Hamburg. Flizzy sollte im Sommer starten, doch das Start-up hat kaum Autos. Nun sammelt der Gründer des Unternehmens Geld.

Es waren große und ehrgeizige Pläne, die Jan Hauke Anfang des Jahres vorstellte: Bereits im Juni, spätestens im Juli dieses Jahres wolle er in Hamburg den Carsharing-Dienst Flizzy starten, sagte der Jungunternehmer im Februar im Gespräch mit dem Abendblatt. 200 Mini-Elektroautos von chinesischen Herstellern sollten dann auf den Straßen der Hansestadt unterwegs sein.

Der Clou: Flizzy soll der erste Carsharing-Anbieter sein, der von den Kunden zum monatlichen Pauschalpreis genutzt werden kann. Einmal zahlen und dann die zweisitzigen Stadtflitzer ohne jede Zeit- und Kilometerbegrenzung nutzen, lautet das Versprechen. Es ist die Übertragung des Prinzips Mobilfunk- oder Fitnessstudio-Vertrag auf die geteilte Mobilität.

Carsharing mit Flatrate: Unschlagbar günstiger Preis

 Und das zu einem unschlagbar günstigen Preis: Er wolle die Autos der Flizzy-Flotte zum Flatrate-Preis von 29,90 Euro pro Monat vermieten, wenn die Nutzer sich gleich für ein ganzes Jahr binden, so Hauke. „Die 29,90 Euro gelten nur anfangs, der Preis wird steigen“, sagte er damals. Aber eher auf 40 als auf 50 Euro pro Monat.

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Dieser Preis steht bis heute auf der vor Monaten freigeschalteten Flizzy-Homepage. Dahinter steht die Firma The Shared Mobility GmbH, als deren Vertretungsberechtigter Jan Hauke im Impressum firmiert. Zeitweise warb Flizzy sogar im Hamburger U-Bahn-Fernsehen.

Gewichtiger Schönheitsfehler

Einen gewichtigen Schönheitsfehler hatte das Projekt, als es präsentiert wurde: Hauke konnte gerade einmal einen der Kleinwagen („Der schafft Tempo 80, ABS und Airbags hat er nicht.“) vorweisen, von denen schon wenige Monate später 200 Stück in Hamburg unterwegs sein sollten. Doch der Jungunternehmer gab sich optimistisch: Eine zweistellige Zahl der Kleinwagen sei bereits bei den Herstellern fest geordert, sagte Hauke. Den größten Teil der Flotte werde er aus eigenem Vermögen finanzieren. Und er sei offen für Investoren, die Interesse an einer hohen Rendite hätten.

Zu schön, um wahr zu sein? Skeptiker können sich mittlerweile bestätigt fühlen, denn der Starttermin ist verstrichen, doch Flizzys sind auf Hamburgs Straßen bislang nicht unterwegs. Mehr noch: Wenn überhaupt, sind bislang erst einige wenige der knubbeligen Wagen in der Stadt eingetroffen.

Verbraucherzentrale Hamburg rät zur Umsicht

„Leider haben wir es nicht geschafft, im Sommer zu starten. Eigentlich stehen wir schon fertig in den Startlöchern, aber die Fahrzeugflotte ist noch nicht vollständig finanziert“, teilte Flizzy dieser Tage den – nach eigenen Angaben – 6000 Hamburgerinnen und Hamburgern mit, die sich auf die Warteliste hatten setzen lassen. Das Unternehmen bittet nun um Finanzhilfe: Künftige Nutzer können eine Drei-Monats-Flatrate für 99,90 Euro buchen oder 249,90 Euro Jahrespauschale. Unter den Angeboten finden sich die Worte: „Geld-zurück-Garantie bis 31.12.2021“. Investoren verspricht das Unternehmen zwölf Prozent Jahresrendite bei fünf Jahren Laufzeit. Und es gibt ein Sponsoring-Modell für Firmen, die auf einem Flizzy drei Jahre lang werben wollen – für 10.000 Euro.

Die Verbraucherzentrale Hamburg rät – wie immer bei hohen Renditeversprechen – zur Umsicht. „Das ist in der Regel mit einem hohen Risiko verbunden“, sagt Verbraucherschützerin Julia Rehberg. Der Abschluss eines Flatrate-Vertrags sei wie eine Bestellung auf Vorkasse. „Ob man gegebenenfalls einen Rückzahlungsanspruch durchsetzen kann, muss man dann sehen.“ Nicht zu erkennen sei, wie das Geld beim Unternehmen abgesichert ist.

Hamburger Start-up: Hauke gibt sich weiter optimistisch

Jan Hauke gibt sich gegenüber dem Abendblatt weiter optimistisch. Was passiert, wenn nicht genug Geld für den Auto-Kauf zusammenkommt? „Das wird nicht passieren“, erklärt er. Wie ist das Geld von Frühbuchern, Sponsoren, Investoren abgesichert? „Unterschiedlich“, heißt es ohne weitere Details. Losflitzen sollen die Flizzys bis Dezember. Dass das Flatrate-Carsharing binnen fünf Monaten startet, hatte Hauke Anfang des Jahres schon einmal versprochen.