Hamburg. Videokonferenzen, Online-Shopping, Kartenzahlung: Das Haspa-Trendbarometer zeigt, wie stark Corona unser Leben verändert hat.
Einkaufen? Gern im Internet. Bezahlen? Am liebsten bargeldlos, auch im Handel. Mit den Kollegen wird vom heimischen Schreibtisch aus über Zoom oder Teams konferiert, abends streamt man neue Netflix-Serien.
Die Pandemie hat unser Leben zweifelsohne verändert, aber nicht nur zum Schlechteren. So habe die Digitalisierung in den vergangenen zwei Corona-Jahren einen wahren Schub erlebt, wie eine repräsentative Studie von YouGov im Auftrag der Hamburger Sparkasse belegt. 55 Prozent der Hamburger bezeichnen sich mittlerweile als „digital fit“, so ein Ergebnis dieses Haspa-Trendbarometers, das dem Abendblatt exklusiv vorliegt. Für sie sei „digital das neue Normal“.
Digitalisierung: nur sieben Prozent der Älteren digital fit
Doch offensichtlich hängt ein selbstverständlich-souveräner Umgang mit digitalen Angeboten stark vom Alter ab: Unter den 18–24-Jährigen hält sich etwa jeder Dritte (37 Prozent) für digital sehr fit. Bei den Hamburgern, die älter sind als 55 Jahre, trifft das mit sieben Prozent nur auf eine kleine Gruppe zu. „Daher dürfen wir nicht jene vergessen, die sich mit der Digitalisierung noch etwas schwertun“, sagt Haspa-Vorstandssprecher Harald Vogelsang.
Seine Bank biete in den rund 100 verbliebenen Filialen deshalb auch „aktiv persönliche Unterstützung“, zum Beispiel bei Fragen rund ums Onlinebanking. Tatsächlich tätigt ein Großteil der Befragten seine Bankgeschäfte entweder vom Computer aus (35 Prozent) oder über eine App vom Handy oder Tablet (25 Prozent). Nur noch zwölf Prozent wickeln Überweisungen ausschließlich in einer Bankfiliale ab.
Immer mehr Hamburger bezahlen bargeldlos
Auch die Zahlungsgewohnheiten haben sich durch die Pandemie verändert: Jeder Vierte zahlt mittlerweile vermehrt mit Karte. 15 Prozent geben an, deutlich mehr online einzukaufen als früher, und 14 Prozent nutzen bewusst weniger Bargeld. Doch wie begleichen die Hamburger ihre Interneteinkäufe? Die Mehrheit (68 Prozent) zahlt per PayPal, 54 Prozent zahlen „auf Rechnung“, 39 Prozent per Lastschrift und 35 Prozent nutzen die Kreditkarte.
Apple Pay oder Google Pay, beide in Deutschland noch relativ neu, sind immerhin schon für neun Prozent der Hamburger die favorisierte Methode der Zahlung. „Das kontaktlose Zahlen nimmt weiter zu“, sagt Haspa-Chef Harald Vogelsang. „Unsere skandinavischen Nachbarn sind sogar noch einen Schritt weiter. Dort wird quasi alles mit Karte oder digital bezahlt.“ Haspa-Kunden könnten im Handel deshalb neben der Kreditkarte auch ihre Girocard für Zahlungen per Apple Pay benutzen.
Sicherheit der Daten hat oberste Priorität
Nahezu allen Befragten (92 Prozent) ist bei der Auswahl digitaler Angebote die Sicherheit ihrer persönlichen Daten entscheidend. 64 Prozent möchten „auf keinen Fall“, dass Daten in China, Russland oder den USA gespeichert werden.
Einen Tag lang mal komplett auf das Internet oder digitale Dienstleister zu verzichten, das können sich mittlerweile nur noch die wenigsten Hamburger vorstellen. Für jeden Dritten kommt das nach eigenen Angaben nur noch infrage, „wenn es unbedingt sein müsse“. Sieben Prozent lehnen das sogenannte Digital-Detox kategorisch ab. Zu sehr hat sich während der Pandemie das Nutzungsverhalten verändert: Mehr als jeder Zweite (55 Prozent) ist mehrmals täglich online, jeder Dritte sogar fast andauernd.
Digitalisierung verändert Arbeitsmarkt
Sehr viel Zeit verbringen die Hamburger laut Studie vor allem mit der Nutzung des Kurznachrichtendiensts WhatsApp, und/oder sie sind auf den sozialen Plattformen Facebook und Instagram (insgesamt 79 Prozent) unterwegs. Plattformen für Onlineshopping (74 Prozent nutzen diese) gehören definitiv zu den Profiteuren der Pandemie, auch Unterhaltungsangebote, über die Filme, Musik und Podcasts angeboten werden, sind für 56 Prozent der Befragten nahezu unverzichtbar geworden. Auch Reiseportale und natürlich Tools für Videokonferenzen werden vermehrt genutzt, wie jeweils 35 Prozent der befragten Hamburger angeben.
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Fazit: Digitale Angebote halten immer stärker Einzug in alle Lebensbereiche – gerade auch in den Berufsalltag. Jeder Zweite bestätigt, dass sich Arbeitsprozesse durch die neuen Technologien beschleunigt hätten. 48 Prozent sagen, dass sich im Homeoffice Arbeitszeiten flexibler gestalten lassen. 47 Prozent empfinden die Kommunikation mit Kollegen digital sogar „einfacher“. Jeder Dritte geht davon aus, dass die Digitalisierung die Anforderungen an den Arbeitsmarkt stark verändern werde.
60 Prozent wünschen sich „Digitalisierung“ als Schulfach
Digitale Bildung sollte, so 60 Prozent der Befragten, daher auch an Hamburgs Schulen verankert werden. „Unsere Rohstoffe sind Bildung und Forschung“, sagt Harald Vogelsang. „Deshalb sollte die Förderung der digitalen Kompetenz unbedingt Teil der schulischen Bildung sein.“