Hamburg. Mark Korzilius, der Mitgründer von Vapiano, hat seine Idee automatisierter Gewächshäuser vergoldet. Die Pläne des Hamburgers.
Nach mehr als fünf Jahren hat Mark Korzilius die Idee einer sogenannten vertikalen Indoorfarm vergoldet. Schon 2015 plante der Unternehmer in Hamburg den Anbau von Salaten in übereinanderliegenden Regalen in einer Halle am Großmarkt. Aus der Vision eines automatisierten Gewächshauses, in dem die Pflanzen unter Kunstlicht wachsen, ist in der Hansestadt zwar langfristig nichts geworden. Doch am neuen Firmensitz München experimentierte das Unternehmen, das zunächst Farmers Cut hieß und zuletzt unter dem Namen &Ever firmierte, mit Salaten und Kräutern aus einer mittelgroßen Halle als Prototyp.
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Konkurrent zahlt 130 Millionen Euro
Vor wenigen Wochen nun wurde &ever verkauft, das Unternehmen ging für 130 Millionen Euro an den börsennotierten US-Wettbewerber Kalera. Korzilius, der zuvor bereits die Restaurantkette Vapiano mit ins Leben gerufen hatte, nahm bei dem aktuellen Geschäft nach Medienberichten gut 30 Millionen Euro ein.
Kalera ist nach eigenen Angaben eines der weltweit am schnellsten wachsenden Unternehmen im Bereich des vertikalen Farmings, ein Pionier der Pflanzenproduktion in kontrollierter Umgebung. Angeboten werden etwa Gemüse, Kopf- und Schnittsalate, Keimsprossen und Microgreens.
„Ein logischer Schritt“, sagt Korzilius
Die &ever GmbH werde nach Abschluss aller Transaktionen vollständig in die Kalera AS übergehen und in Kalera GmbH umbenannt, gaben die Partner bekannt. Korzilius ist bei Kalera nun für Strategie und Innovationen zuständig. Dem Abendblatt sagte er: „Der Zusammenschluss mit Kalera war für uns ein logischer Schritt auf dem Weg zur internationalen Marktführerschaft – denn nur mit dieser lässt sich wirklich etwas verändern.“ Für ihn hätten nie persönlicher Erfolg oder die Umsätze eines einzelnen Unternehmens im Fokus gestanden, „sondern immer die Vision hinter Vertical Farming“, ergänzte Korzilius. „Ich bin davon überzeugt, dass dies die Zukunft für Salate und Kräuter ist. Daher war es nur konsequent, die geografischen aber auch technologischen Vorteile von &ever und Kalera zusammenzuführen.“
Kalera werde sich nun auf die Expansion im Nahen Osten sowie in Asien konzentrieren. „Hier haben wir mit unserer Megafarm in Kuwait wertvolle Erfahrungen sammeln können“, sagte Korzilius. Langfristig sei eine der wichtigsten Fragen die Logistik – „wie wir unsere frischen Salate und Kräuter zum Endverbraucher bekommen“.
Supermärkte und Kantinen als Kunden
Hier denke das Unternehmen, das nach wie vor auch in Hamburg ein Büro mit Software- und Strategie-Profis unterhält, vor allem über Supermärkte nach. Attraktiv seien aber auch Orte, an denen viele Menschen verköstigt werden, wie etwa in großen Kantinen.
„Außerdem überlegen wir, wie Menschen wohl in Zukunft zusammenleben werden“, beschreibt Korzilius die Denkansätze in der Firma. „Wir glauben, dass Communities (Gemeinschaften, d. Red.) eine große Rolle spielen werden. Stellen sie sich ein großes Neubau- oder Stadtentwicklungsprojekt vor, dass nicht nur eine Tiefgarage, Spielplätze und ein Gym bietet, sondern etwa auch die Möglichkeit, eigene, frische Lebensmittel zu beziehen.“ Diese Optionen böten besonders Großstädte. Dementsprechend schließt Korzilius auch nicht aus, dass Hamburg erneut als Standort infrage kommt. Bisher habe man aber noch nicht die richtigen Partner gefunden.