Hamburg. Hamburger Rechtsanwalt vermittelt den Deal auf besonderem Weg: Er suchte Investoren bei Karrierenetzwerk LinkedIn. Die Hintergründe.
Es ist ein Zeichen der Hoffnung in schwierigen Zeiten: Der Husumer Krabbenfischer André Eckholdt hat seinen Ein-Mann-Betrieb aus der Insolvenz retten können, weil ein großer Investor für ihn eingesprungen ist. Möglich gemacht hat dieses Happy End der Hamburger Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter Arno Doebert von der Kanzlei Reimer, der den Fischer und den Vorstandssprecher des Logistikkonzerns Zeitfracht Gruppe, Wolfram-Simon Schröter, auf höchst ungewöhnliche Weise zusammenbrachte. Doebert suchte den Retter über ein Posting beim Karrierenetzwerk LinkedIn.
2018 hatte sich Eckholdt die „SU24 Birte“ gekauft, ein 1969 gebauter, schöner und hölzerner Krabbenkutter. Finanziert wurde der Kauf über eine Bank. Warum auch nicht? 2018 war für die deutsche Krabbenfischerei ein gutes Jahr. Doch schon 2019 fielen die Preise stark. Hauptgrund war, dass große Lagerbestände aus dem „fetten“ Vorjahr noch eingefroren waren.
Fischerei: Gastronomie brach als Abnehmer weg
2020 kam Corona und den Fischern brach die Gastronomie als Abnehmer weg. Zudem kam das Pulen der Krabben in Marokko zeitweise zum Erliegen. Kurz gesagt: Eckholdt geriet in finanzielle Schieflage und konnte das Darlehen für die „Birte“ nicht mehr bedienen. Ihm, seiner Frau, die zu Hause die Buchhaltung machte, und seinem Decksmann drohte das Aus, und er meldete Insolvenz an.
Das Gericht bestellte Doebert zum vorläufigen Insolvenzverwalter – und der machte sich an die Arbeit. „Ich versuchte zunächst auf konventionellem Weg eine Auffanglösung für den Ein-Mann-Betrieb von Herrn Eckholdt zu finden. Leider ohne Erfolg. Einen Makler für Krabbenfischer gibt es nicht. Auch der Versuch, die ,Birte‘ mit ihrer Mannschaft an eine größere Fangflotte zu vermitteln, scheiterte. Da blieb mir eigentlich nur noch der Weg der Auflösung“, sagte er dem Abendblatt.
Insolvenzverwalter Doebert schilderte Fall bei LinkedIn
Dann bemerkte Doebert, dass in seinem engeren Umfeld ein Interesse am Schicksal der Krabbenfischer bestand. „Und so kam ich auf den Gedanken, den Fall auf LinkedIn zu schildern, mit der Hoffnung, vielleicht hier einen finanzstarken Philanthropen für den Weiterbetrieb der ,Birte‘ zu gewinnen.“ Der Beitrag wurde innerhalb von 24 Stunden mehr als 300.000-mal geklickt.
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Es meldete sich Simon-Schröter, der Chef des Logistikkonzerns Zeitfracht, und war bereit, Eckholdts Verbindlichkeiten zu übernehmen und die „Birte“ in den maritimen Zweig seines Konzerns zu überführen. Kapitän Eckholdt und sein Decksmann bot er unbefristete Arbeitsverträge an. Seine Bedingung: „Jeden Monat ein Pfund frische Krabben.“ Eckholdt schlug ein. Doebert nahm den Insolvenzantrag zurück.