Hamburg. Hamburger Betriebe setzen Sanktionen um. Dem Wartungsbetrieb gelingt 2021 Rückkehr in Gewinnzone. Personalaufbau geplant.

Angesichts der Krieges im Osten Europas gibt es derzeit bei Bilanzpressekonferenzen zunächst nur ein Thema. Man sei mit den Gedanken bei den Frauen, Männern und Kindern in der Ukraine und unterstütze die 130 Mitarbeiter im Land so gut es möglich sei, sagte Lufthansa-Vorstandschef Carsten Spohr.

Normalerweise wären am Donnerstag rund 4000 Passagiere an Bord von Lufthansa-Maschinen gewesen, um nach oder aus Russland und in die oder aus der Ukraine zu fliegen. „Wir verbinden Menschen, Kulturen und Volkswirtschaften“, sagte Spohr. So trage man zur Völkerverständigung und Frieden bei.

Ukraine: Luftraum muss umflogen werden

Doch momentan geht dies wegen des Krieges und der verhängten Sanktionen gegen den Staat von Präsident Wladimir Putin nicht. Die Kranich-Maschinen fliegen gen Asien Umwege, um den gesperrten Luftraum der am Krieg beteiligten Länder zu meiden.

Und auch für die Hamburger Tochter gibt es Konsequenzen. „Lufthansa Technik hat sämtliche Dienstleistungen für Kunden in Russland gestoppt“, sagte Spohr.

Lufthansa Technik betreut 400 Flieger in Russland

Das ist wirtschaftlich für den Wartungs-, Reparatur- und Überholungsbetrieb durchaus spürbar. Vor der Krise wurden rund vier Prozent des Umsatzes in Russland erzielt. Mit rund einem Dutzend Airlines hat das Fuhlsbüttler Unternehmen Verträge, rund 400 Flieger werden betreut.

Doch angesichts des brutalen Angriffs von Putins Truppen dürften finanzielle Erwägungen sicherlich nur eine marginale bis gar keine Rolle spielen.

Airbus liefert keine neuen Jets mehr nach Russland

Auch die zweite Branchengröße in der Hansestadt legt Geschäfte mit Russland auf Eis. „Im Einklang mit den derzeit geltenden internationalen Sanktionen hat Airbus Auslieferungen und Unterstützungsleistungen an russische Kunden sowie die Lieferung von Ersatzteilen in das Land ausgesetzt“, sagte ein Airbus-Sprecher dem Abendblatt.

Derzeit seien rund 340 Airbus-Jets in den Flotten russischer Airlines. Im Auftragsbuch stehen für die Staatsairline Aeroflot noch 14 A350-Großraumjets und rund 40 Kurz- und Mittelstreckenflieger der Typen A220 und A320-Familie, die rund zur Hälfte in Hamburg endmontiert werden.

Spohr spricht mit Airbus über A350 für Aeroflot

Spohr äußerte Interesse. Durch abspringende russische Airlines erwarte er „interessante Marktopportunitäten“ bei A350 und 787. „Wir sind mit Airbus und Boeing in Kontakt“, sagte Spohr und hofft sie, zu günstigen Konditionen zu bekommen.

Einen Ausblick für 2022 wagte er wegen des Konflikts nicht. Die Risiken für die Weltwirtschaft stiegen, der Ölpreis lege zu, in der Folge dürften die Ticketpreise steigen, auf den Asien-Strecken werden die Umwege für zusätzliche Belastungen sorgen.

Lufthansa verringert den Verlust

Im Jahr 2021 steigerte die Lufthansa-Gruppe den Umsatz auf 16,8 Milliarden Euro – plus 24 Prozent zu 2020. Der Verlust wurde in der Rechnungsmethode Adjusted Ebit trotz Pandemie und Reiserestriktionen von 5,5 Milliarden auf 2,3 Milliarden Euro reduziert.

Die Hamburger Tochter schaffte sogar die Rückkehr in die Gewinnzone. „Wir sind absolut stolz auf Lufthansa Technik“, sagte Finanzvorstand Remco Steenbergen. Das „sehr gute Unternehmen“ profitiere von der zunehmenden Wartungsnachfrage durch die Branchenerholung und dem Wegfall negativer Sondereffekte des Vorjahres.

Lufthansa Technik: 210 Millionen Gewinn

Beim Adjusted Ebit stand nach einem Minus von 383 Millionen 2020 nun ein Plus von 210 Millionen Euro. „Das war ein hartes Jahr, das allen alles abverlangt hat – aber es hat sich gelohnt“, sagte Lufthansa-Technik-Sprecher Jens Krüger.

Auf der Basis in Hamburg arbeiten nach dem Jobabbau rund 8000 Menschen, der Technik zugeschlagen werden noch 900 Mitarbeiter von Lufthansa Industry Solutions in Norderstedt. Krüger: „Beim Personal geht es jetzt langsam wieder aufwärts.“

Börsengang von Lufthansa Technik 2023?

Der Konzern strebt weiterhin an, einen Teilverkauf oder einen Teilbörsengang von Lufthansa Technik im nächsten Jahr abzuschließen. Weitere Infos dazu gab es nicht. Steenbergen: „Im Moment kann ich nichts Klares dazu sagen.“