Hamburg. Für den Edeka-Award entwickelten Studierende der HCU auch Ideen für Karstadt Sport an der Mönckebergstraße. Das sind die Entwürfe.
Das eine wirkt von außen wie ein Bunker und wird „Klotz von Eimsbüttel“ genannt, das andere ist ein Glaskasten aus den 70ern, dessen einzige Attraktion vor Jahren eine runde Eisenbahn auf dem Dach war. Die Rede ist von den Karstadt-Filialen an der Osterstraße und von Karstadt Sport an der Mönckebergstraße, das 2020 geschlossen wurde.
Mit einer weiteren Karstadt-Filiale in Bergedorf und dem von Galeria Kaufhof Karstadt genutzten Klöpperhaus an der Mönckebergstraße waren die Kaufhaus-Gebäude Bestandteil eines von Edeka in Kooperation mit der HafenCity Universität bereits zum vierten Mal ausgelobten Stadtentwicklungswettbewerbs. Nachdem Studierende der HCU beim letzten Edeka Award an drei Magistralen untersucht hatten, wo dort Supermärkte entstehen können, ging es jetzt um die Umnutzung von Orten, die exemplarisch für Shopping- und Kaufhaustypologien der letzten Jahrzehnte stehen.
Karstadt-Gebäude in Hamburg: Studenten-Entwürfe prämiert
Unter dem Motto „rethinking [urban] retail“ – also: „urbanen Einzelhandel neu denken“ – entwickelten die Bachelor- und Master-Studenten neben städtebaulichen Szenarien und konkreten Architekturentwürfen auch innovative Shoppingkonzepte und machten Vorschläge für intelligente Nutzungsmischungen und moderne Mobilitätskonzepte.
Von 13 eingereichten Arbeiten wurden je zwei Preise an Master-Studierende für ihre Entwürfe für Karstadt Sport und an Bachelor-Studierende für deren geplante Umnutzung des Karstadt-Gebäudes an der Osterstraße vergeben. das vor Kurzem von der Signa Gruppe an ein Hamburger Investorenkonsortium verkauft wurde
Osterstraße: Gewächshäuser auf dem Karstadt-Dach
Der erste Preis für die Bachelor-Studenden ging an Ivanna Yurchyshena, die ihrem Entwurf für den „Klotz“ an der Osterstraße den Titel „Arbeiten & Wohnen im Grünen“ gegeben hat. Für alle, die die Gegebenheiten vor Ort kennen, mag das zunächst verwunderlich klingen.
Doch die Studentin hat die Betonarchitektur des Gebäude einfach erhalten, ebenso wie dessen große Uhr und die abgeschnittene Ecke, ihr mit Gewächshäusern auf dem Dach, grünen Innenhöfen und Wohnungen in den oberen Geschossen aber eine völlig neue Atmosphäre gegeben. Auch hier sitzt unten ein Edeka-Markt, der einen Teil seiner Frischwaren auf dem Dach produzieren kann.
Karstadt Osterstraße – mit Zirkus auf dem Parkdeck
Ebenso spektakulär ist auch der zweite Preis, den Simon Vogler für das Karstadt-Gebäude in Eimsbüttel erhalten hat. „Helix Hub“ wird, ähnlich wie der Bunker an der Feldstraße, durch einen dreigeschossigen Holzaufbau in der Höhe etwa verdoppelt. Zumindest sieht das von der Straße so aus.
Tatsächlich entsteht aber hinter dem Aufbau, auf dem jetzigen Parkdeck, ein großer Platz für öffentliche Nutzungen wie Flohmärkte oder einen Zirkus. Erreichbar ist er über eine am Haus entlang führende Rampe, so dass auch hier eine Unabhängigkeit von den Öffnungszeiten des Kaufhauses besteht. Die Betonfassade wird weggenommen, so dass das ganze Gebäude eine gewisse Leichtigkeit erhält.
„Im Rahmen des Edeka Awards reflektieren die Arbeiten der Studierenden die starken Veränderungen, denen die Innenstadt durch globale Ökonomie, fortschreitende Digitalisierung und gesellschaftlichen Wandel unterliegt“, sagt Rainer Wülbern, der bei Edeka für den Geschäftsbereich Expansion und Standortsicherung zuständig ist.
Karstadt Hamburg: Riesige Kaufhäuser nicht mehr wirtschaftlich
Die riesigen Kaufhäuser aus dem letzten Jahrhundert entsprächen mit ihren großen Flächen, dem fehlenden Tageslicht und dem geringen Bezug zwischen Erdgeschossen und Straße nicht mehr den Anforderungen von heute, findet auch Klaus Sill, Professor für Architektur an der HCU, der auch diesen Wettbewerb mit Professor Paolo Fusi aus dem Bereich Stadtplanung durchgeführt hat.
„Viele stehen mittlerweile leer, weil sie nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden können.“ Die Frage sei, wie man mit diesen großen, oft denkmalgeschützten Gebäuden umgehe. Die Antwort: In den Etagen sollten auch die Nutzungen Wohnen, Kultur und funktionsflexible Bereiche möglich sein.
Karstadt Sport Mönckebergstraße mit vielen einzelnen Räumen
Einen gewissen Einfluss auf die Arbeit der Studierenden hatte auch der kürzlich erfolgte Umbau des Berliner Kaufhauses KaDeWe nach diesem Prinzip: „Man hat den Grundriss durch vier geteilt, und so – bei sechs Geschossen – 24 Quadrate geschaffen, die nun unterschiedlich bespielt werden“, so Sill. Nun gehe es beim Edeka Award natürlich „um das Ziel, das Thema Nahversorgung und Einzelhandel in der Metropole Hamburg aus einem anderen und erweiterten Blickwinkel zu betrachten.“ Und so hat jeder der Entwürfe der HCU-Studenten einen Edeka-Supermarkt im Erdgeschoss. Die sonstigen Nutzungen sind aber ganz unterschiedlich.
In ihrem Entwurf „Bude“, der mit dem ersten Preis für Master-Studierende ausgezeichnet wurde, haben Lea Charlotte Gotthardt, Elsa Günther und Dimitrios Traianos das Gebäude von Karstadt Sport in viele einzelne Räume unterteilt. Wie in einem Regal mit unterschiedlichen Nutzungen könnten sie von Interessenvereinen und Initiativen belegt werden und so zu einem „Kommunikationsort für innovative Stadtkultur werden“, wie Sill sagt.
Die Glasfassade werde dabei kleinteiliger und von den Nutzern geprägt – an manchen Stellen wird sie auch weggelassen, was eine Loggia ergibt. Unten im Erdgeschoss haben die Studierenden einen „Edeka rapid“ geplant, in dem sich Angestellte aus der Nachbarschaft mit Snacks oder Reisende mit Proviant eindecken können.
Karstadt Mönckerbergstraße mit Kulturraum auf dem Dach
Der zweite Preis in dieser Kategorie ging an das „retail lab“, das Lars Becker, Simon Grewe und Florian Kraus aus Karstadt Sport machen würden. Anstelle der Eisbahn auf dem Dach entsteht auf ihrem spektakuläre Gebäude ein Raum für Kulturveranstaltungen, der flexibel von unterschiedlichen Einrichtungen genutzt werden könnte.
Die sechs Etagen, in denen es verschiedene Läden gibt, werden durch eine rote Treppe miteinander verbunden. Der Kulturraum oben soll von außen erschlossen werden, damit man dort nicht durch die Öffnungszeiten eingeschränkt wird.