Hamburg. Gründerin freut sich über Tausende Bestellungen. Afrika-Saucen sind ausverkauft und sollen jetzt schnell nachproduziert werden.

Am Vormittag nach ihrem tränenreichen Auftritt in der „Höhle der Löwen“ ist N’deye Fall-Kuete glücklich und voller Tatendrang. Sie lacht viel und sagt: „Ich bin überwältigt von der Resonanz. Es gibt Tausende Bestellungen.“ Alle 18 Produkte im Onlineshop ndeyefoods.com der Hamburgerin sind zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem Hinweis „ausverkauft“ gekennzeichnet.

Die Gourmetsaucen nach westafrikanischem Rezept, die sie noch hat, will sie in den nächsten Tagen verschicken, sagt N’deye Fall-Kuete. „Viele andere haben gleich Vorbestellungen abgegeben und sind bereit zu warten.“ Wann sie diese Kunden bedienen kann, ist derzeit noch offen.

Viele Bestellungen bei Ndeye Foods nach der „Höhle der Löwen“

N’deye Fall-Kuete will jedenfalls so schnell wie möglich mit der Produktion beginnen. In einer Küche in der Hafen­City, in die sich Unternehmen einmieten können. „Ich schaffe 250 Gläser pro Tag“, sagt die 38-Jährige, die 2005 aus dem westafrikanischen Togo nach Hamburg kam. Wann geht’s los mit der Herstellung der acht Saucen-Varianten, die im 165-Gramm-Glas für etwa 7 Euro pro Stück verkauft werden? „Das ist noch in der Planung“, sagt die Jung-Unternehmerin.

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Dass ein Start-up nach einem Auftritt in der Investorenshow des TV-Senders Vox von Bestellungen überrollt wird, ist üblich. Vieles andere ist ungewöhnlich in der Geschichte von N’deye Fall-Kuete in der „Höhle der Löwen“. In der Sendung war zu sehen, dass Investorin Dagmar Wöhrl ihr 130.000 Euro für 30 Prozent der Geschäftsanteile versprach – und N’deye Fall-Kuete danach in Freudentränen ausbrach.

Doch zu dem Deal ist es nach der Aufzeichnung der Show vor fast einem Jahr nie gekommen. Wöhrls Firma hat der Hamburgerin Tipps gegeben, Kontakte zu Afrika-Festivals verschafft, auf denen sie die Saucen hätte verkaufen können – wenn diese Veranstaltungen denn in Pandemie-Zeiten stattgefunden hätten.

Ndeyefoods fürchtet um guten Ruf

Wäre das Geld geflossen, hätte die Einzelkauffrau N’deye Fall-Kuete womöglich nicht im Februar dieses Jahres ein Insolvenzverfahren wegen Zahlungsunfähigkeit beantragen müssen. Sie möchte nicht, dass darüber berichtet wird, sie fürchtet jetzt um ihren Ruf.

„Das hat mit der Firma Ndeyefoods UG überhaupt nichts zu tun“, betont sie immer wieder. Tatsächlich ist ihre neue Firma Ndeyefoods UG, die den Onlineshop betreibt, nicht Teil des Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Hamburg. Deshalb wohl hat N’deye Fall-Kuete darüber nicht von sich aus gesprochen.

N’deye Fall-Kuete bildete sich zur Betriebswirtin weiter

Doch dieses Verfahren ist eben auch ein Teil der Geschichte einer alleinerziehenden Mutter, die das Leben nicht einfach geschehen lässt, sondern immer wieder und trotz vieler Rückschläge für sich und ihre beiden Teenager-Töchter zu gestalten versucht: In Hamburg macht sie nach der Ankunft zuerst eine Hotel-Ausbildung zur Hauswirtschafterin, gründet einen Servicedienst für Privathaushalte, gibt das kleine Unternehmen nach einem Autounfall auf.

Während eine Fortbildung zur Betriebswirtin startet sie ihre Saucen-Manufaktur. Und jetzt kämpft sie wieder um ihren Traum vom Unternehmerinnendasein und einem besseren Leben – und hat sich dabei wohl ein bisschen verlaufen.

Dagmar Wöhrl wusste nichts von N’deyes Insolvenz

„Ich wusste nichts davon“, sagt DHDL-Löwin Dagmar Wöhrl dem Abendblatt über das Insolvenzverfahren und kündigt an: „Ich werde jetzt schauen, ob und wie ich N’deye helfen kann.“ Auch mit Geld? Wöhrl möchte sich da nicht festlegen. „Ich bleibe in jedem Fall in Kontakt mit der Gründerin wie seit fast einem Jahr.“

N’deye Fall-Kuete hat sich am Montagabend selbst im Fernsehen zugeschaut, gemeinsam mit ihren Töchtern. Sie habe dabei wieder ein bisschen geweint, sagt sie. Und eine der Töchter hat in ihre WhatsApp-Gruppe geschrieben: „Ich bin stolz auf dich, Mama.“