Steilshoop und Markant in Barmbek, aber auch beim Frischemarkt Simon in Volksdorf. Neuerdings ist die Marke außerdem in Hessen angekommen.

„Und wenn es dort funktioniert, betrachten wir das als gelungenen Test für die deutschlandweite Expansion“, ergänzt Bogicevic, während um den Tisch in der Eisdiele herum schon gegen Mittag etliche Kellnerinnen herumwuseln und die Gäste bedienen. Die Sorten, die hier einmal „klein angefangen“ haben, gibt es nun rund ums Jahr in der Tiefkühltruhe, etwa Walnuss, salziges Karamell, Himbeer Sorbet oder Schoko mit Keksstückchen.

Eine Fabrik für Elvis Eis aus dem Norden

Und aus dem erfolgreichen Cafébetreiber, der erst 2006 mit seiner ersten eigenen Eisdiele startete, wird nun ein aufstrebender Produzent: Im ein paar Kilometer entfernten Gewerbegebiet zieht die Bogicevic-Familie derzeit eine Fabrik für 1,5 Millionen Euro hoch.

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Letztlich hat das Virus und der damit zwangsweise veränderte Arbeitsalltag den Ausschlag gegeben für diese Erfolgsgeschichte. Während andere Gas­tronomen in der Pandemie nach Hause gefahren sind, etwa nach Portugal, haben die Brüder, die in Bargteheide beim gemeinsamen Joggen wegen ihrer Ähnlichkeit schon mal mit den Klitschkos verglichen werden, sich keineswegs ausgeruht. „Wir haben neue Eissorten kreiert und die Gestaltung des Werkes geplant“, sagt Elvis Bogicevic, der selber eher der kreative der Brüder ist, während der jüngere Drazen für Perfektion steht, den Geschmack und das Aussehen des Eises immer wieder bis ins Detail optimiert.

Das Eis kommt ohne Plastik aus

Mit diesen Macher-Eigenschaften der Bogicevics sind zuletzt auch die Zusammenarbeit mit dem Erdbeerhof Glantz für die süßen Früchte und eine Kooperation mit Darboven-Kaffee für ein Latte-macchiato-Eis entstanden. Und die Vision, dem Werk einen Manufakturcharakter zu geben. Mehrere kleine Maschinen schaffen die Bogicevics an, sodass die Produktionsmenge variiert werden kann. „Auf diese Weise können wir immer frisches Eis liefern.“ Dazukommen eine Fotovoltaikanlage und ein Kreislaufsystem für das Kühlwasser, alles im Sinne der Nachhaltigkeit, für die Elvis Eis auch bisher schon steht.

Denn das Eis im Glas kommt ohne Plastik aus. Selbst die Etiketten bestehen aus Pappe und auch die Umverpackungen, in denen die Bargteheider die Produkte an den Handel liefern – bisher noch aus einem kleineren Werk, das längst die anfangs sechs Meter kleine Eisküche des Cafés ersetzt hat. Die Anfänge, nun vermehrt in den rund 500 Millionen Euro großen Markt des Speiseeises vorzustoßen, datieren zurück auf die Monate vor der Pandemie. „Wir hatten Anfragen von Restaurants in der Region, auch von anderen Eisdielen, sie zu beliefern“, sagt Bogicevic.

Neue Arbeitsplätze bei Elvis Eis in Planung

Aber anstatt nur diese Kunden zu versorgen und während der Pandemie einen Lieferservice anzubieten, sollte es etwas sein, das die Firma langfristig auf eine größere Basis stellt. „Mein Wunsch war es schon immer, ein Unternehmen zu schaffen, das in Erinnerung bleibt“, sagt der Inhaber, der derzeit bereits Dutzende Mitarbeiter beschäftigt und seinem Ziel eines etablierten Mittelständlers immer näher kommt: Schon 2022, mit dem neuen Werk, soll die Belegschaft auf gut 50 anwachsen.

Mit dem Eis im Glas und den neuen Kunden im Handel hat sich der Umsatz seit 2019 verdoppelt, und auch in anderen Branchen sind die Begehrlichkeiten für die Bargteheider Leckereien groß: Inzwischen ist Elvis Eis auch bei Gosch zu haben, das Fischrestaurant des Kult-Gastronomen in Kiel hat einen Eisstand vor sein Bistro direkt an der Förde platziert. Auch einige Sylter Köche wollten Elvis Eis als Dessert anbieten, sagt Bogicevic, der die große Nachfrage aber erst befriedigen kann, wenn die neue Fabrik fertig ist.